Sonntag 19. Mai 2024
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Oft zu lachen tut gut und ist gesund!

(02.03.2014) Interview mit Psychotherapeutin Brigitte Ettl über das Lachen.

Fröhlichkeit, gute Laune und herzliches Lachen scheinen nur im Fasching erlaubt zu sein – und dann ist es oft „erzwungen“. Dabei sollte „Freude" ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens sein. Ein Gespräch mit der Psychotherapeutin Brigitte Ettl. 


 

 

Im Christentum war das „risus paschalis“, das Osterlachen, viele Jahrhunderte hindurch fester Bestandteil des Brauchtums. Die Predigt zu Ostern sollte der Gottesdienstgemeinde einen guten Grund zu lachen liefern. Grundgedanke des Osterlachens war, die Osterfreude zum Ausdruck zu bringen. Warum tut uns Lachen so gut?

Ettl: Lachen hat eine körperliche Komponente – die Atmung wird intensiver, Muskeln lockern sich. Noch wichtiger ist aber die psychische Komponente – Lachen ist eine Unterbrechung im Alltag, es ermöglicht uns eine gesunde Distanz zu den kleinen oder größeren Hoppalas. Es ist also eine gute Spontanreaktion auf Fehler, nimmt den Stress und ermöglich uns dann im zweiten Schritt, daraus zu lernen.


Lachen stiftet auch Gemeinschaft – das gemeinsame Lachen verbindet, solange es nicht zu einem Auslachen ausartet. Humor darf nicht auf Kosten anderer Menschen gehen.

 

Wer gut gelaunt ist, fühlt sich wohler. Wer positiv denkt, hat mehr vom Leben. Doch nicht jede / nicht jeder ist eine geborene Frohnatur! Kann man gute Laune lernen?

Ettl: Aus meiner Erfahrung muss ich mir auch von meinem Charakter nicht alles gefallen lassen: Ich kann negative Gedanken stoppen und meine Aufmerksamkeit auf Gelungenes und Schönes lenken. Hilfreich kann da ein Tagebuch sein, in dem ich täglich drei Dinge notiere, die mir gelungen sind und drei Dinge für die ich dankbar bin. Und es gibt auch einen Weg über den Körper – Bewegung hebt die Stimmung. Und wer es ganz gezielt angehen möchte, kann es einmal mit Lachyoga versuchen.
 
Psychologen sprechen immer wieder davon, dass es wahre „Powergefühle“ gibt, mit denen gute Laune quasi jederzeit „hergestellt“ werden kann. Eines der meistgenannten dieser „Powergefühle“ ist die Dankbarkeit, etwas auch zutiefst Christliches. Wie ist Ihre Erfahrung da?

Ettl: Dankbarkeit – also der Blick auf Werte, die uns im Leben geschenkt werden, steigert sicherlich die Zufriedenheit. Ich nehme damit bewusst wahr, was es alles in meinem Leben an Schönem und Gutem gibt: Beziehungen, Erlebnisse, Talente. All dies habe ich ge- und erlebt, es ist damit in meinem Leben unverlierbar geborgen. Und der Schatz der Erinnerung hilft mir dann auch bei der Bewältigung leidvoller Stunden und mühevoller Herausforderungen.

Warum ist es, trotz allen Strebens nach Fröhlichkeit und guter Laune, wichtig auch negative Gefühle zuzulassen?

Ettl: Negative Gefühle – Trauer, Wut, Enttäuschung, Neid,…. sind wichtig, um meine Sehnsucht, meine Wünsche zu erkennen. Es kann Ausdruck eines großen Verlustes sein, einer enttäuschten Hoffnung über das Verhalten anderer Menschen oder auch über eigene Verhaltensweisen. Diese negativen Gefühle können also zu einem Wegweiser zu einer besseren Selbsterkenntnis werden und damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit leisten. Und es steht schon im Buch Kohelet – es gibt eine Zeit zum Lachen und eine Zeit zur Klage.


Was raten Sie im Umgang mit permanent schlecht gelaunten Menschen, Nörglern und Miesmachern?

Ettl: Falls es möglich ist: großräumig ausweichen. Sollte dies nicht möglich sein, hilft vielleicht ein offenes, wertschätzendes Gespräch, in dem die eigenen Gefühle im Umgang mit dieser Person mitgeteilt werden – also „Ich erlebe dich jetzt gerade…“ statt „Du bist immer…“. Es gibt verschiedene mögliche Ursache für dieses Verhalten: eine depressive Verstimmung, ein geringes Selbstwertgefühl oder eine große Erschöpfung. Vielleicht ist dann das Gespräch der Anstoß für den schlecht gelaunten Menschen, seine Situation zu überdenken und professionelle Hilfe anzunehmen, um wieder zu mehr Lebensfreude zurückzufinden.

Interview: Andrea Harringer

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