+Lonny Glaser - Brückenbauerin für den Frieden über nationale und konfessionelle Grenzen hinaus
+Lonny Glaser - Brückenbauerin für den Frieden über nationale und konfessionelle Grenzen hinaus
Lonny Glaser starb am Dienstag im Wien mit 96 Jahren.
Lonny Glaser, Gründerin des kirchlichen Instituts "Janineum", ist am Dienstag, 16. März, im Alter von 96 Jahren in Wien verstorben. Glaser ermöglichte mit ihrer Initiative Tausenden Wissenschaftlern und Künstlern aus Osteuropa Studienaufenthalte in Österreich. Zu ihren 90. Geburtstag hat sie der Wiener Weihbischof Helmutz Krätzl als "Brückenbauerin für den Frieden über nationale und konfessionelle Grenzen hinaus" gewürdigt. Der Termin für das Begräbnis steht derzeit noch nicht fest.
Die bis 2009 bestehende kirchliche Stiftung "Janineum" wurde von Glaser auf Initiative der Kardinäle Franz König und Stefan Wyszynski (Warschau) 1957 gegründet. Mit der Gründung verband Glaser das Ziel, lange vor dem Fall des "Eisernen Vorhangs" einen Beitrag zum geistigen Austausch und zur Völkerverständigung in Europa zu leisten. Der erste Stipendiat kam bereits im Gründungsjahr, weitere 6.000 Wissenschaftler, Künstler und Studierende aus Polen und anderen damals kommunistischen Staaten in Ost- und Mitteleuropa folgten und nutzten ihre Studienaufenthalte in Österreich zur Weiterbildung, Forschung und Anbahnung von wissenschaftlichen und künstlerischen Kontakten sowie zur Begegnung mit Kultur und Kirche. Einer der prominentesten "Janineum-Studenten" war "Solidarnosc"-Vordenker Prälat Jozef Tischner (1931-2000).
Die Initiative Lonny Glasers half mit, die vom KP-Regime angestrebte Abschnürung der katholischen Intelligenz von Europa zu überwinden. Unter den geänderten Bedingungen seit der "Wende" setzte sich das "Janineum" besonders für Versöhnung und Verständigung ein: Wissenschaftler aus verschiedenen Reformstaaten lebten und arbeiteten gemeinsam als "Janineum"-Stipendiaten in Wien. Auf diese Weise entstand ein Netz persönlicher Beziehungen zwischen Akademikern und Künstlern aus oft "historisch verfeindeten" Nationen.
Glaser 1997 mit Kardinal-König-Preis ausgezeichnet.
Glaser, geboren am 18. Jänner 1925, verbrachte einen Teil ihrer Jugend im polnischen Bielsko-Biala (Bielitz). Dort wurde sie von ihrer Lehrerin, der Ordensfrau Janina Wizor (nach der das Institut "Janineum" benannt wurde), tief geprägt. 1957, bei ihrem ersten Polenbesuch nach dem Krieg, entstand im Gespräch mit Kardinal Wyszynski die Grundidee des "Janineums": die Einladung von polnischen katholischen Akademikern nach Österreich, um ihnen die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Arbeit und zum geistigen Austausch mit österreichischen Katholiken zu geben. Kardinal König entsprach der Bitte des polnischen Primas und sah in dem Vorhaben eine gute Möglichkeit, an der "Ostpolitik des Vatikans" mitzuarbeiten. Die Katholiken in Ostmitteleuropa sollten fühlen, dass sie nicht vergessen sind und der "Eiserne Vorhang" die gläubigen Christen nicht wirklich trennen kann.
Glaser wurde für ihr Wirken in den vergangenen Jahren vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt sie 1997 den "Kardinal-König-Preis" und 2008 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Die polnische Jagiellonen-Universität ehrt Lonny Glaser mit der Verleihung des Ehrendoktorats.
Für Lonny Glaser war der "Hintergrund" ihrer Arbeit immer die katholische Kirche: "Nur in der Kirche war es mir möglich, ohne Eigenkapital und als Frau einer vermeintlichen Utopie nachzugehen und einen Nachkriegstraum zu verwirklichen - den Traum von Versöhnung, Verständnis, Frieden und Freundschaft zwischen Menschen, die sich als Feinde gegenüberstehen mussten, obwohl sie zu dem selben Kulturkreis gehören", hielt sie einmal rückblickend fest.