Dienstag 30. Dezember 2025
Artikel aus dem Archiv

Ökumene trauert um äthiopischen Patriarchen Abune Paulos

(17.08.2012) "Abune Paulos wurde für sein Engagement in der HIV/AIDS-Sorge, im interreligiösen Dialog und der Flüchtlingshilfe geschätzt."

Das Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo Kirche, Patriarch Abune Paulos, ist am Donnerstag, 16. August 2012, im Alter von 76 Jahren in Addis Abeba gestorben. Das teilte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mit. "Patriarch Abune Paulos wurde von der Welt für sein Engagement in der HIV/AIDS-Sorge, im interreligiösen Dialog und in der Flüchtlingshilfe bewundert und geschätzt", so der ÖRK in seiner Aussendung. Der äthiopische Patriarch war auch Präsident des Weltkirchrates. ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit bekundete "tiefe Trauer" über das Ableben des äthiopischen Kirchenoberhaupts. Abune Paulos' Ökumene-Beiträge seien "von größter Bedeutung" gewesen. Bewundernswert sei sein andauerndes Augenmerk auf den Marginalisierten gewesen.

 

Von den 83 Millionen Äthiopiern sind zwei Drittel Christen. Auf der Website des äthiopischen Außenministeriums heißt es, der 76-jährige Abune Paulos sei seit Wochen wegen einer Erkrankung behandelt worden.

 

Abune Paulos leitete ökumenischen Flüchtlingsdienst

Abune Paulos wurde am 3. November 1935 als Gebre Igziabiher Wolde Yohannes im nordäthiopischen Adua (Provinz Tigray) geboren. Noch im schulpflichtigen Alter trat er in das Abba-Garima-Kloster ein, wo er später die Gelübde ablegte und zum Priester geweiht wurde. Theologie studierte der spätere Patriarch in Addis Abeba und in Crestwood (USA). 1974 wurde er zum Bischof seiner Kirche geweiht. Anschließend übernahm er die Leitung eines ökumenischen christlichen Hilfs- und Flüchtlingsdienstes.

 

Unter dem kommunistischen Regime von Mengistu Haile Mariam (1974-1991) geriet die äthiopische Kirche stark in Bedrängnis. Der damalige Patriarch Tewoflos wurde inhaftiert und ermordet; auch Abune Paulos verbrachte die Jahre von 1974 bis 1976 im Gefängnis. Seit 1982 leitete Abune Paulos das Theologische Seminar in Kolfe.

 

Aussöhnung mit dem Staat

Nach einem Promotionsstudium in Princeton wurde er 1986 zum Erzbischof ernannt und 1992 zum Patriarchen gewählt. Die Amtszeit war gekennzeichnet durch eine Aussöhnung mit dem Staat und intensive ökumenische Bemühungen vor allem gegenüber den orthodoxen Schwesterkirchen. Zudem engagierte sich Abune Paulos vermittelnd im Konflikt zwischen Äthiopien und Eritrea

 

Historischer Besuch beim koptischen Patriarchen

2006 wurde der Patriarch zu einem der Präsidenten des Weltkirchenrates gewählt. Mit einem historischen Besuch bei dem damaligen koptischen Patriarchen Shenouda III. in Ägypten sorgte er für eine Wiederannäherung der beiden getrennten Kirchen.

 

Zweitgrößte Ostkirche

Mit weltweit mehr als 45 Millionen Gläubigen - einschließlich der vielen Gemeinden in Europa und Amerika - ist die äthiopische-orthodoxe Tewahedo Kirche nach der russisch-orthodoxen die zweitgrößte Ostkirche. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche gehört zur Familie jener altorientalischen Kirchen, die sich nach dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 von der katholischen Kirche getrennt haben. Durch die Initiative der Stiftung "Pro Oriente" wurde in Form der sogenannten "Wiener Christologische Formel" 1971 eine Übereinkunft zur Überwindung des 1.500 Jahre dauernden Konflikts gefunden.

 

Uralte Traditionen

Wegen fehlender Kontakte zu anderen Kirchen - Äthiopien ist seit fast 1.000 Jahren von islamisierten Ländern umgeben - hat die äthiopische Kirche viele Traditionen bewahrt, die es sonst nirgends gibt. Seit Kaiser Haile Selassie I. (1930-1974) ist die äthiopisch-orthodoxe Kirche von der koptisch-orthodoxen Kirche unabhängig und autokephal (selbstständig). Sie ist in 14 Diözesen gegliedert, deren Bischöfe den Patriarchen wählen.

Gottesdienste
Finden Sie Gottesdienste in Ihrer Umgebung
ERZDIÖZESE WIEN
Wollzeile 2
1010 Wien
Tel.: +43 1 51552 - 0

anliegen@edw.or.at

Impressum
Datenschutzerklärung
Barrierefreiheitserklärung
Cookie-Einstellungen
https://www.erzdioezese-wien.at/
Darstellung: Desktop - Mobil