Dieses Interview können Sie in gekürzter Form am Donnerstag, den 12. Juni 2014 um 19 Uhr auf Radio Stephansdom 107,3 hören oder hier später nachhören.
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Eduard Schretter aus Tirol war ursprünglicher Jäger. Nach einem Sturz aus 11 Meter Höhe, den er unversehrt überlebte, entwickelte er eine tiefe Marienverehrung und erkannte nach und nach sein Lebensziel.
Herr Schretter, erzählen Sie uns ein wenig von sich und Ihrer Berufungsgeschichte?
Mein Name ist Eduard Schretter, ich bin Ordensbruder der Gemeinschaft Brüder- Samariter der Flamme der Liebe des Unbefleckten Herzens Mariens (FLUHM) und bin 47 Jahre alt. An meine Berufung kann ich mich noch ganz genau erinnern: Am 28. Mai 2006 bei der 9 Uhr-Messe in Klein-Mariazell (NÖ) im Wienerwald spürte ich meine Berufung durch Gottes Gnaden. Fünf Wochen später bin ich von meiner Heimat Ehrwald in Tirol ins Kloster gegangen. Erst als Postulat, also Interessent, und im September desselben Jahres bin ich dann in die Gemeinschaft eingetreten.
Damals war das Noviziat noch in Polen, wo ich dann auch knapp zwei Jahre war. Als das Noviziat dann nach Hafnerberg, also Klein-Mariazell verlegt wurde, habe ich dort meine restliche Noviziatszeit verbracht. Meine ewigen Gelübde habe ich letzten September abgelegt.
Sind Sie katholisch erzogen worden?
Ja, ich bin katholisch aufgewachsen. Als Kind bin ich regelmäßig in die Kirche gegangen, als Jugendlicher aber sehr, sehr selten. Dann wurde ich Berufsjäger und besuchte fast nie einen Gottesdienst. Dieser Arbeit bin ich bis zu meiner Berufung 21 Jahre lang mit großer Leidenschaft nachgegangen.
In den 90er-Jahren habe ich öfter für Gott und meinen Glauben Zeugnis abgelegt, also anderen von meinem Glauben erzählt. Mit knapp 33 Jahren bin ich wieder mehr zum Glauben gekommen, da habe ich wieder angefangen, Rosenkranz zu beten. Davor wollte ich das nie und konnte es auch nicht. Ich konnte damals aber glauben, dass wirklich Jesus Christus durch die Wandlungsworte des Priesters in der Hostie gegenwärtig ist. Das war eine einschneidende Erfahrung und seitdem spüre ich die Kraft, aus tiefstem Herzen an die Gegenwart Gottes in der Hostie zu glauben. Dann ging ich nach langem auch wieder zur Beichte, machte dabei eine Marienweihe und bin so wieder mehr zum Glauben gekommen.
2001, zwei Jahre später, bin ich während meiner Arbeit als Jäger von einem Baum runtergefallen. Während dieses Falls betete ich zur Gottesmutter: „Bitte, hilf mir!“ Ich bin da aus einer Höhe von elf Metern gestürzt und zwischen zwei Steinen aufgekommen, mir ist aber überhaupt nichts passiert. Keine einzige Schramme. Und ich wusste gleich, wer mir geholfen hatte. Damals habe ich eine große Liebe zur Muttergottes entwickelt.
Einige Zeit später kam es mir, dass ich dieses Erlebnis aufmalen musste. Das tat ich dann auch und bat die Muttergottes, meine Hand dabei zu führen. Das war für mich ein Glaubensakt. Als dann meine Berufung „zustande gekommen ist“ bei dieser Heiligen Messe im Mai 2006 habe ich mein Herz im Geiste „zur Seite gelegt“, auf die Patene, das ist der goldene Teller, auf dem die Hostie während der Wandlung liegt. Im Gebet zu Gott sagte ich ihm: „Mach du mit mir, was du willst!“ Ich hatte gemerkt, dass etwas mit mir los ist, also habe ich in diesem Moment ein kleines Gebetsbüchlein aufgeschlagen und erkannte darin das Bild, das ich ein dreiviertel Jahr vorher mithilfe der Muttergottes gemalt hatte. Da habe ich verstanden, dass Gott und die Muttergottes mir anbieten, mit mir den geistigen Weg zu gehen. Dieser Weg hat sich seitdem Schritt für Schritt weiter entwickelt.
