Noch mehr Pilgermassen am Petersplatz als sonst schon üblich.
Noch mehr Pilgermassen am Petersplatz als sonst schon üblich.
Ein unvergessliches Fest mit zwei Päpsten, Hunderten Staatsgästen und über einer Million Pilgern.
Papst Franziskus hat zu Beginn der Heiligsprechungsmesse für die beiden Päpste Johannes XXIII. (1958-63) und Johannes Paul II. (1978-2005) seinen Vorgänger Benedikt XVI. herzlich begrüßt.
Mit dem Gesang des Kyrie und der Allerheiligenlitanai begann die Messe. Kurz vor 10 Uhr zogen hunderte von Kardinälen und Bischöfe aus dem Petersdom auf den Vorplatz. Am Ende der Prozession trat dann Papst Franziskus auf den Platz und wurde von den Anwesenden mit Applaus begrüßt.
Eine halbe Stunde vor Beginn der Heiligsprechungsmesse war der emeritierte Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz eingetroffen. Gestützt auf seinen Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, trat er im weißen Messgewand aus dem Petersdom heraus und ging die Stufen zu seinem gepolsterten und überdachten Sitzplatz hinunter. Er wurde von den Menschen auf dem Petersplatz mit Applaus begrüßt, und winkte kurz.
Zuvor hatte Gänswein auf dem Sagrato des Petersdom die offiziellen politischen Delegationen begrüßt und ihnen die Plätze unter einer Überdachung neben dem Papstaltar zugewiesen; u.a. die deutsche Delegation mit Arbeitsministerin Andrea Nahles und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer und das spanische Königspaar Juan Carlos I. und Sophia. Kurz zuvor hatte Gänswein den Europäischen Ratspräsidenten Herman Van Rompuy begrüßt.
Für Österreich nehmen Vizekanzler Michael Spindelegger und der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics an der Heiligsprechung teilnehmen. Die Diözese Eisenstadt hat eine besondere Beziehung zu Johannes XXIII.: Am 15. August 1960 verfügte er mit der Bulle "Magna quae" die Errichtung der Diözese Eisenstadt und ernannte Bischof Stefan László am 14. Oktober zum Diözesanbischof. Zsifkovics ist der dritte Bischof der jungen Diözese.
Gäste sind auch zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs, Regierungsdelegationen und Vertreter anderer Religionen. 130 bis 150 Kardinäle sowie rund 1.000 Bischöfe werden anwesend sein. Insgesamt haben sich rund 100 offizielle Delegationen zur Papstmesse angemeldet, darunter Könige, Staatspräsidenten und Regierungschefs.
Mit Gesängen und Gebeten bereiten sich die Gläubigen auf dem Petersplatz auf die Heiligsprechungen vor. Eine Stunde vor der Papstmesse eröffnete eine Hymne für den Seligen Johannes XXIII. mit dem Titel "Zeuge des Friedens, Zeuge der Liebe" die insgesamt fünf "Gebets-Momente". Zwischen den einzelnen Teilen beteten die Versammelten den Rosenkranz. Die abschließende Hymne für Johannes Paul II. beginnt mit den Worten "Öffnet die Tore für Christus - Habt keine Angst". Diese Worte hatte der polnische Papst bei seiner Amtseinführung gerufen.
Ein Million Menschen nehmen nach Angaben der römischen Quästur an der Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. teil. Das meldete das staatliche italienische Fernsehen an Sonntag kurz vor Beginn der feierlichen Messe. Nicht nur der Petersplatz selbst ist längst gefüllt, auch auf der anschließenden breiten Via della Conciliazione zur Engelsburg und zu den Tiberbrücken drängen sich die Menschen so, dass es kein Durchkommen mehr gibt.
Während die offiziellen politischen Delegation mit schweren Limousinen unter Polizeieskorte zum Vatikan geleitet wurden, traf Roms Bürgermeister Ignazio Marino mit dem Fahrrad ein.
Die durch ein Wunder von Papst Johannes Paul II. geheilte Ordensfrau Marie Simon-Pierre Normand hat während der Messe zu dessen Heiligsprechung am Sonntag eine Fürbitte vorgetragen. Die französische Ordensfrau von den "Kleinen Schwestern der Katholischen Mütterschafter" bat auf dem Petersplatz um die Fürsprache Johannes Pauls II. für die Achtung der Menschenwürde in Kultur, Wissenschaft und Politik.
Die heute 53 Jahre alte Frau war in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2005 auf medizinische unerklärliche Weise von der Parkinson-Krankheit genesen. Auch Johannes Paul II. litt an dieser Krankheit. Die seit 2001 an Parkinson erkrankte Ordensfrau hatte nach dem Tod dieses Papstes am 2. April 2005 gemeinsam mit ihren Mitschwestern um dessen Fürsprache für eine Heilung gebetet. Der Vatikan erkannte die spontane Heilung Anfang 2011 als auf Fürsprache von Johannes Paul II. gewirktes Wunder an. Damit war der Weg für die Seligsprechung im Mai des gleichen Jahres frei.
Papst Franziskus hat in seinen Abschlussworten die bei der Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. anwesenden Pilger dazu aufgerufen, das Gedächtnis der beiden nun heiligen Päpste in Ehren zu halten, "indem ihr getreu ihrer Lehre folgt". Ein besonderer Gruß und Dank gelte auch den Kardinälen, den Bischöfen und Priestern sowie den offiziellen Delegationen von mehr als 100 Nationen.
Ausdrücklich dankte Papst Franziskus auch der Diözese und der Stadt Rom, die das große Kirchenfest vorbereitet und organisiert hätten. Er dankte aber auch den vielen Freiwilligen-Organisationen, ohne die eine solche Feier nicht möglich geworden wäre. Einen besonderen Gruß richtete der Papst auch an die Pilger der Heimatdiözesen der beiden nun heiligen Päpste Bergamo und Krakau.
Nach der Heiligsprechungsmesse und nach der Begrüßung der offiziellen Delegationen begab sich Papst Franziskus am Sonntagmittag im offenen Jeep durch das Menschenspalier. Begleitet von wenigen Sicherheitsbeamten fuhr er über den Petersplatz und dann über die Via della Conciliazione in Richtung Engelsburg und winkte den jubelnden Massen zu.
Ab 14.30 wird nach Abbau einiger Barrieren der Petersdom geöffnet, um den Gläubigen den Besuch der Papstgräber zu ermöglichen. Papst Johannes XXIII. ist unter einem Altar im rechten vorderen Kuppelpfeiler in einem Glassarg beigesetzt. Johannes Paul II. hat seine letzte Ruhestätte in der San Sebastiano-Kapelle im rechten Seitenschiff der Vatikan-Basilika, nach der Pieta Michelangelos gefunden.