Mittwoch 8. Mai 2024
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Die Asylwerber in der Votivkirche sind "seelisch fertig"

(08.01.2013) Die Caritas-Helferin Karin Eichler spricht im Krone-Interview über die ausweglose Situation der Asylwerber.

Die 23-jährige Sozialpraktikantin Karin Eichler verbringt seit 22. Dezember jede Nacht mit den protestierenden Asylwerbern in der Votivkirche: "Sie sind seelisch fertig, verzweifelt. Es ist eiskalt, sie befinden sich im Hungerstreik. Manche trinken nicht einmal mehr ausreichend Tee und Wasser. Ihre Situation ist sehr verzwickt. Auch wir von der Caritas können nur noch vermitteln", sagt die Caritas-Helferin gegenüber Conny Bischofberger in www.krone.at. Rund 40 Männer unter anderem aus Pakistan, Afghanistan und Marokko haben in einem Seitenschiff der Votivkirche ein Matratzenlager aufgebaut, es hat 3 Grad.

 

"Ich habe diese Menschen kennengelernt"

Auf die Frage, ob die Forderungen der Demonstranten - Bleiberecht für alle, Recht auf Arbeit, Recht auf freie Wahl der Unterkunft, Internetanschluss, Friseur etc. - nicht total illusorisch wären, sagt Karin Eichler: "Ich kann verstehen, dass das für viele sehr fordernd rüberkommt. Ich habe diese Menschen kennengelernt. Es ist nicht so, dass es ihnen ganz super geht und sie nur noch mehr wollen. Es geht ihnen um Grundrechte. Auf der einen Seite sagt man ihnen, dass sie Schmarotzer sind und Kriminelle, auf der anderen Seite lässt man sie nicht arbeiten."

 

Einige Flüchtlingsquartiere seien tatsächlich baufällig und abgewohnt, betont die Caritas-Helferin. Das Schlimmste aber sei für die Menschen "das Gefühl, minderwertig und weggesperrt zu sein."

Die Caritas-Helferin räumt ein, dass es unter den Demonstranten einige gäbe, "die auf Biegen und Brechen" etwas durchsetzen wollten. Trotzdem sei es wichtig zu sehen, dass es um die Menschen und ihre Sache gehe: "Den Flüchtlingen tut es weh, wenn sie hören, dass sie instrumentalisiert und für politische Zwecke missbraucht werden."

 

"Was machen die bitte in unserer Kirche?"

Bei den Votivkirchenbesuchern wirbt die Caritas-Helferin um Verständnis für die Demonstranten: "Denn viele fragen uns: Was machen die bitte in unserer Kirche?" Ausdrücklich betont die Caritas-Helferin: "Die Flüchtlinge ehren diesen Ort und das Inventar. Es wurde kein einziger Gottesdienst gestört."

 

Wie die Aktion zu Ende gehen wird, könne sie nicht sagen: "Aus gesundheitlicher Sicht sollte dieser Hilfeschrei aufhören. Mögliche Gesetzesänderungen abzuwarten kann man nicht anstreben", so Karin Eichler. Sie selbst habe durch die Betreuung der Flüchtlinge auch etwas gelernt: "Du sollst dir dein eigenes Bild machen! Deshalb bin ich über jeden froh, der kommt und fragt: Was ist da los bei euch? Und könnt ihr was brauchen?"

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