Gemeinsam Weihnachten feiern – sich freuen über die Geburt Jesu Christi: Sich gegenseitig eine Freude zu machen, etwas zu schenken, gehört da dazu.
Gemeinsam Weihnachten feiern – sich freuen über die Geburt Jesu Christi: Sich gegenseitig eine Freude zu machen, etwas zu schenken, gehört da dazu.
Weihnachten ohne Geschenke? Geht nicht! Von der Geschichte des Schenkens, dem „perfekten Geschenk“ und warum Schenken vor allem eines machen sollte: Freude!
Glänzende Kinderaugen, weil die heißersehnte Ritterburg tatsächlich unter dem Christbaum steht. Fröhliche Gesichter, weil der Gutschein für den Brunch im Lieblingscafé genau jene Stunden Auszeit bringen wird, die man in den vergangenen Wochen schon vermisst hat. Erstaunen, dass das doch eigentlich vergriffene Buch plötzlich vor einem liegt – so oder so ähnlich funktioniert Schenken in seiner besten Form. „Schenken ist zuallererst einmal etwas Schönes, macht Schenkenden und Beschenkten Freude“, sagt Kathrin Pallestrang, Ethnologin und Kuratorin im Volkskundemuseum im 8. Bezirk in Wien: „Leider vergessen wir das oft im allgemeinen Trubel der Vorweihnachtszeit. Ich würde mir wünschen, dass wir uns dieser Freude am Schenken und Beschenken viel mehr bewusst sind und es weniger als Belastung empfinden.“
Schenken also, wie es früher einmal war? „Genaue Quellen, wann das mit dem Schenken genau angefangen hat, gibt es eigentlich nicht“, erklärt die Ethnologin: „Was wir aber sicher wissen, ist, dass es den Brauch etwas zu schenken schon sehr lange gibt. Und dass es darum ging, Freude zu bereiten. Schon zur Zeit der Römer war es Brauch zum Jahreswechsel den Hausangestellten und Sklaven kleine Geschenke zu machen – ein bisschen Geld zum Beispiel, einen Kuchen oder ähnliches.“ Dieser Brauch hielt sich in unseren Breiten beständig bis ins Mittelalter.
Schenken in einem religiösen Kontext etablierte sich etwa im 16. Jahrhundert. Der Nikolaustag, der 6. Dezember, wurde da zum Tag des Schenkens erkoren – in Erinnerung an die Legende vom hl. Nikolaus, der drei Mädchen beschenkt, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. „Die christliche Religion war immer schon gut darin, althergebrachte Bräuche und Rituale, die sich bereits in der Bevölkerung etabliert hatten, zu übernehmen und christlich umzudeuten“, sagt Judith Klaiber vom Institut für Pastoraltheologie der Universität Wien: „Schenken ist eben eine alte Symbolik der Zuneigung, der Freude oder Dankbarkeit – und immer auch ein Akt der Kommunikation mit Gegenständen.“
Der Brauch, zu Weihnachten etwas zu schenken, kam erst im 19. Jahrhundert auf. Ganz allmählich wurde Weihnachten da im deutschsprachigen Raum flächendeckend zu dem „Schenk-Termin“ schlechthin. „Im Biedermeier konzentrierte man sich auf die Kleinfamilie. Weihnachten wurde zu einem Fest, das man in der Familie feierte“, sagt Ethnologin Kathrin Pallestrang: „Davor war Weihnachten ja mehr ein öffentliches, ein kirchliches Fest.“
Das Weihnachtsgeschenk verstand man schon damals als etwas, das über das existentiell Notwendige hinausgeht. „Ein ,superadditum‘ ein Buch, Süßigkeiten oder Spiele“, wie Pastoraltheologin Judith Klaiber betont: „Das Überfließende, Überschwängliche, das Außer-Gewöhnliche, das Mehr-an im christlichen Verständnis sollte auch auf das geschenkliche Ur-Ereignis zurückverweisen.“ Geschenke sollten Freude vermitteln und im christlichen Sinne etwas vom himmlischen Paradies hier auf Erden vorkosten lassen. „Maßvoll formuliert“, so Judith Klaiber: „Unser christlicher Gott schenkte sich selbst in seinem einzig geborenen Sohn. Das spezifisch christliche Moment ist hier, dass im Unterschied zum Gabenverständnis antiker Religionen, eben Schenken ohne Erwartung einer Gegengabe geschieht, als völlige, reine Hingabe seiner selbst.“
