Reimmichl (Sebastian Rieger, 1867-1953).
Reimmichl (Sebastian Rieger, 1867-1953).
Vor 150 Jahren wurde Sebastian Rieger alias „Reimmichl“ in Defereggen, Osttirol, geboren.
Seine Bücher, die er unter dem Pseudonym Reimmichl veröffentlichte, erreichen Millionenauflagen. Für das Jahr 1920 gab er erstmals einen Volkskalender heraus, der seit 1925 seinen Namen trägt und seit damals unverwechselbar und über die Grenzen Tirols hinaus bekannt ist: „Reimmichls Volkskalender“.
Hinter dem Pseudonym „Reimmichl“ stand der Priester und Schriftsteller Sebastian Rieger, der heuer vor 150 Jahren, am 28. Mai 1867, in St. Veit-Inneregg in Defereggen (Osttirol) das Licht der Welt erblickte. Der runde Geburtstag Sebastian Riegers ist Anlass für den Tyrolia Verlag „Das große Reimmichl-Lesebuch“ mit einer umfangreichen Biografie des unermüdlichen Autors herauszugeben.
„Reimmichl war in erster Linie Priester und Seelsorger. Seine Arbeit als Zeitungs- und Geschichtenschreiber betrachtete er als Teil der Seelsorge. Es gelang ihm mit seinen Themen und seinem Stil direkt zu den Herzen der Leser vorzudringen“, sagt der Herausgeber des Lesebuchs Paul Muigg.
Wer aber war dieser vielseitige Zeitungsschreiber und Heimatschriftsteller im Priesterrock? Dieser Frage nähert sich Paul Muigg im Reimmichl-Lesebuch spannend, gut lesbar und ohne den Hang zu verklären an. Er gewährt dabei wunderbar Einblick in die Lebenswelt der Bewohner des Defereggentals, das noch im Geburtsjahr Sebastian Riegers 1867 nur zu Fuß zu erreichen war. Paul Muigg: „Die Natur bestimmte den Lebensrythmus im Defereggental. Die Arbeit war schwer, das Gottvertrauen groß. Der Ertrag unsicher.“
Sebastian wird am Eggerhof als erstes von fünf Kindern geboren. Der Vater Johann Rieger, ein Nebenerwerbsbauer, erwirtschaftet sich als Teppich-, Decken- und Huthändler ein beträchtliches Vermögen. Später wird er Bürgermeister von St. Veit und ein Wohltäter der Kirche. Die Mutter Reimmichls, Maria Rieger, gilt als Frau mit „goldenem Herzen“, die neben ihren eigenen Kindern fünf Waisenkinder aufzieht. „Dazu kamen noch Kinder, die ihr Reimmichl von seinen Seelsorgsorten vorübergehend schickte“, schreibt Paul Muigg.
Sebastian besucht das Gymnasium in Brixen und anschließend das Priesterseminar. 1891 wird er zum Priester geweiht.Eine Quelle seiner unzähligen späteren Geschichten dürften die Erzählungen seines Großvaters gewesen sein, der noch den Tiroler Freiheitskampf (1809) miterlebt hatte.
Als Volksdichter veröffentlichte Sebastian Rieger erste Geschichten und Erzählungen im Tiroler Volksboten. Dort arbeitete er ab 1897 als Redakteur. Aus dieser Zeit stammt sein Pseudonym Reimmichl in Anlehnung an ein damals in Sexten (Südtirol) lebendes Original, einen Schuster und begnadeten Geschichtenerzähler namens Michl. 1920 gab Rieger erstmals einen Volkskalender heraus, der seit 1925 als „Reimmichls Volkskalender“ bis heute (unterbrochen nur durch Kriegsjahre) erscheint.
„Reimmichl sah sich als Priester und Seelsorger und nicht als Sozialreformer“, resümiert Paul Muigg. Der Kritik, eine allzu heile bäuerliche Welt zu zeigen, hielt Reimmichl entgegen: „... es ist wahr, ein wenig vergoldet und veredelt; aber das schadet nichts ... was glänzt, an dem hängen die Augen, Herz und Gemüt, und danach richtet sich das Tun und Lassen.“
HRSG: Paul Muigg
Hg. und mit einem Lebensbild versehen von Paul Muigg
2016, Tyrolia
Hardcover
280 Seiten
ISBN: 978-3-7022-3572-7
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
2016, Tyrolia
zusammengestellt von Hans Augustin
Taschenbuch
256 Seiten
ISBN: 978-3-7022-3533-8
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
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