Die Außenminister von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien haben am Donnerstag, 13. Oktober 2011, in Wien den Gründungsvertrag für das "Internationalen König Abdullah Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog" unterzeichnet. Die drei Staaten starteten damit offiziell die Aufbauphase einer neuen internationalen Organisation, die ein Dialogforum für die Weltreligionen bieten soll.
Initiator der Einrichtung, die ihren Sitz in einem Wiener Innenstadtpalais haben wird, ist der saudi-arabische König Abdullah, der auch die Anschubfinanzierung leistet. Geplant ist, dass der Vatikan an dem interreligiösen Zentrum, das seinen Vollbetrieb voraussichtlich Mitte des kommenden Jahres aufnehmen wird, als Beobachter mitwirkt und auch einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsendet.
Außenminister Michael Spindelegger, seine spanische Amtskollegin Trinidad Jimenez und der saudische Außenminister Prinz Saud Al-Faisa hoben beim Gründungsfestakt die Bedeutung des interreligiösen Dialog für die Bewältigung von Konflikten und weltweite Friedenssicherung hervor. Spindelegger betonte, dass durch die vorgesehene Struktur in dem Zentrum keine der vertretenen Religionen eine Vorherrschaft haben werde. Ziel sei, dass möglichst viele Staaten der Organisation beitreten. "Wir erwarten uns, dass das Stück für Stück große Dimensionen annimmt", so der Außenminister.
Kardinal Tauran: "Wir sind nicht naiv"
Am Gründungsakt in der Wiener Albertina nahmen zahlreiche Religionsvertreter, Politiker und Diplomaten teil, unter ihnen mit Kardinal Jean-Louis Tauran und Erzbischof Pier Luigi Celata die Spitzenvertreter des päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog.
Er hoffe auf eine Gesprächsplattform, die weltweite Religionskonflikte auf zivilisiertem Weg löst, so der Kardinal Tauran im Gespräch mit "Kathpress". Gleichzeitig wies er auf die bestehenden Probleme bei der Religionsfreiheit in Saudi-Arabien hin. "Da gibt es Probleme und diese Probleme müssen gelöst werden", betonte Tauran: "Wir sind nicht naiv." Tauran bestätigte, dass der Heilige Stuhl um einen Beobachterstatus in der neuen internationalen Organisation ansuchen werde. Der Vatikan wolle aber die Entwicklung der neuen Organisation genau verfolgen. Interreligiöser Dialog sei eine Angelegenheit der Religionen, erinnerte Tauran. Im neuen Dialogzentrum dürften politische und religiöse Aspekte nicht vermischt werden.
Festakt mit hochrangigen Religionsvertretern
Die Österreichische Bischofskonferenz wurde durch den Priester und Diplomaten Michael Weninger, die Erzdiözese Wien von Dechant Martin Rupprecht vertreten. Neben dem orthodoxen Metropoliten Michael Staikos und dem evangelisch-reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld war auch der neue Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, dabei.
Dem Aufsichtsrat der neuen Organisation werden insgesamt bis zu zwölf Vertretern der fünf großen Weltreligionen angehören. Vorgesehen sind mindestens drei Muslime (zwei Sunniten, ein Schiit), drei Christen (je ein Vertreter der Katholiken, Anglikaner und Orthodoxen), ein Buddhist, ein Hindu und ein Jude. Als weiteres Organ des Dialogzentrums ist ein "Advisory Board" vorgesehen. Diesem beratenden Gremium sollen 100 Personen der fünf Weltreligionen und anderer Glaubensgemeinschaften sowie Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft angehören.