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Frauenorden bieten Schutzwohnung für Menschenhandel-Opfer

(11.10.2012) Viele, oft sehr junge Frauen, werden mit falschen Versprechungen nach Österreich gelockt und zur Prostition gezwungen. Der Ausstieg ist schwer, die Frauenorden wollen helfen.

Sechs österreichische Frauenorden betreiben fortan in Wien gemeinsam eine Schutzwohnung für Frauen, die Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung geworden sind. Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des 6. Europäischen Tages gegen Menschenhandel am 18. Oktober wurde die Initiative des Vereins Solwodi Österreich ("Solidarity with women in distress") am Montag, 15. Oktober 2012, vorgestellt.

"Es ist unsere Pflicht als Ordensgemeinschaften, hin-statt wegzuschauen, wenn Frauen ausgebeutet und erniedrigt werden, in der Notlage zu helfen und Betroffenen eine Stimme zu geben", sagte Schwester Patricia Erber, Provinzvikarin der Salvatorianerinnen in Österreich und Solwodi-Vorsitzende.

 

Möglichkeit zum Ausstieg

Rund 7.000 Prostituierte gibt es Schätzungen zufolge allein in Wien, 80 Prozent von ihnen stammen aus dem Ausland. "Viele dieser Frauen kamen in sehr jungem Alter über Menschenhändler nach Europa, die ihnen und ihrer Familie hier ein gesichertes Einkommen versprochen haben. Oft arbeiten sie unfreiwillig als Prostituierte und erfahren Nacht für Nacht körperliche Gewalt und sexuelle Ausbeutung. Sie sehen jedoch keine Möglichkeiten des Ausstiegs", erklärte die Sozialarbeiterin, Franziskanerinnen-Missionarin und künftige Leiterin der Schutzwohnung in Wien, Schwester Anna Mayrhofer.

 

Alltag normalisieren, Perspektiven bieten

"Wir sind als Frauenorden in der glücklichen Lage, nun eine konkrete Hilfe anbieten zu können", so Schwester Mayrhofer. Die Solwodi-Wohnung bietet künftig acht Frauen - mit oder ohne Kindern - anonym Unterkunft, Sicherheit und Begleitung, wobei die Ordensschwester von einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von einem Jahr ausgeht. Der Bedarf dafür ist groß, ergänzte Schwester Erber: "In ganz Österreich gab es bisher erst eine Schutzwohnung für Opfer von Menschenhandel. Drei Viertel der betroffenen Frauen müssen hier bisher in anderen Institutionen untergebracht werden. Dort haben sie aber nicht das geschützte Umfeld, das sie benötigen." Finanziert wird die Solwodi-Arbeit in Österreich durch die Vereinigung der österreichischen Frauenorden, Ordensgemeinschaften und private Spenden.

Was man für die von Gewalt und Ausbeutung betroffenen Frauen konkret tun könne, sei zunächst die Normalisierung des Lebensalltages, so Mayrhofer, die schon bisher eine Schutzwohnung im niedersächsischen Osnabrück geleitet hat.

 

Problem fehlende Wahlfreiheit

Solwodi wurde 1985 in Kenia von der deutschen Missionsschwester Lea Ackermann gegründet. Das christliche Bild der Würde und Freiheit des Menschen ist Leitbild des Vereins, der sich "für die Prostituierten, aber gegen Prostitution" wendet, erklärte Schwester Mayrhofer. "In 20 Jahren Beschäftigung mit dieser Gruppe ist mir keine Frau begegnet, die auf diese Weise ihre Persönlichkeit entwickeln konnte. Die Wurzel des Übels liegt darin, dass Frauen unter solchen Lebensbedingungen leben und arbeiten müssen, dass sie keine anderen Wahl haben, als ihren Körper zu verkaufen", so die Ordensschwester.

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