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01.09.2014

"Ich bin Gott sei Dank kein Menschenrechtsasket"

Amnesty International Österreich, Generalsekretär Heinz Patzelt

Generalsekretär Heinz Patzelt von Amnesty International Österreich spricht über die Menschenrechtsverletzungen im Irak und wie er abseits seiner Arbeit zur Ruhe kommt.

Weltweit ist man noch immer schockiert über die veröffentlichte Enthauptung des US-Journalisten James Foley. Die Jihadisten Islamischer Staat scheinen immer brutaler  vorzugehen. Wie erklären Sie sich diese Zunahme an Gewalt?

 

Heinz Patzelt: Da gibt es kein Augenzwinkern und kein Verständnis für Freiheitskämpfer. Das, was IS im Nordirak und im angrenzenden Gebieten anrichtet, ist blanker Terror. Das ist größter Missbrauch einer Religion und einfach nur grauenhaft.

 

Trotzdem ist es auch notwendig, sich über Ursachen zu unterhalten. Das Land wurde laut US-Regierung befreit von Saddam Hussein. Wer aber ein Land besetzt, trägt auch Verantwortung. Es dürfen nicht nur die strategischen und ökonomischen Ziele im Vordergrund stehen. Wenn man zudem noch höchst fragwürdig legitimierte Regierungen unterstützt, dann steigt diese Verantwortung. Das betrifft die vorhergehende und derzeitige amerikanische Regierung.

 

Wegschauen wäre nun katastrophal, Bomben werfen ist sicher nicht sehr viel besser. Aber zu beobachten wie hier ein Völkermord passiert, wie zum Beispiel an den Yeziden und Christen, ist genauso nicht möglich. Trotzdem ist es notwendig über die Ursachen zu sprechen, ohne die aktuellen Täter in irgendeiner Form zu entschuldigen.

 

Haben Minderheiten im Irak noch eine Zukunft?

 

Wäre ich dort, würde ich alle Mittel und Wege in Bewegung setzen, um so rasch als möglich mich und meine Familie in Sicherheit zu bringen. Eine kurzfristige Zukunft oder Lösungen sehe ich definitiv keine.

 

Die Mitglieder der EU dürfen nun auch Waffen an kurdische Kämpfer im Irak liefern. Halten Sie das für die richtige Lösung?

 

Wer immer in einem Bürgerkriegsgebiet Waffen liefert, handelt zumindest mit einem enormen Risiko. Ich kann nicht sagen, man dürfe keine Waffen liefern. Weil zumindest ist die kurdische lokale Bevölkerung noch willig sich gegen den Terror zu stellen. Die Kurden ohne Ausrüstung gegen modernste Waffen, die die US-Armee dort zurückgelassen hat und die längst in den Händen der Jihadisten sind,  antreten zu lassen, wäre wohl zynisch. Wahrscheinlich ist es die weniger schlechte Lösung, als gar keine Waffen zu liefern.

 

Die Angst vor den IS-Milizen scheint die Kurden zu einen. Sehen Sie die Geburt eines neuen Kurdenstaates?

 

Die kurdische Bevölkerung hat in diesem Vierländereck viele Jahrzehnte Elend erlebt. Ich würde mir wünschen, dass dieses Volk, wie auch immer, irgendwie in Frieden leben kann. Die große Sorge ist nur, dass dies wieder die nächste Fortsetzung eines Konfliktes wird. In der Region gibt es einige Regierungen, die diesen Kurdenstaat nicht sehen wollen. 

 

Sie sind jeden Tag mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. Sehen Bilder die niemand sehen will. Belastet Sie das im Privatleben?

 

Ich bin Gott sei Dank kein Menschenrechtsasket. Wenn man diese Bilder in den Träumen zu sehen beginnt und sich nicht mehr erlaubt, anderes Entspannendes, weit von Menschrechtsarbeit Entferntes zu unternehmen, dann muss man sofort mit der Tätigkeit aufhören. Erholung finde ich in einem wunderschönen Familienhaus am Mondsee. Ansonsten haben Freunde noch einen Bauernhof im Waldviertel, der unendlich viel Ruhe und Friedfertigkeit ausstrahlt. Dort kann ich tischlern. Eine herrliche Methode abzuschalten, wenn man mit eigenen Händen ein nachhaltiges Produkt schaffen kann. Zudem fotografiere ich sehr gerne.  Das ist auch sehr geruhsam.

 

Neben Studium und Beruf waren Sie viele Jahre ehrenamtlich beim Malteser Hospitaldienst im Einsatz. Hat Sie diese Zeit geprägt?

 

Zum damaligen Zeitpunkt waren die Malteser unendlich spannend und vielfältig: Von Behindertenarbeit über Rettungsfahren bis hin zu Erste-Hilfe- und Katastropheneinsätzen. Ich habe auch im Antikschmuckhandel gearbeitet. Da lernt man das Klinkenputzen. Aber das ehrenamtliche Arbeit unverzichtbar wertvoll ist, ist sicher eine Malteser Prägung.

 

Der Hospitaldienst gehört bekanntlich den Malteser Ritterorden an. Sind Sie ein gläubiger Mensch?

