Donnerstag 2. Mai 2024
Artikel aus dem Archiv

Weltweite Lebensgrundlagen werden in 20 Jahren knapp

(10.01.2013) Der Ökonom Scherhorn warnt vor einer weiteren ungebremsten Ausbeutung von Rohstoffen. Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit seien untrennbar verbunden.

Selbst wenn die Weltbevölkerung nicht mehr wächst, würden die vorhandenen Ressourcen schon in rund zwei Jahrzehnten nicht mehr für den Unterhalt aller Menschen reichen, von einem Bevölkerungswachstum ganz zu schweigen. Das hat der deutsche Professor für Konsumtheorie und Verbraucherpolitik der Universität Hohenheim, Gerhard Scherhorn, am Donnerstag, 10. Jänner 2013, bei einer Pressekonferenz in Wien betont.

 

Paradigmenwechsel sei dringend notwendig

Die Menschheit zerstöre ihre eigenen Lebensgrundlagen bereits in einem Ausmaß, "dass dies niemanden mehr schlafen lassen dürfte", so der Ökonom unter Verweis auf Klimawechsel, abnehmende Bodenfruchtbarkeit, Wasserknappheit und -verschmutzung und "fühlbar weniger werdende Bodenschätze". Scherhorn hält am Donnerstagabend den Eröffnungsvortrag der internationalen Tagung "Gerechtigkeit in einer unendlichen Welt" an der Universität Wien.

Die Welt mit ihren Ressourcen sei endlich, Wirtschaftstheorien gingen aber von einer Unendlichkeit aus, so Ingeborg Gabriel, Professorin für Sozialethik an der Universität Wien und Direktorin der Österreichischen Kommission Iustitia et Pax. Ein Paradigmenwechsel sei dringend notwendig; in der Art des Umgangs mit materiellen Gütern wie auch im wirtschaftlichen Denken.

 

Für die Schwachen stark machen

Klimaveränderungen und Umweltschäden stellten nicht nur ein Problem in sich dar. Sie seien eines der größten Gerechtigkeitsprobleme der Gegenwart und Zukunft, so Gabriel weiter. Zum einen seien jene armen Regionen der Welt am stärksten betroffen, deren Bewohner den Klimawandel nicht verursacht haben, während die Verursacher im Norden teils davon profitierten. Zum anderen werde eine Bewältigung der ökologischen Probleme dadurch erschwert, dass der westliche ressourcen- und energieintensive Lebensstil längst zum Vorbild für die wachsende Mittel- und Oberschicht anderer Weltregionen geworden ist: "Eine Verlängerung dieses Trends führt zu einer untragbaren Belastung für die Ökosysteme unseres Planeten."

Den Kirchen als größte zivilgesellschaftliche Akteure, die immer überproportional im Bereich der internationalen Armutsbekämpfung engagiert waren, komme eine mehrfache Rolle zu: "Sie sollten sich aufgrund der christlichen Botschaft für die Schwächeren stark machen, zu Maß, Verzicht und Solidarität motivieren und die Achtung vor der Natur als gute Schöpfung Gottes in ihrem Eigenwert wach halten."

 

Menschenwürde im Zentrum

Zu den Referenten der internationalen Tagung am 10. und 11. Jänner in Wien zählt auch Kurienkardinal Peter Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er berichtete im Rahmen der Pressekonferenz über die Bemühungen des Vatikan, bei internationalen Umweltkonferenzen die Stimme der Kirche einzubringen. Die Menschenwürde müsse dabei immer im Zentrum stehen, so Turkson. Die katholische Kirche setze sich stets für ein Zusammenleben ein "das den Bund zwischen Mensch und Natur respektiert, ohne den es die Menschheitsfamilie riskiert, auszusterben." Der Kardinal mahnte nicht nur Gerechtigkeit in der Gegenwart sondern auch hinsichtlich künftiger Generationen ein.

Pater Alois Riedlsperger, Direktor der Katholischen Sozialakademie, wies in seinen Ausführungen auf das Ökumenische Sozialwort hin, das 2013 sein zehnjähriges Jubiläum feiert.

Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
Radio Vatikan
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

webredaktion@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil