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10.04.2014 · Beichte · Glaubenswissen

Todsünde: Geiz und Enge

Todsünde: Geiz und Enge

Wenn der Geizige sich seiner Angst stellt, kann er frei werden. 

Geiz ist Lebensverneinung. Anhäufen toter Dinge. Das Haben ist  wichtiger als das Leben mit mit der Angst verbunden, nicht mehr so viel zu haben.

Ursprünglich hängt Geiz mit Gier zusammen. Doch im Deutschen hat Geiz die Bedeutung von Enge und übertriebener Sparsamkeit bekommen. Die Gier nach Reichtum kann zu extremer Sparsamkeit führen. Geiz ist Lebensverneinung. Ich häufe tote Dinge an. Aber ich traue mich nicht, etwas zu genießen. Das Haben ist für diese Menschen wichtiger als das Leben. Der Geiz ist also immer auch mit Angst verbunden, ich könnte nicht mehr so viel haben, wie ich brauche. Manchmal ist es die Angst, im Alter nicht genügend Reserven zu haben, meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten zu können.

 

Teufelskreis der Enge

Der Geizige ist sich selbst gegenüber geizig. Obwohl er genügend Geld hat, gibt er es nicht aus. Er lässt sich lieber etwas von andern bezahlen. Er hat ein schlechtes Gewissen, wenn er sich ein gutes Essen gönnt oder sich etwas Schönes zum Anziehen kauft. Der Geizige kann nicht genießen und wird so für andere ungenießbar. Geiz kann zur Sucht werden. Ich habe Angst, etwas nicht mehr zu haben, was ich jetzt noch besitze. Also darf ich nichts weggeben, nichts genießen. Es könnte ja sein, dass ich später zu wenig zum Essen habe. So wird der Geiz zu einem Teufelskreis der Enge und der Selbstvorwürfe, wenn man sich doch mal etwas gegönnt hat. Dieser Geiz ist letztlich Lebensverneinung.

 

Sprichwörtlich ist der Geiz der Reichen andern Menschen gegenüber. Sie geben andern nie Geld. Sie machen keine Geschenke. Geschenke würden nur zu Gegengeschenken verpflichten. Das Schenken an Weihnachten ist ja nur Geschäftsrummel. Mit solchen Argumenten begründet der Geizige vor sich selbst, dass er alles an sich rafft. Aber diese Argumente überzeugen ihn in seinem Herzen nicht wirklich. Weil er sich selbst nichts gönnt, kann er auch andern nichts gönnen.

 

Und letztlich ist die Grundhaltung des Geizigen Angst. Die Angst hängt mit Enge zusammen. Wer Angst hat, wird eng. Wir sprechen im Deutschen vom Geizhals oder vom Geizkragen. Beide Bilder kreisen um den Hals. Der Geizige bekommt nie genug in seinen Hals. Aber zugleich schnürt er seinen Hals zu. Er wird immer enger.

 

Sich der Angst stellen

Ich kann den Geizigen nicht durch moralische Appelle zur Großzügigkeit bringen. Ich muss seine Angst ernst nehmen. Nur wenn der Geizige sich seiner Angst stellt, kann er seinen Geiz lassen, der ihn immer mehr einengt und von den Menschen entfernt. Der Geizige isoliert sich und wird zum Gespött der andern. Schon der Weisheitslehrer im Alten Testament, Jesus Sirach, spottet über den Geizigen: "Wer gegen sich selbst geizt, sammelt für einen andern; in seinen Gütern wird ein Fremder schwelgen. Wer sich selbst nichts gönnt, wem kann der Gutes tun? Er wird seinem eigenen Glück nicht begegnen.

 

Keiner ist schlimmer daran als einer, der sich selbst nichts gönnt, ihn selbst trifft die Strafe für seine Missgunst." (Sir 14,4–6). Und an einer anderen Stelle sagt er: "Ein geiziges Auge trocknet die Seele aus." (Sir 14,9). Geiz wird für den Geizigen zum Teufelskreis. Er möchte Schätze sammeln für die Zukunft. Doch die Gegenwart wird ihm zur Hölle. Denn er vermag sein Leben nicht zu genießen.

 

Der Weg, vom Geiz frei zu werden, besteht darin, sich seiner Angst zu stellen und mit seiner Angst zu sprechen.

  • Wovor habe ich letztlich Angst?
  • Ist es die Angst, zu verhungern oder zu kurz zu kommen?
  • Ist es die Angst, es könnte mir irgendwann einmal etwas fehlen?
  • Oder ist es die Angst, dass mir etwas aus den Händen genommen wird?

Dann wird die Angst fast zur Sucht: Ich muss alles, was ich in den Händen habe, festhalten, mich daran festklammern. Indem ich mit der Angst spreche, kann ich sie zu Ende denken.

 

Ich werde nie alles haben

Und dann wird mich die Angst letztlich zu Gott führen. Die Angst, zu kurz zu kommen, wird mir zeigen, dass ich in Gott alles habe, was ich brauche, dass ich da nie zu kurz kommen werde. Die Angst, dass mir etwas fehlen könnte, verweist mich auf den Mangel, der wesentlich zum Menschen gehört. Ich werde nie alles haben. Der Mangel zeigt mir, dass ich auf Gott angewiesen bin. Ich vertraue darauf, dass Gott für mich sorgen wird und dass ich immer das habe, was ich wirklich zum Leben brauche.

 

Eine andere Ursache für den Geiz können Schuldgefühle sein. Wenn mir von den Eltern immer eingetrichtert wurde, sparsam zu sein und nichts zu vergeuden, wenn jeder Genuss mit dem Verdikt der Verschwendung belegt wurde, dann bekomme ich Schuldgefühle, mir etwas zu gönnen. Die Überwindung des Geizes ist dann nur möglich, wenn ich mich diesen Schuldgefühlen stelle und mir dann von Gott die Erlaubnis geben lasse, das, was er uns an Gaben schenkt, auch zu genießen.

 

 

(35915)

erstellt von: Der Sonntag / P. Anselm Grün OSB
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Mehr über die 7 Todsünden

Die 7 Todsünden im Überblick

 

  • Hochmut, Stolz oder Hybris
  • Neid oder Eifersucht
  • Zorn, Groll und Bitterkeit
  • Geiz und Enge
  • Unkeuschheit, Nebenabsichten in der Liebe
  • Unmäßigkeit und Gier
  • Trägheit oder Akedia

 

Anselm Grün

P. Anselm Grün OSB

ist Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach.
Bekannt ist er als Vortragender sowie als Autor zahlreicher vor allem spiritueller Bücher.

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