Das Reformpaket von Bildungsministerin Claudia Schmied für die Pädagogischen Hochschulen findet Beifall bei kirchlichen Bildungsverantwortlichen. Die von Schmied am Mittwoch, 5. Oktober 2011, präsentierten Maßnahmen zielten nicht auf "irgendeine vereinzelte Marginalie" ab, sondern auf den zentralen Aspekt schlechthin - nämlich einer "Stärkung von Unterrichtsqualität", so das lobende Urteil der Wiener Schulamtsleiterin Christine Mann. "Wer in die qualitätsvolle Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften investiert, kann unmittelbar und hoch effizient Unterrichtsqualität steuern", erklärt Mann.
Die nun schon langen Diskussionen um eine Qualitätssteigerung des Unterrichts gingen jetzt in eine "entscheidende Konkretisierungsphase". Das könne alle Verantwortlichen "nur mit Genugtuung erfüllen", betonte Mann, namens der Österreichischen Bischofskonferenz verantwortlich für die Weiterentwicklung der Pädagogischen Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft.
Ministerin Schmied will die Pädagogischen Hochschulen (PH) in ihrem akademischen Charakter stärken und damit auch zur gesellschaftlichen Anerkennung des Lehrberufes beitragen. Bei einer Pressekonferenz stellte sie drei Reformpakete für die PH vor: Eckpunkte darin sind Personalentwicklung, neue Studienangebote auch im Bereich der Masterstudien und ein österreichweit standardisiertes Aufnahmeverfahren an die PH zur Feststellung der Eignung für den Lehrberuf. Für die Lehrerausbildung sind laut Schmied die bundesweit 15 PH entscheidend. Um die "erstklassige Entwicklung seit deren Bestehen" weiterzuführen, sieht die Ministerin - wie sie sagte - Handlungsbedarf in der Stärkung der Forschungskompetenz.
Christine Mann, jüngst als stellvertretende Vorsitzende der Konferenz der Hochschulratsvorsitzenden Österreichs wiedergewählt, erinnerte daran, dass unter den 15 PH auch vier kirchlich geführte Pädagogische Hochschulen maßgeblich die Lehreraus- und Fortbildung mitprägen. Zuletzt seien mehr als 3.000 Studierende auf den Schuldienst vorbereitet und allein im vergangenen Jahr 50.000 schon im Dienst befindliche Lehrkräfte im Bereich der Fortbildung begleitet worden.
Österreichs "Schulbischof" Kardinal Christoph Schönborn halte dieses kirchliche Engagement für zukunftsweisend, so Mann. Der seinerzeitige einstimmige Beschluss der Bischofskonferenz, im Bereich der Lehrerbildung zu verbleiben, habe sich "als Eröffnung eines erfreulichen Wachstumsbereichs erwiesen".
Zugleich wies Mann darauf hin, dass es an allen Hochschulen seit Jahren gelungene Bemühungen gebe, sich nicht nur strukturell, sondern auch im Bereich der Personalentwicklung qualitätsorientiert weiterzuentwickeln: "Zahlreiche Habilitierte im Bereich von Leitung, Forschung und Lehre stellen jetzt schon sicher, dass die vom Unterrichtsministerium erwartete Qualitätsoffensive im Sinn einer Stärkung des akademischen Charakters der PH bereits effektiv betrieben wird."
Die Ankündigung der Ministerin, die bisher ausschließlich privat finanzierten Masterstudien an den PH in Zukunft auch von der öffentlichen Hand zu bezahlen, findet bei den kirchlichen Bildungsfachleuten hohe Zustimmung. Christine Mann verwies auf einen ebenso wegweisenden wie erfolgreichen Masterlehrgang in "Geragogik", angeboten an KPH Wien/Krems: "Es war gar nicht so leicht, in Kooperation auch mit anderen Ministerien einen Master bewilligt zu bekommen, der sich im Kontext einer älter werdenden Gesellschaft dem veränderten Lehren und Lernen im vorgerückten Alter widmet."
Die KPH Wien/Krems hat am Donnerstag "als größte pädagogische Hochschule Österreichs" ebenfalls die von Claudia Schmied vorgestellten Reformpakete befürwortet. "Die Vorschläge unterstreichen die Bedeutung einer differenzierten Hochschullandschaft in Österreich und unterstützen die aktuellen Bemühungen im Aufbau eines universitär ausgerichteten Lehr- und Forschungsbetriebs an den Pädagogischen Hochschulen", hieß es in einer Aussendung.