 

Ich selbst bin eingetragener Katholik. Salopp gesagt, habe ich mit der "Bodenorganisation" durchaus meine Probleme. Aber ich bin ganz fest davon überzeugt, jenseits jedes mathematischen Beweises, dass es da mehr gibt als dieses eine Leben. Dass der Tod eine Übergangsphase ist und dass es auch ordnende Kräfte gibt. Entsetzlich finde ich, wenn Religion von anderen Menschen dazu missbraucht wird, Menschrechtsverletzung zu begehen. Das ist der falsche Weg und gilt für alle Religionen der Welt.  Ich würde mir öfter wünschen, dass alle Religionsführer Missbrauch in aller Lautstärke entgegentreten.

erstellt von: Der Sonntag / Georg Gatnar (31.8.2014)
01.09.2014
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Weitere Informationen

Amnesty International Österreich

 

Malteser Ritterorden

 


 

Radio Stephansdom   Radio Stephansdom

Klassik verpflichtet!

 

Das vollständige Interview mit Heinz Patzelt können Sie auf Radio Stephansdom nachhören. http://www.radiostephansdom.at/podcast/perspektiven/

     
 

 


 

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Freude einüben, Leben schöpfen (Joh 9,1)

Barbara Ruml: Evangeliumsauslegung zum 4. Fastensonntag (22.3.2020)

Christus, Heil der Kranken...

Es ist nicht mangelndes Gottvertrauen wenn wir medizinisch vorsichtig sind

Lebendig (Joh 4,5-26. 39a. 40-42)

Markus Beranek: Evangeliumsauslegung zum 3. Fastensonntag ( 15. März 2020)

Vorurteil oder nicht? Die Kirche ist: Verstaubt oder zeitgemäß?

Ist der Glaube und die Kirche überhaupt (noch) zeitgemäß.

Nach 66 Tagen.

Ein Kind, das lebensverkürzend erkrankt, verändert eine ganze Familie und die Hospizarbeit in Österreich.

Vorurteil oder nicht?: Nur Kinder, Küche und Kirche?

Welche Rolle spielen die Frauen in der Kirche? Sind Frauen generell spiritueller als Männer?

Hoffnung und Trost aus Stein und Glas?

Es macht nachdenklich, wenn Kirchen in Zeiten von Angst und Verunsicherung gesperrt werden.

Es ist gut, dass wir hier sind! (Mt 17, 1-9)

Sr. Franziska Madl OP: Evangeliumsauslegung zum 2. Fastensonntag (8.3.2020)

„Passionswege“ durch die Fastenzeit: Völlig allein gelassen

Die Geschichte eines Missbrauchs: Mit einem Mal ist die Zeit wieder präsent. Die Ereignisse liegen 40 Jahre zurück.

Genau hinschauen (Mt 4, 1-11)

Markus Muth und Michael Haller schreiben ihre Gedanken zum Evangelium zum 1. Fastensonntag, (1. März 2020)

Vorurteil oder nicht?: Zwischen Glaube und Geld

Den gängigsten Vorurteilen gegen die katholische Kirche auf den Grund gegangen.

Österreichweite Kooperation und Digital-Abo

Neuer Online-Auftritt und wöchentliches Digital-Abo

Der SONNTAG in der Offensive

Selfie schicken und gewinnen

Hilfe für unbegleitete Flüchtlinge in Bosnien

„Pfarrnetzwerk Asyl“ hilft jugendlichen  Flüchtlingen konkret vor Ort in der Stadt Bihac.

Gesund durch den Winter mit Hildegard von Bingen. 7: Mit neuer Kraft ins Frühjahr

Expertin Brigitte Pregenzer gibt Tipps für eine wohltuende Reinigungskur, für Pollen-Allergiker und bei Frühjahrsmüdigkeit.

Gelassen pilgern durch das Weinviertel

Auf 153 Kilometern führt der „Jakobsweg Weinviertel“ von Drasenhofen nach Krems.

„Wir wollen nicht nationale Not gegen andere ausspielen“

Interview mit Andreas Knapp, Auslandshilfechef der österreichischen Caritas.

„In der Bibel ist immer Fasching“

Auch wenn der Fasching keine explizit kirchliche Erfindung ist, offensichtlich gibt es durchaus biblische Anleihen für ausgelassenes Feiern.

Genussvoll glauben: Immer der Nase nach

In dieser Ausgabe widme ich mich den Freuden, die wir uns durch Gerüche und Düfte bereiten können.

Nicht schon wieder! (Mt 5,38-48)

Elisabeth Birnbaums Evangeliumsauslegung zum 7. Sonntag im Jahreskreis (23.2.2020)

Neue Lektüre für Klein und Groß

Warum auch Erwachsene das eine oder andere Kinder- und Jugendbuch unbedingt zur Hand nehmen sollten, haben wir uns für Sie angeschaut.

Was tun bei Demenz?

Kurse und Lehrgänge vermitteln grundlegendes Wissen und einige hilfreiche Methoden und Ideen für einen stressarmen Alltag

Durchkreuzt: Einfach da sein dürfen vor Gott - ein Interview

Schicksalsschläge werfen oft aus der Bahn. Benediktinerpater Martin Werlen im Interview

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