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Koptischer Patriarch Papst Shenouda III. verstorben

(17.03.2012) Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche verstarb am Samstag, 17. März 2012, im Alter von 88 Jahren.

Das ägyptische Fernsehen hatte am Samstagabend berichtet, dass der koptische Papst Shenouda III. am Samstag im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Der "Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhles vom Heiligen Markus", so sein offizieller Titel, stand seit 1971 einer der ältesten und wichtigsten christlichen Kirchen mit weltweit rund zwölf Millionen Gläubigen vor. Laut Tradition war er der 117. Nachfolger des Evangelisten Markus

 

Koptischer Patriarch bemühte sich um einen gemäßigten Kurs

Die letzten Amtsjahre des koptischen Patriarchen waren von wiederholten gewaltsamen Übergriffen auf die christliche Minderheit in Oberägypten überschattet. Unter anderem starben zu Silvester 2011 vor einer Kirche in Alexandria etwa 20 Menschen bei einem Bombenattentat. Nach dem Sturz von Staatspräsident Hosni Mubarak im "Arabischen Frühling" nahmen Anschläge auf Kirchen und christliche Einrichtungen zu. Im Oktober wurden in Kairo bei Zusammenstößen zwischen Muslimen und Kopten 26 Menschen getötet. Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche bemühte sich um einen gemäßigten Kurs der politischen Zurückhaltung und warnte vor allem die christliche Jugend vor einer Radikalisierung.

Shenouda III. wurde am 3. August 1923 als Nasir Gayid Rafail in Abnoub in der oberägyptischen Provinz Assiut geboren. Nach Studien der Theologie, Geschichte und Archäologie trat er 1954 ins Kloster ein. Der damalige Kopten-Papst Kyrillos VI. ernannte ihn zu seinem Privatsekretär. 1962 folgte die Bischofsweihe. Am 31. Oktober 1971 wurde er als Shenouda III. zum Oberhaupt der koptischen Kirche gewählt.

Seit der ägyptischen Revolution von 1952 sind fast zwei Millionen koptische Christen ausgewandert. Dadurch entstanden auch in Europa, Nordamerika und Australien koptische Gemeinden. Für sie entsandte der Patriarch Seelsorger und begann vor einigen Jahren, Diözesen zu errichten und Bischöfe zu bestellen. So steht der kopischen Kirche in Österreich Bischof Anba Gabriel vor.

Auch in Ägypten hat Shenouda III. in seiner Amtszeit die pastorale Arbeit wesentlich ausgebaut. Schon als Student der Kunstgeschichte unterrichtete er Kinder in der Sonntagsschule. Von seinem Vorgänger wurde er zum Bischof mit der Verantwortung für die ganze Sonntagsschulbewegung bestellt - ein Engagement, das er auch nach seiner Patriarchenwahl 1971 weiterführte. Aus dieser Bewegung gingen viele Berufungen hervor, so dass die fast ausgestorbenen Klöster in Ägypten heute wieder Hunderte Mönche zählen. Zudem gibt es zahlreiche Priesteramtskandidaten.

Seit langem war Shenouda III. im ökumenischen Dialog der Kirchen engagiert. 2000 wurde er von der Weltkulturorganisation Unesco mit dem Madanjeet-Singh-Preis fürFriedensförderung und Gewaltfreiheit ausgezeichnet. Noch im November wurde er in Abwesenheit für seine
Verdienste als Brückenbauer zwischen den christlichen Konfessionen sowie zwischen Christen und Muslimen in Ägypten mit dem Preis des Augsburger Hohen Friedensfests 2011 geehrt.

Aus Kirchenkreisen in Kairo hieß es, die Beisetzung des Kirchenoberhauptes werde bereits vorbereitet. Ein Termin wurde nicht genannt.

 

Papst Benedikt XVI. kondoliert

Papst Benedikt XVI. hat zum Tod des koptischen Patriarchen Papst Shenouda III. kondoliert. Das katholische Kirchenoberhaupt sei im Apostolischen Palast im Vatikan informiert worden und bete für den Verstorbenen, heißt es in einer Mitteilung des Vatikan vom Samstagabend. Die katholische Kirche vereine sich in Trauer und Gebet mit den koptischen Christen, schreibt Vatikansprecher Federico Lombardi. Für alle unvergessen bleibe das Treffen Shenoudas III. mit Papst Johannes Paul II. im Jahr 2000, der ein großer Moment im ökumenischen Dialog gewesen sei.

 

Kopten in Österreich trauern

Trauer unter den Kopten in Österreich: Die Koptisch-Orthodoxe Diözese, Bischof Anba Gabriel, die Priester und das ganze Volk "verabschieden sich von ihrem unvergesslichen Vater, Hirten und Führer Papst Anba Schenuda III.", heißt es in einer ersten Reaktion kurz nach Bekanntwerden des Todes des weltweiten Oberhaupts der Kopten. "Möge unser Herr Jesus Christus sich seiner Seele erbarmen und ihn aufnehmen in sein ewiges Paradies und möge Seine Heiligkeit unser aller vor dem himmlischen Throne gedenken. Wir werden dich nie vergessen, geliebter Vater", heißt dazu auf der offiziellen Homepage der Kirche unter www.kopten.at.

Der Koptisch-Orthodoxe Kirche in Österreich gehören rund 10.000 Gläubige an. Sie wird geleitet von Bischof Anba Gabriel und hat seit 2003 in Österreich den Status einer gesetzlich anerkannten Kirche.

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