Sonntag 28. Dezember 2025
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Die Geduld der Mutter

(25.8.2013) Interview mit Univ.-Prof. Josef Weismayer über die hl. Monika und des hl. Augustinus.

Zu den Gedenktagen der hl. Monika (27. August) und des hl. Augustinus (28. August): Warum Monika „die“ Patronin vieler heutiger Mütter ist. Univ.-Prof. Josef Weismayer im Gespräch.


 

Prälat em. Universitätsprofessor Dr. Josef Weismayer lehrte Dogmatische Theologie an der Universität Wien.


 

Woher kommt die anhaltende Anziehungskraft des Bischofs Augustinus?

Weismayer: Die Faszination, die Augustinus immer noch ausübt, geht zweifellos auf sein Werk „Confessiones“ zurück. Da gibt er Einblick in sein Leben, in seinen Weg zu Gott, aber auch in seine Umwege und Irrwege. Für die Theologie ist Augustinus durch sein umfassendes Schrifttum von großer Bedeutung: Er hat die großen Themen des Glaubens angesprochen und ist dadurch zu einem großen Lehrmeister des Mittelalters geworden. Augustinus war nicht nur ein großer Theologe, er war ein Intellektueller, ein umfassend Gebildeter.

Was sagen uns seine Irrwege, sein Umgang damit?

Weismayer: In seiner Schrift „Confessiones“ spricht er schonungslos von seinen Irrwegen. „Confessio“ bedeutet Bekenntnis der Sünden und Fehler, aber zugleich auch Bekenntnis der Größe Gottes und seiner Liebe und Barmherzigkeit. „Groß bist du, Herr, und hoch zu preisen, und groß ist deine Macht und deine Weisheit ist unermesslich.“ Mit diesen Psalmworten beginnt das erste Buch der „Bekenntnisse“. Der Heilige lässt uns seinen langen Weg zum Christentum nachvollziehen. Als Kind hat ihn seine Mutter Monika schon für die Taufe als Katechumene angemeldet, aber der Rhetor Augustinus wandte sich zuerst dem Manichäismus zu und dann den Wegen der Philosophie. Gott führte ihn schließlich zur Taufe durch den hl. Ambrosius, den Bischof von Mailand, in der Osternacht 387.

Augustinus hat „das Ich" gleichsam entdeckt. Was können wir von dieser ehrlichen Selbstbegegnung lernen?

Weismayer: In den Confessiones legt Augustinus seinen Weg dar und öffnet damit sein Herz. Dieser schonungslose Einblick in sein Inneres hat etwas „Neuzeitliches“ an sich. Aber der Unterschied zu einer psychiatrischen Analyse liegt im Kontext. Augustinus legt sein Inneres, die Motive und Beweggründe seines Handelns im Angesicht Gottes dar. Vor ihm sich als Sünder zu bekennen, scheut er sich nicht. Zugleich ist er überzeugt, dass der Herr ihn geführt hat – auch inmitten noch so großer Irrwege.

Zu den Tränen seiner Mutter Monika: Müsste nicht gerade sie heute „die“ Patronin vieler Mütter (und auch Väter) sein?

Weismayer: Monika hat den Weg ihres Sohnes mit ihrem Gebet begleitet. Es war nicht nur der weltanschauliche Weg des späteren Heiligen, der sie irritierte, wohl auch seine Verbindung mit einer Frau, die Augustinus nie mit Namen nennt und die ihm einen Sohn geschenkt hat, den er Adeodatus („von Gott gegeben“) nennt. Monika musste Geduld haben, bis sie die Taufe ihres Sohnes und damit sein Christwerden mitvollziehen konnte. Söhne und Töchter gehen oft ganz andere Wege, als ihnen von ihren Eltern gewiesen wurden. Die hl. Monika ist mit ihrem geduldigen vertrauensvollen Gebet ein Vorbild für Eltern in ähnlichen Situationen.

Wie hielt es Augustinus mit Gemeinschaft und Freundschaft?

Weismayer: Augustinus hat mit seiner Taufe auch einen Perspektivwechsel eingeleitet. Sein theologischer Schwerpunkt wurde immer mehr Kirche als Gemeinschaft, Kirche als Leib Christi. Die Liebe, das Hauptgebot Jesu, Gottes- und Nächstenliebe standen immer deutlicher im Vordergrund. Das wird z. B. in seinen Predigten zum ersten Johannesbrief deutlich. Die Nächstenliebe ist das untrügliche Zeichen für das Vorhandensein der Gottesliebe. Der Heilige hat nicht nur Liebe gepredigt, sondern auch gelebt. Als Bischof lebte er in einer Priestergemeinschaft, Freundschaft war ihm ganz wichtig. Die Regel, die Augustinus für diese Gemeinschaft verfasst hat, ist von dieser Sorge um ein Miteinander geprägt: Sie beginnt mit dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe, sie hat als Ziel, dass die Gemeinschaft „ein Herz und eine Seele“ ist (vgl. Apg 4,32). Viele Ordensgemeinschaften leben nach dieser Regel.

Interview: Stefan Kronthaler

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