Die Verteilung sterblicher Überreste an verschiedenen Orten war eine seit der frühesten Antike aus hygienischen Gründen angewandte Usance. Bei den Habsburgern dürfte zusätzlich die Überlegung besonders frequentierter religiöser Orte eine Rolle gespielt haben. Demnach sind ihre sterblichen Überreste in der Kapuzinergruft, die Eingeweide in der Eingeweidegruft unter dem Chor des Stephansdoms und die Herzen in der Herzgruft der Augustinerkirche.
Der historische Hintergrund für die Beisetzung der Herzen der Habsburger in der Loretokapelle der Augustinerkirche beruht auf der Tatsache, dass eine Habsburgerin, die Gattin von Kaiser Ferdinand II., Eleonora von Mantua, eine Italienerin, den Wunsch hatte, in der Augustinerkirche eine Kapelle, gleich der Casa Santa im italienischen Loreto zu errichten. Dazu sandte sie 1624 einen Architekten nach Italien um das Vorbild nachzuahmen. Am 12. September 1627 wurde die Wiener Loretokapelle von Franz Kardinal von Dietrichstein im Beisein des kaiserlichen Hofes geweiht. Die Statue der Muttergottes von Loreto, war das private Marienheiligtum der Habsburger in Wien. "Nach und nach wurde das Heiligtum zum größten Wallfahrtszentrum der Wiener und selbstverständlich immer noch der Habsburger", erinnert der Pfarrer von St. Augustin, Pater Albin Scheuch gegenüber Erzdioezese-Wien.at.
In der Folge entstand der Brauch, wenn schon der Leichnam in der Kapuzinergruft, der Familiengruft der Habsburger beigesetzt werden soll, "wenigstens das Herz, der Muttergottes von Loreto zu Füßen zu legen“, so Pater Scheuch. Das erste Herz wurde 1654 beigesetzt. Es war jenes von König Ferdinand IV., der in jungen Jahren verstarb.
Die Herzbeisetzungstradition geht auf das beginnende 17. Jahrhundert zurück. Kaiserin Maria Anna und Kaiser Matthias waren die Gründer von Kloster und Familiengruft in der Kapuzinerkirche. Zugleich ließen sie ihr Herz beisetzen im Königinnenkloster in der Dorotheergasse. "Das ist dann allerdings unter Kaiser Joseph II. aufgehoben worden und wurde den evangelischen Christen zugesprochen", erinnert der Pfarrer von St. Augustin, Pater Albin Scheuch. Diese Herzen wurden dann zu den Augustinern überstellt. Nach der josephinischen Generalsanierung der Kirche wurde auch die Kapelle in einen Seitenteil der Kirche verlegt und die Herzgruft neu angelegt. Damit begann der Reigen der Herzurnen, die in die Loretokapelle der Augustinerkirche kamen. Beginnend mit Kaiserin Maria Anna, die 1618 verstarb. Auch jenes von Kaiser Maria Theresia findet sich in der Herzgruft. Das letzte Herz, das bei den Augustinern beigesetzt wurde, stammt vom Vater von Kaiser Franz Joseph I., Erzherzog Franz Karl, der 1878 verstarb.
Warum diese Tradition danach nicht mehr fortgeführt wurde, begründet Pater Albin Scheuch mit dem Zeitgeist: "Dieser war nicht mehr ganz barock." Um 1880 gab es ein anderes Denken diesbezüglich, aber auch neue Möglichkeiten, einen Körper zu konservieren. "Man musste ihn nicht mehr zwingend entnehmen, um ihn mit Bienenwachs auszufüllen, daher verzichtete man in der Folge auf diese Tradition", so der Pfarrer von St. Augustin. Kaiser Franz Joseph I. hatte in seinem Testament vermerkt, dass sein Herz nicht mehr separat, sondern im Sarg selber beigesetzt sein möge.
Die Loretokapelle von St. Augustin mit den Herzurnen der Habsburger ist zu Gottesdienstzeiten geöffnet. Jeden Sonntag nach dem Hochamt gibt es eine Kirchenführung, bei der auch die Herzgruft zu sehen ist.