Die Schau "Wotruba. Himmelwärts" im Untergeschoß des Belvedere 21 ist bis 13. März 2022 geöffnet (Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr).
Die Schau "Wotruba. Himmelwärts" im Untergeschoß des Belvedere 21 ist bis 13. März 2022 geöffnet (Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr).
Ausstellung im Belvedere 21 zeigt Entstehungsgeschichte des Sakralbaus vom bildhauerischen Entwurf Fritz Wortrubas für ein Karmelitinnenkloster bis zur architektonischen Umsetzung in den 1970er-Jahren.
Der Wotruba-Kirche, der "Architekturikone aus Betonblöcken", ist die Ausstellung "Wotruba. Himmelwärts" gewidmet, die ab Donnerstag, 6. Mai, im Wiener Belvedere 21 zu sehen ist. Thema ist die Entstehungsgeschichte des Sakralbaus vom bildhauerischen Entwurf Fritz Wotrubas (1907-1975) für ein Karmelitinnenkloster bis zur architektonischen Umsetzung zwischen 1974 und 1976. Der damals mitwirkende Architekt Fritz Gerhard Mayr gab bei einer Pressekonferenz anlässlich der Ausstellung ebenfalls Auskunft über die "Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit" wie Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig und Kuratorin Gabriele Stöger-Spevak. Die erste Ausstellung über die Wotruba-Kirche, die trotz anfänglichen Anfeindungen heute als modernes Wahrzeichen Wiens gilt, bleibt bis 13. März 2022 geöffnet.
Eingeweiht wurde die aus 152 unverkleideten Betonblöcken gebildete Kirche am 24. Oktober 1976, mehr als ein Jahr nach dem Tod des bedeutenden Künstlers Fritz Wotruba und nach 13-jähriger, schwieriger Entstehungsgeschichte. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Beamtin, Managerin und zugleich tiefgläubige Christin Margarethe Ottillinger, die von den sowjetischen Besatzern 1949 wegen angeblicher Spionage zu Zwangsarbeit verurteilt wurde, wie Stöger-Spevak schilderte. Nach ihrer Rückkehr 1955 aus einem russischen Gulag wurde Ottillinger Vorstandsdirektorin der ÖMV und widmete sich als Dank für ihr "zweites Leben" auch kirchlichen Projekten. Sie vermittelte 1965 den ursprünglichen Auftrag an Wotruba, ein Karmelitinnenkloster zu entwerfen. Dieser Plan scheiterte, die Erzdiözese Wien unter Kardinal Franz König bemühte sich danach um die Realisierung zumindest der Klosterkirche.
Die ersten Entwürfe Wotrubas sahen einen Bau aus gelblichem Karst-Marmor vor, erzählte die Kuratorin. Architekt Mayr - den der Bildhauer nach dem Scheitern einer Zusammenarbeit mit Architekt Roland Rainer als Mitwirkenden gewann - überzeugte ihn jedoch von der besseren Eignung von Beton als Baustoff. Skulptur und Architektur gingen in der Folge eine erfolgreiche Symbiose ein, das Projekt wurde als Rektoratskirche auf dem Georgenberg in Wien-Mauer umgesetzt.
Fritz Wotruba, einer der bedeutendsten europäischen Bildhauer der klassischen Moderne, habe damit seinen Traum von einer "Skulptur, in der Landschaft, Architektur und Stadt zur Einheit werden", realisiert, wie Stöger-Spevak.
Die Ausstellung zeigt Entwurfszeichnungen, Kirchenmodelle und ergänzende plastische Arbeiten aus den 1960er-Jahren. Einer der Themenbereiche beleuchtet die kontroversielle öffentliche Debatte zum Kirchenbauprojekt im Mai 1968, nachdem Wotrubas Entwürfe für das Karmelitinnenkloster in der Wiener Galerie nächst St. Stephan präsentiert wurden. Der Bildhauer selbst war nicht gläubig und wegen einer beabsichtigten Hochzeit mit einer Jüdin noch vor dem Krieg aus der Kirche ausgetreten. Der sozialistisch gesinnte Wotruba habe aber durchaus einen gesellschaftlichen Sinn darin gesehen, einen Sakralbau zu schaffen und habe Werte wie Armut und Askese geschätzt, so die Kuratorin.
Die anfängliche Kritik an dem Bau verstummt bald nach dessen Fertigstellung. Eine weitere Diskussion über die Kirche kam erst jüngst 2019 auf, als die Kirche mit einem barrierefreien Zugang ausgestattet wurde: Sie bekam einen neuen Zugang und eine Glasfront, es wurde ein Lift errichtet, die im Inneren des Hügels liegenden Gemeinderäume wurden erweitert. Die Anziehungskraft, die das außergewöhnliche Werk moderner Bildhauer-Architektur auf zeitgenössische Kunstschaffende ausübt, ist ungebrochen.
Die Exponate der Ausstellung wie ein 1967 entstandenes, maßstabloses Modell in Gips, das die markanten Blöcke der Kirche in noch roherer Form veranschaulicht, stammen überwiegend aus dem umfangreichen Nachlass Fritz Wotrubas, der 2011 der Österreichischen Galerie Belvedere anvertraut wurde und seitdem im Belvedere 21 für Forschung und Publikum zugänglich ist.
Die Schau "Wotruba. Himmelwärts" im Untergeschoß des Belvedere 21 ist bis 13. März 2022 geöffnet (Arsenalstraße 1, 1030 Wien. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr; Info: www.belvedere.at)