Als Gefängnisseelsorger sei es wichtig, Trostlosigkeit und Verzweiflung der Gefangenen im Gespräch zuzulassen statt gleich zu trösten.
Als Gefängnisseelsorger sei es wichtig, Trostlosigkeit und Verzweiflung der Gefangenen im Gespräch zuzulassen statt gleich zu trösten.
Wie Diakon Franz Schuh in der Eisenstädter Justizanstalt seinen Dienst versieht.
"Ich bin nicht Seelsorger im Gefängnis, um zu verurteilen, sondern um allen, die zu mir kommen, zuzuhören und ihnen in diesen dunklen und schwierigen Zeiten beizustehen." - Das betont der Eisenstädter Gefängnisseelsorger und Diakon Franz Schuh.
In der Justizanstalt Eisenstadt, der einzigen Strafvollzugsanstalt im Burgenland, befinden sich laufend ca. 200 Insassen, davon seit Kurzem auch bis zu 15 weibliche Häftlinge. Seit 2008 ist Diakon Schuh in der Justizanstalt tätig. In einem Beitrag auf dem Onlineportal der Diözese Eisenstadt berichtet er über seine Arbeit.
Der Dienst des Gefängnisseelsorgers besteht demnach vorrangig aus zwei Schwerpunkten: Gespräche und die Feier von Gottesdiensten. Die Wortgottesdienstfeiern seien für die Insassen eine "Insel der Freiheit im tristen Gefängnisalltag" und auch sehr gut und gerne besucht. Allerdings würden derzeit aufgrund der strengen Corona-Maßnahmen in Österreichs Gefängnissen keine Gottesdienste stattfinden; seelsorgliche Gespräche freilich sehr wohl.
Bei Schuhs wöchentlichen Besuchen auf den einzelnen Stockwerken, in einzelnen Zellen und auch in Werkstätten und Arbeitsträumen, würden sich jedes Mal Personen finden, die ein Gespräch wünschen. Dies betreffe auch nicht nur die Häftlinge, sondern auch die Justizbeamten.
Im Mittelpunkt seiner Arbeit stünden aber natürlich die Inhaftierten. Im Gefängnis, "in diesem System von Sicherheit und Ordnung, von Befehl und Gehorsam, von Schuld und Strafe", sei es von Bedeutung den Gefangenen Beistand zu leisten. Es seien oft die Schwierigen und Abgelehnten, die sogenannten Querulanten, die besonders das Verständnis und die Begleitung der Seelsorge brauchen.
Das, was ein Häftling verbrochen hat, sei im Grunde genommen nebensächlich. Für die Gespräche sei es freilich oft der Ausgangspunkt, so Diakon Schuh: "Das Wichtigste bei diesen Begegnungen ist: Ich muss die Menschen mögen, ich darf keine Angst vor ihnen haben - und ich muss ihnen zuhören können, wirklich zuhören und sie ernst nehmen." Dabei sei seelsorgliche Verschwiegenheit Grundvoraussetzung. Nur so könne in der Begegnung mit den Gefangenen ein Freiraum geboten werden, der Offenheit und Ehrlichkeit ermöglicht.
Als Gefängnisseelsorger sei es wichtig, Trostlosigkeit und Verzweiflung der Gefangenen im Gespräch zuzulassen statt gleich zu trösten, so Schuh: "Schließlich versuche ich immer, die Gefangenen zu ermutigen, ihr Leben nach ihren eigenen, oft auch sehr beschränkten Möglichkeiten wieder selbst in die Hand zu nehmen."
Er sei davon überzeugt, so der Diakon, "dass ich durch mein eigenes Handeln im Gefängnis wenigstens ansatzweise die befreiende Liebe Gottes erfahrbar machen kann. Ich bin auch ganz fest davon überzeugt, dass Christus sich auch heute in besonderer Weise in Ausgegrenzten und Ausgestoßenen zeigt."
Freilich, manchmal frage er sich schon: "Wie kann und soll ich als Seelsorger einem Menschen begegnen, der seine Frau getötet und im See versenkt hat; oder einem, der Kinder missbraucht, der andere betrogen hat?" In solchen Situationen versuche er "ganz besonders", diese Menschen "mit den Augen Christi anzusehen". Denn: "Jesus vergibt auch ihnen ihre Schuld und sagt zu ihnen: 'Geh, und sündige von nun an nicht mehr!'"