Dienstag 30. Dezember 2025
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Teilbaustopp für Belo Monte Staudammprojekt

(29.09.2011) Der für Umweltfragen am Amazonas zuständiger Richter sieht eine Gefährdung der Existenzgrundlage der Flussbewohner durch den Staudammbau.

Die Gegner des Megastaudammprojekts Belo Monte am brasilianischen Rio Xingu - unter ihnen der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler - können einen kleinen Etappensieg in ihrem Kampf verzeichnen. Am Mittwoch, 28. September 2011, verfügte der für Umweltfragen am Amazonas zuständige Richter des brasilianischen Bundesgerichtshofs, Carlos Eduardo Castro Martins, einen vorläufigen Baustopp für alle Arbeiten im Flussbett. Martins gab damit einer Klage von 1.000 indigenen Familien statt, die ihren Lebensunterhalt - den Fang von Zierfischen für den Export nach Asien - in Gefahr sehen.

 

Existenzgefährdender Einkommensausfall

Wie die staatliche brasilianische Nachrichtenagentur "Agencia Brasil" weiter berichtet, hätten die Kläger darauf hingewiesen, dass der Zierfischfang bei Durchführung des Mammutprojekts frühestens 2020 wieder aufgenommen werden könne. Der Richter habe diese Zeitspanne als inakzeptabel angesehen, weil für die Betroffenen ein existenzgefährdender Einkommensausfall eintreten würde.

Laut Verfügung darf das Baukonsortium "Norte Energia S.A." (NESA) keine Infrastrukturmaßnahmen vornehmen, die den natürlichen Verlauf des Xingu-Flusses und damit den Fischbestand und das Fischen der Ureinwohner beeinträchtigten, Weiter gebaut werden dürfen allerdings die geplanten Zufahrtsstraßen zur Großbaustelle, die Arbeiterunterkünfte und Infrastruktureinrichtungen, urteilte der Richter. Die NESA dürfte jetzt gegen die Verfügung Einspruch erheben.

 

Heftige Kritik

Bei dem Projekt erfolgten bereits mehrere Nachbesserungen im Blick auf Umweltauflagen, verbunden mit einer Genehmigung durch die entscheidende Instanz, die brasilianische Umweltbehörde. Die Genehmigung wurde von Menschenrechtlern, Umweltschützern, indigenen Gruppen und der katholischen Kirche heftig kritisiert. Das elf Milliarden Dollar (8,1 Milliarden Euro) teure Projekt wird von der brasilianischen Regierung als zentral für die nationale Energieproduktion angesehen. Einer der engagiertesten Kämpfer gegen das Vorhaben ist der aus Vorarlberg stammende Bischof von Altamira-Xingu, Erwin Kräutler.

Auch auf Zuliefererseite gibt es mit der "Andritz AG" einen heimischen Akteur. Im Februar 2011 sicherte sich der börsennotierte österreichische Anlagenbauer einen Auftragsanteil in dreistelliger Millionenhöhe. Internationale Aufmerksamkeit erregte der Fall auch durch Starregisseur James Cameron. Der Oscar-Preisträger hatte gewarnt, die lokalen Stämme im Amazonas-Regenwald könnten Gewalt anwenden, um den Bau zu stoppen.

 

Ein Unrechtsprojekt

Die beiden österreichischen entwicklungspolitischen NGOs Dreikönigsaktion und Südwind appellieren erneut an die "Andritz AG", ihre Beteiligung an Belo Monte zu überdenken.

"Es ist eigentlich zynisch, dass die Bedrohung von Zierfischen nun ausschlaggebend war, aber es ist begrüßenswert, dass der Lebensraum der Indigenen nun vorläufig gesichert ist", so Christina Schröder von Südwind. Für die indigenen Gemeinschaften am Xingu-Fluss sei Fisch ein Grundnahrungsmittel, das 70 Prozent ihres Proteinbedarfs decke.

"Die brasilianische Regierung versucht den Bau von Belo Monte um jeden Preis durchzudrücken und wollte sich nicht mit den lästigen Rechten von Betroffenen und den Umweltgesetzen aufhalten. Das rächt sich jetzt und das Projekt zerbröckelt", so Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion: "Wir haben auch die durch Turbinenaufträge involvierte 'Andritz AG' mehrfach darauf hingewiesen, dass es sich bei Belo Monte um ein Unrechtsprojekt handelt. Anstatt das Projekt bei jeder Gelegenheit zu verteidigen, soll die 'Andritz AG' die Konsequenzen ziehen und endlich aus dem Projekt aussteigen", appellierte Wasserbauer

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