Zwölf Jahre stand Margit Hauft der Katholischen Frauenbewegung (kfb), der größten Frauenorganisation Österreichs, vor. Am Freitag, 23. März 2012, wird ihre Nachfolgerin gewählt. Im Gespräch mit Radio Stephansdom blickt Hauft auf ihre Jahre an der Spitze der kfb zurück. Für sie sei es bereits vor drei Jahren klar gewesen, dass sie rund um ihren 60. Geburtstag ihre Funktionen und Ämter zurücklegen möchte, berichtet die heute 62-Jährige: "Ich wollte in einer Phase der Begeisterung für die Sache aufhören. Also nicht erst, wenn ich resigniert sage, jetzt gehe ich lieber, denn es wird mir alles zuviel, sondern wenn noch die ganze Begeisterung da ist."
Nicht im stillen Kämmerlein
Der zweite große Grund sei ihre Familie gewesen, so Hauft: "Ich habe viele Jahre ein sehr intensives Engagement hinter mir, natürlich werde ich engagiert bleiben, aber das Ausmaß möchte ich stark reduzieren. Im Mai kommt das nächste Enkelkind und darauf freue ich mich sehr." Auf die Frage, wie sie zu all ihren Ämtern, in der Katholischen Frauenbewegung und in der Katholischen Aktion gekommen sei, erklärt Hauft, es gebe einen schönen Satz: "Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich habe Ja gesagt." Ihre Fähigkeiten für diese Ämter seien anderen Menschen an ihr aufgefallen. Sie selbst habe durch ihre Aufgaben neue Talente bei sich entdeckt. Der solidarische Einsatz für andere entspreche auch ihrem Glauben: "Aus der Schubkraft des Evangeliums heraus und nicht im stillen Kämmerlein den Glauben leben."
"Man wird schnell als Störenfried wahrgenommen"
Sie engagiere sich nicht immer nur, weil alles glatt liefe, sondern "obwohl und trotzdem" eben nicht immer alles einfach sei. "Ich habe das Gefühl, ich werde in diesen Positionen angenommen und könnte als einzelne Person nie soviel erreichen. Tue was du kannst und das ist genug. Diesen Satz aus der Bibel habe ich mir sehr zu Herzen genommen. Wenn ich mich einsetze, setze ich mich eben auch aus: Ich wollte immer eine Vorsitzende sein, die man angreifen kann, keine distanzierte. Und angreifbar sein, das hat natürlich auch mehrere Seiten. Es ist ganz klar, dass es als Frau in der Kirche nicht leicht ist, speziell dann, wenn ich auch Sprachrohr sein durfte, für vieles, was für Frauen in der Kirche auch schwierig ist." Dazu zähle die Amtsfrage, speziell das Diakonat für Frauen.
"Speziell als engagierte Frau in der Kirche wird man sehr schnell als Störenfried empfunden. Aber wir sind als gläubige Christinnen und Christen dazu angehalten, nicht immer nur das zu tun, was gut ankommt, sondern auch einmal gegen den Strich zu bürsten", so Hauft. Wichtig sei ihr eine kritische Loyalität jenseits von Ja-Sager- oder Revoluzzertum. Es gehe darum, als Frauen zu versuchen diese Kirche mitzugestalten.
Ehrenamtlichkeit ist auch Freiheit
Ihre Ämter hat Margit Hauft ehrenamtlich ausgeübt. Ehrenamtlichkeit bedeute für sie auch ein hohes Maß an Freiheit: "Wenn du auf keinem kirchlichen Gehaltszettel stehst, kannst du in ganz anderer Art und Weise Dinge sagen, von denen du meinst, oder von denen die, die dich gesendet haben meinen, es gehört gesagt."
In ihrer Arbeit sei es ihr immer darum gegangen, Frauen zu unterstützen und ein partnerschaftliches Miteinander in der Gesellschaft zu ermöglichen: "Solange es eine Frage ist, ob die Frau Berufstätigkeit und häusliches Engagement vereinbaren kann und nicht bei einem einzustellenden Mann dieselbe Frage gestellt wird, solange sind wir noch weit hinten", erklärt Hauft.
Fixe Größe in Kirche und Gesellschaft
Als ihre Talente sieht Hauft das offene Zugehen auf Menschen und ein ehrliches Interesse an ihnen. "Ich habe auch keine Angst mich zu äußern, ich will zu Dingen stehen und ich bin gerne Sprachrohr für andere und das ist auch sehr wichtig in meinen Positionen." Eine wesentliche Rolle spiele dabei das Vertrauen ins Gebet. Es sei etwas Schönes, auf dieses Vertrauen zurückgreifen zu können.
Die Katholische Frauenbewegung sei gut aufgestellt, es gebe zwei hervorragende Frauen, die um ihre Nachfolge kandidieren, so Hauft. "Ich wünsche mir für die kfb, dass sie weiter spürbar bleibt, dass sie sich als fixe Größe in Kirche und Gesellschaft sieht, und dass sie bringt, was man von ihr erwartet, nämlich Heimat zu sein, das weibliche Gesicht der Kirche zu sein, immer am Puls der Zeit - aber nicht zeitgeistig - und sich immer über Probleme traut, in dem Wissen um das häufigste Zitat in der Bibel: Fürchte dich nicht."