Und der Christbaum? Der gehört natürlich auch zum Schenken zu Weihnachten dazu. Bei vielen Familien steht er sogar ganz oben auf dem „Christkindlbrief“. „In der Zeit des Biedermeier hingen die Geschenke noch am Christbaum – damit war der natürlich automatisch auch Teil des Geschenkereigens“, sagt Ethnologin Kathrin Pallestrang: „Erst als die Geschenke größer wurden, kam dann der Brauch auf, sie nicht auf den Baum zu hängen, sondern unter den Baum zu legen.“
„Schenken und beschenkt werden war früher aber vor allem ein Oberschichtphänomen“, so Kathrin Pallestrang: „Die Kinder aus armen Familien haben meist durch die Finger geschaut. Da wurde maximal das geschenkt, was da war oder dringend benötigt wurde: ein Apfel vielleicht einmal, oder eine Hose. Besonders hart war das bestimmt in jenen Gebieten wie Thüringen oder Gröden, in denen die Spielsachen, die anderswo verschenkt wurden, von Kindern hergestellt wurden.“
Schenken hat sich in den Jahrhunderten seines Bestehens also immer wieder leicht gewandelt, hat andere Ereignisse „besetzt“. „Von der grundsätzlichen Idee her, dass das Geschenk – das freiwillige Geben – etwas sein soll, was Freude bringt und über das Alltäglich-Normale hinausgeht, hat sich aber nicht viel im fundamentalen Verständnis verändert. Aber dieses eine ist halt immer schwieriger zu finden“, ist Pastoraltheologin Judith Klaiber überzeugt. Auffallend sei, dass Schenken heutzutage fast schon eine Pflicht ist, ein Muss, und viele sich damit schwer tun. Auf der Suche danach, was dieses eine „superadditum“ sein könnte, verzweifeln manche fast. Schon Monate vor dem Fest sind sie „auf der Jagd“ nach dem perfekten Geschenk.
Die kommerziell ausgedehnte Adventzeit stößt dabei vielen sauer auf. Lebkuchen und Dominosteine im September, Weihnachtsbeleuchtung im Oktober, muss denn das sein? Pastoraltheologin Judith Klaiber bietet da einen ganz entspannten Blick auf das Geschehen: Deute doch der so verlängerte Advent wohl unbewusst auf den ursprünglichen christlichen Zeitverlauf hin: die zweite vierzigtägige vorweihnachtliche Bußzeit, die eine Zeit des Fastens und Betens sein soll, dauerte vom 12. November – ein Tag nach Martini – bis zum 6. Januar – Epiphania (Erscheinung) des Herrn, Heilige Drei Könige. „Diese zweite Fastenzeit ist heute zwar nicht mehr allzu bekannt, jedoch setzt sie einen ganz klaren Kontrapunkt inmitten dieser vorweihnachtlichen Glitzer-Zeit: Die eigentliche Intention ist es, innezuhalten, in sich zu kehren und sich auf die Ankunft des Herrn vorzubereiten. Der Begriff Advent bedeutet ja Ankunft.“
Die heutige Form der Adventzeit gehe auf das 7. Jahrhundert zurück, gibt Judith Klaiber zu bedenken, und die Festsetzung auf vier Adventsonntage auf Papst Gregor den Großen. „Im Erzbistum Mailand hat sich die sechswöchige Adventszeit etwa bis heute gehalten“, so die Pastoraltheologin.
Und wie hält sie selbst es mit dem Advent? „Ganz besonders fein finde ich die liturgische Ausgestaltung der Adventsonntage mit den Introitus-Gesängen“, sagt Judith Klaiber: „Am bekanntesten ist der Gesang des 3. Adventssonntages ,Gaudete‘ (Freut euch), an diesem Sonntag kann man einige Priester in rosafarbenen Messgewändern bewundern. Besonders spannend sind die sieben Antiphon-Gesänge vom 17. Dezember bis zum 23. Dezember, deren Anfangsbuchstaben rückwärts gelesen bedeuten: ,erocras‘ - ,ich werde morgen da sein‘ – eine sehr alte, wunderbare Ausgestaltung unserer glaubenden Hoffnung und dem weihnachtlich-freudigen Ankunftsmotiv.“
Gedanken zum SchenkenIn der Vorbereitung auf Weihnachten haben wir uns "Gedanken zum Schenken" gemacht. |
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