Dienstag 23. April 2024
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Ausstellung über Kardinal Mindszenty eröffnet

(27.06.2012) Die Schau "Fidelissimus Pastor" (Der treueste Hirte) im Palais Porcia ist bis 10. August zu sehen.

Die bleibende Aktualität des Lebenszeugnisses von Kardinal Jozsef Mindszenty (1892-1975) stand im Mittelpunkt der Eröffnung der Ausstellung "Fidelissimus Pastor" (Der treueste Hirte) über den ungarischen Kirchenmann. "Sein Kampf ist unvergesslich geblieben", so Ferenc Cserhati, Weihbischof der Erzdiözese Esztergom-Budapest. Der Kardinal "spricht noch immer zu uns, auch wenn er schon lange tot ist." Leben und Werk Mindszentys seien eine Absage an Hass, Rassismus und Nationalismus, so Cserhati.

 

Zweisprachige Ausstellung

Die zweisprachige Ausstellung im Palais Porcia (1010 Wien, Herrengasse 23) widmet sich bis zum 10. August dem ungarischen Kardinal. Der Präsident der Mindszenty-Stiftung, Michael von Habsburg-Lothringen, sagt über Kardinal Mindszenty, er sei der "treue und furchtlose Hirte gewesen, der die Massen durch sein Wort bewegen konnte." Insgesamt 23 Jahre habe der Kardinal in "Kerker, Gefängnis und Isolation" verbracht, die Seligsprechung des Kardinals sei in Vorbereitung. Man bete dafür, dass "wir schon in den nächsten Jahren die Seligsprechung von Kardinal Mindszenty erleben dürfen". Nach dem 10. August zieht die Ausstellung um ins ungarische Veszprem.

 

Von NS- und KP-Regimes eingekerkert

Kardinal Mindszenty wurde 1892 im Dorf Csehimindszent in Ungarn geboren. Er wurde am 1915 zum Priester geweiht und war zunächst Kaplan in Felsöpaty und trat auch als Publizist in Erscheinung. Bereits 1919 geriet er mit der kommunistischen Kurzzeit-Räteregierung in Konflikt. 1941 legte er aus Protest gegen die NS-Gräuel seinen ursprünglichen Familiennamen Pehm ab und nannte sich fortan - nach seinem Geburtsort - Mindszenty. Im März 1944 ernannte Pius XII. Mindszenty zum Bischof von Veszprem. Wenige Monate später, am 31. Oktober 1944, protestierte Mindszenty zusammen mit anderen westungarischen Bischöfen gegen den sinnlosen Krieg. Daraufhin wurde er zusammen mit 26 Priestern und Theologiestudenten von den ungarischen Faschisten verhaftet und in Sopron eingekerkert.

Die Befreiung aus dem Gefängnis erfolgte im März 1945. Am 15. September 1945 berief Pius XII. Mindszenty zum Erzbischof von Esztergom und damit zum Primas von Ungarn, als Nachfolger des verstorbenen Kardinal-Primas Jusztinian Seredi.

 

Folter und Kerker

Bereits am 1. November 1945 wurde ein Hirtenbrief des neuen Primas verlesen, worin er das "Wohlwollen der Kirche gegenüber der sich konstituierenden Demokratie in Ungarn" unterstrich und zugleich die Rechte der Kirche verteidigte. Sein Eintreten für diese Rechte brachte Mindszenty, der 1946 zum Kardinal ernannt wurde, in immer stärkeren Gegensatz zu den Kommunisten. Vor allem das neue Schul-und Erziehungsprogramm, das Mindszenty im Frühjahr 1948 in vier Hirtenbriefen scharf verurteilte, wurde zum Konfliktpunkt. Dem Primas wurde "Konspiration gegen den Staat" vorgeworfen.

Mindszenty wurde am 26. Dezember 1948 verhaftet, am 3. Februar 1949 vor Gericht gestellt und - untermauert von einem durch Folterungen und Drogen erzwungenen "umfassenden Geständnis" - am 8. Februar zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt. Die Verurteilung und Einkerkerung des ungarischen Primas löste in aller Welt Proteste aus, an der Lage des Kardinals, dessen Aufenthaltsort lange geheim gehalten wurde, änderte sich jedoch nichts.

 

Flucht in die US-Botschaft und Wohnsitz in Wien

Während der ungarischen Volkserhebung im Jahre 1956 wurde Mindszenty auf Veranlassung der Regierung Nagy aus der Haft befreit. Die Niederschlagung des Volksaufstandes durch die Sowjets veranlasste Kardinal Mindszenty, in die US-amerikanische Gesandtschaft in Budapest zu fliehen, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde.

Am 28. September 1971 verließ Mindszenty Ungarn schweren Herzens und ließ sich nach einem kurzen Rom-Aufenthalt in Wien nieder, um - wie er erklärte - seiner Heimat nahe zu sein. Sein Wohnort wurde jetzt das Pazmaneum, das im Eigentum der Ungarischen Bischofskonferenz befindliche Haus in der Wiener Boltzmanngasse.

Mindszenty starb am 6. Mai 1975, mit 83 Jahren im österreichischen Exil. Noch vor seinem Tod hatte er festgelegt, dass er in der Basilika von Mariazell beigesetzt werden wolle, aber dann, "wenn der Stern der Moskauer Gottlosigkeit vom Himmel fällt", in seine Heimat überführt werden solle. Die feierliche Beisetzung in der Kathedrale von Esztergom fand nach der Überführung aus Mariazell am 4. Mai 1991 statt. Ein Jahr später wurde das Seligsprechungsverfahren für Mindszenty eingeleitet.

Erst im März 2012 wurde der Kardinal juristisch voll rehabilitiert. Damals wurde das Urteil gegen ihn auf Gesetzesweg für null und nichtig erklärt.

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9.00 bis 15.30 Uhr
Freier Eintritt

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