Freitag 19. April 2024
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Die Kapuzinergruft - Ruhestätte des Hauses Habsburg

(07.07.2011) 138 Särge finden sich in der Gruft unter dem Kapuzinerkloster am Neuen Markt in Wien. In allen bis auf einen liegen Mitglieder des Hauses Habsburg. Am 16. Juli wird der letzte Thronfolger, Otto, hier bestattet.

Die Gruft unter der Wiener Kapuzinerkirche, die auch Kaisergruft genannt wird, ist die Begräbnisstätte der Habsburger und Habsburg-Lothringer in Wien. Die ersten, die in der Gruft bestattet wurden sind Kaiserin Anna (1585-1618) und  Kaiser Matthias (1557-1619). Kaiserin Anna legte 1618 mit ihrem Testament die Gründung der Gruft und die Gründung von Kloster und Kirche der Kapuziner fest, wie Pater Gottfried Undesser OFMCap erklärt. Der Wiener Kapuzinerpater, der seit mehr als 60 Jahren im Orden ist, ist seit 1964 in Wien und seit vielen Jahren für die Kapuzinergruft verantwortlich.

 

Gründung und Ausbau

Der Bau der Gruft begann 1622 und dauerte 11 Jahre. Nach der Fertigstellung im Jahr 1633 wurden die Särge der Kaiserin Anna und ihres Gemahls Kaiser Matthias in die Gruft überführt. Seither wurde die Gruft insgesamt achtmal erweitert. "Immer wenn kein Platz mehr für die Särge war, wurde ausgebaut, unter der Kirche, unter dem Betchor der Patres, unter dem Garten und so weiter", berichtet Pater Gottfried.

 

Kaiser Ferdinand III. (1608-1657) gab den Auftrag zur Erweiterung der Gruft. "Sein Wunsch, hier beigesetzt zu werden, war der Anlass für die Erweiterung der Gruft. Seit dem Begräbnis von Ferdinand III. ist sie die Erbbegräbnisstätte der Familie Habsburg. Insgesamt wurden in der Gruft bei den Kapuzinern am Neuen Markt 138 Personen und vier Herzurnen begraben. "Mit einer Ausnahme: Denn die einzige Nicht-Habsburgerin in der Gruft ist Gräfin Fuchs-Mollard, das Kindermädchen von Kaiserin Maria Theresia", schildert der Kapuziner.

 

Manche Namen tauchen in der Gruft mehrfach auf, etwa der Name Maria Theresia. Dazu erklärt Pater Gottfried: "Wenn ein Kind starb, so war es früher üblich, dass das nächste Kind wieder diesen Namen bekam. So hatte etwa Kaiserin Maria Theresia drei Töchter mit demselben Namen."

 

Prunksärge und schlichte Särge

In der Kaisergruft ruhen die Gebeine von 12 Kaisern, 19 Kaiserinnen und vielen weiteren Mitgliedern der Familie Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen. Die Särge sind alle vom Kaiserhaus in Auftrag gegeben worden. Viele Särge sind aus Zinn oder aus einer Zinnlegierung. Wie lange die Arbeit an den Särgen dauerte, ist nicht bekannt. "Durch Zufall wissen wir vom Sarg des Kaiser Leopold I. (1640-1705), zu dem im Landesarchiv ein Aktenbündel auftauchte, aus dem hervorging, wie lange der Künstler für den Sarg brauchen durfte, wie viele Arbeiter zur Verfügung standen und wie viel der Sarg kosten durfte", erzählt Pater Gottfried.

 

"Maria Theresia ließ ihren Prunksarg bereits zu Lebzeiten anfertigen. Durch eine Inschrift am Sarg sind die Zahl 1754 und der Namen des Künstlers Balthasar Moll überliefert. Erst 21 Jahre später 1765 starb Kaiser Stephan und 1780 Kaiserin Maria Theresia", so Pater Gottfried. Besonders schlicht dagegen erscheint der Sarg von Kaiser Joseph II.

 

Pater Gottfried Undesser, betont beim Besuch in der Kapuzinergruft, dass in der traditionellen Anordnung derzeit noch Raum für drei zusätzliche Särge vorhanden sei. "Die Entscheidung, wer in der Gruft bestattet wird, obliegt natürlich den Eigentümern, dem Haus Habsburg. Die letzte Bestattung war die von Karl-Ludwig Habsburg-Lothringen, dem Sohn Karls I., am 12. Jänner 2008.

 

Begräbnis von Otto Habsburg

Am 16. Juli 2011 wird in der neuen Gruftkapelle Otto Habsburgs und seine 2010 verstorbene Frau Regina von Sachsen-Meiningen bestattet. "Rechts vom Altar wird der Sarg von Otto Habsburg seinen Platz finden, damit er sozusagen neben Mutter, Kaiserin Zita, Platz findet. Links vom Altar wird die Gattin Ottos, Regina, ihren letzten Ruheplatz finden. Dann ist noch ein Platz in der Gruft frei, der für die Gemahlin von Karl Ludwig, bestimmt ist", erzählt Pater Gottfried.

 

Begräbniszeremonie

Pater Gottfried erzählt auch von der angeblichen Begräbniszeremonie: Demnach klopft ein Herold drei Mal an das Gruftportal. Auf die Frage, wer um Einlass bitte, nennt der Herol beim ersten und zweiten Mal die Titel des Verstorbenen. Doch die Tür werde erst geöffnet, nachdem der Herold nur den Vornamen nennt und "ein armer Sünder" anfügt. "Diese Einlasszeremonie gab es nachweislich nur einmal im Lauf der Geschichte, nämlich beim Begräbnis von Kaiserin Zita im Jahr 1989. Wahrscheinlich hat sich diese Geschichte entwickelt, weil bei den Begräbnissen Befehle nicht laut sondern durch Klopfen mit dem Zeremonienstab gegeben wurden", so der Kapuzinerpater.

Heute besuchen etwa 300.000 Menschen pro Jahr die Begräbnisstätte des österreichischen Kaiserhauses am Neuen Markt. Mit den Einnahmen und Zuschüssen durch Bundesdenkmalamt und Staat Österreich wird die Gruft erhalten.

 

Radiotipp

Auf Radio Stephansdom, 107,3, erzählt Pater Gottfried Undesser OFMCap in einer akustischen Führung durch die "Kaisergruft" Wissenswertes, Interessantes und Spannendes rund um die Begräbnisstätte der Habsburger unter dem Wiener Kapuzinerkloster: Perspektiven, 19.00 Uhr, Eine Sendung von Stefan Hauser.

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