Die Pfarrgemeinderatswahlen am 18. März seien ein „starkes Zeichen von Lebendigkeit und
Hoffnung in der Kirche“, betonte Kardinal Christoph Schönborn am 23. März in Wien bei der Pressekonferenz anlässlich der diesjährigen Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe, die vom 19. bis 22. März in Tainach/Tinje stattgefunden hat.
Die Pfarrgemeinderatswahlen zeigten „einen nach wie vor großen, stabilen und glaubwürdigen Kern von Kirche“. Neben der stabilen Wahlbeteiligung erinnerte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an die „Verjüngung der Pfarrgemeinderäte auf durchschnittlich unter 50 Jahre sowie den weiteren Anstieg des Anteils an Frauen auf nunmehr 56 Prozent“.
Die Pfarrgemeinderatsmitglieder seien aufgerufen, „Apostel unserer Zeit“ zu sein. (Bei der Pressekonferenz erwähnte der Kardinal auch die PGR-Wahl in der Pfarre Stützenhofen in der Erzdiözese Wien. Obgleich nicht Thema der Pressekonferenz, ließ Schönborn die Medien wissen, dass er das Gespräch mit dem PGR-Kandidaten, der in einer eingetragenen gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, suchen werde. Das Gespräch hat inzwischen stattgefunden, es wurde von beiden Seiten als „gut“ bezeichnet. Die diözesane Wahlkommission und der Bischofsrat befassen sich mit der Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen.)
Kritik übte der Kardinal bei der Pressekonferenz an der vorgeburtlichen Selektion von Menschen mit Behinderung. Es dürfe nicht zugelassen werden, „dass Menschen schon vor der Geburt mit dem Argument der Vermeidung von Krankheit und Behinderung selektiert werden“. Dagegen müsse der „unendliche Wert und die unantastbare Würde jedes Menschen“ betont werden. Anlass des Einspruchs der Bischöfe war der Tag der Menschen mit Down-Syndrom, der jährlich am 21. März begangen wird.
Am 11. Oktober, dem Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), werden österreichweit die Kirchenglocken läuten und die „Türen der Kirchen um die Mittagszeit weit geöffnet werden“. Mit diesem Tag beginnt auch das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens“. Dieses Jahr sei „eine Einladung, den Glauben zu erneuern und zu vertiefen“, heißt es in der Presseerklärung der Bischöfe: „Die Wiederentdeckung und Auseinandersetzung mit den Konzilsdokumenten mit Blick auf heute soll dabei eine wichtige Rolle spielen.“ Zur vertieften Lektüre der Konzilstexte regt eine unter Beteiligung der österreichischen Kirchenzeitungen erstellte Broschüre mit dem Titel „Freudig und furchtlos“ an, die ab Pfingsten Grundlage einer Serie in den österreichischen Kirchenzeiungen sein wird.
Die Broschüre „Freudig und furchtlos“ kann bestellt werden beim „Sonntagsblatt für Steiermark“, Bischofplatz 2, 8010 Graz; Tel. 0316/8041-321;
E-Mail: verwaltung@sonntagsblatt.at; Internet: www. sonntagsblatt.at. Der Preis: 4 Euro/ Stück (+ 2,90 Porto).
Weiters wird es ein Dokument zur Katechese geben, das als „Hilfe für den Verkündigungsdienst“ in der Schriftenreihe der Österreichischen Bischofskonferenz veröffentlicht wird. „Das neue Dokument formuliert Kernbotschaften des Glaubens altersgemäß und auf die jeweilige Zielgruppe hin“, heißt es in der Erklärung der Bischöfe.
In den katholischen Gottesdiensten in Österreich soll ab Advent 2013 ein neues Gebets- und Gesangbuch verwendet werden. Es wird das bisherige „Gotteslob“, das seit 1975 in Verwendung ist, ablösen. Die seit 2001 laufenden Arbeiten am neuen „Gotteslob“ seien „in die Phase der Endredaktion“ getreten, sagte Kardinal Schönborn. Auch die Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testaments sei bereits sehr weit gediehen. Es gehe dabei nicht um eine völlige Neuübersetzung der biblischen Texte, sondern um eine größere Nähe zum Urtext.
Scharfe Kritik üben Österreichs Bischöfe an einem extrem christenfeindlichen Rechtsgutachten (Fatwa) des Großmuftis von Saudi-Arabien. Der Großmufti hatte vor kurzem auf eine Anfrage kuwaitischer Abgeordneten erklärt, es sei verboten, weitere Kirchen auf der Arabischen Halbinsel – also auch in den Golfstaaten – zu bauen. Der Mufti forderte zudem die Zerstörung aller Kirchen um Saudi-Arabien, „da es zu viele gebe“. Die Bischöfe erwarten sich von den religiösen und politischen Führungskräften der muslimischen Welt eine klare Zurückweisung der betreffenden Aussage. Ein solcher Erlass sei für die Bischöfe „völlig inakzeptabel und auch nicht nachvollziehbar“.
Als Vorsitzender der Bischofskonferenz berichtete Schönborn, die Bischöfe hätten sich bei ihrem Treffen nochmals mit der Pfarrer-Initiative und deren Aufruf zum Ungehorsam befasst. Dieser bedürfe weiterhin der „Klärung“, es werde weiterhin der „Weg des Gespräches“ mit den Pfarrern beschritten.
Der Kardinal appellierte erneut an die Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche, die kirchlichen Angebote zu Aufklärung und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oft bringe die „unbürokratische und professionelle“ kirchliche Hilfe Opfern mehr als der Weg zu Gericht: Viele Betroffene hätten bereits finanzielle Hilfe erhalten, „weil für die Klasnic-Kommission unerheblich ist, ob Taten verjährt sind oder nicht“.
kap/kron