Darf man denn als Priester überhaupt noch jagen gehen?
Mir ist nicht bekannt, dass es da ein Verbot gibt. Also dass es einem Priester nicht mehr erlaubt wäre, zu jagen. Doch ich bin seit meiner Berufung nie mehr auf die Jagd gegangen. Ich brauche es auch nicht. Ich möchte mein „voriges Leben“ in keinster Weise missen. Dank der Gnade Gottes sehe ich heute einen tieferen Sinn im Leben des Menschen. Die Menschen haben heutzutage oft kein Ziel. Ich durfte erkennen, dass das Leben auf ein Ziel hingeht: Dieses Ziel ist ewig bei Gott zu sein. Und heute möchte ich meine Zeit anders nützen.
Heute gehe ich auch spazieren und erkenne immer noch die Fährten und Spuren der Tiere des Waldes, ich interessiere mich nach wie vor sehr dafür. Die Zeit, die ich damals im Hochsitz mit dem „Ansitzen“, dem Warten auf Wild, verbracht habe, kann ich heute damit verbringen, mit Menschen zu reden, ein Buch zu lesen oder einfach zu beten. Ich bin davon überzeugt, dass es das ist, was Gott heute von mir möchte und ich will diesem Angebot, diesem Wunsch auch entsprechen. Das wäre ja eigentlich für alle Christen ein „Soll“. Dass man sich fragt: „Gott, was möchtest Du, dass ich tue?“ Und darum möchte ich momentan nicht mehr zur Jagd gehen. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht vielleicht irgendwann wieder das Bedürfnis danach habe. Auch ein Priester braucht Aktivitäten, wo er sich entspannen kann. Ich sehe darin den Sinn meiner Tätigkeit als Jäger, dass ich heute mit „solchen Leuten“ reden kann. Vielleicht sitze ich irgendwann mal wieder am Hochsitz und spreche als Priester mit Jägern!
Ich bereue meinen vorigen Beruf nicht. Was mir im Ordensleben aber schon manchmal abgeht, ist die Freiheit. Aber der Alltag im Orden hat auch so viele schöne Seiten!
Was ist Ihr Primiz-Spruch?
In den acht Jahren, die ich nun schon in der Gemeinschaft bin, hatte ich immer wieder Zweifel und hatte einige Male sogar mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. In solchen Momenten fragte ich Gott: „Was du an mir gefunden? Was habe ich denn Brauchbares für Dich?“ Meine Berufung ist jetzt sicher etwas Besonderes, aber ich glaube, dass jeder Mensch seine Berufung hat. Und in diese Richtung geht auch mein Primiz-Spruch. Er steht im Johannes Evangelium 15,16: „Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt!“
Wissen Sie schon, wo es nach Ihrer Priesterweihe mit Ihnen weitergeht?
Diese Entscheidung ist vor kurzem gefällt worden. An der tschechischen Grenze gibt es ein Dominikanerkloster, das werden wir in Zukunft betreuen dürfen. Das wird uns Kardinal Schönborn anvertrauen. Dort wird zukünftig auch das Noviziat unserer Gemeinschaft sein. Mein Mitbruder, der vor vier Jahren geweiht worden ist, wird die Novizen betreuen und ich werde dort dann Hausoberer sein. Voraussichtlich bin ich dort auch als Kaplan dem dortigen Pfarrer zugeteilt.
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Am kommenden Samstag, dem 14. Juni 2014, wird Kardinal Christoph Schönborn um 9.30 Uhr fünf Weihekandidaten im Stephansdom zum Priester weihen.
Georg Gatnar hat drei zukünftige Priester im Vorfeld besucht und sich über die Priesterausbildung informiert.
Donnerstag, 12. Juni 2014, 19.00-19.25 Uhr.
Eine Sendung von Georg Gatnar auf Radio Stephansdom.