Donnerstag 28. März 2024
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Die Sorge der Kirche um Europa

(30.03.2014) Historiker Stefan Karner spricht über das „Friedens-projekt Europa".

25 Jahre „Weinviertelakademie“ in Großrußbach: Der Grazer Historiker Stefan
Karner zeigte in einem fulminanten Vortrag Stärken und Schwächen des „Friedens-projekts Europa“.


 

„Kirche und Europa haben viel miteinander zu tun“, sagte Weihbischof Stephan Turnovszky bei der Eröffnung der 25. Weinviertelakademie am 20. März im Bildungshaus Großrußbach. So gehe die Gründung der Europäischen  Union unmittelbar auf „katholisch geprägte Menschen“ zurück, die aus ihrem katholischen Bewusstsein heraus „gelebt und gestaltet haben“. In der Europäischen Union seien „zutiefst katholische Werte lebendig“. Etwa „das Spiel zwischen Subsidiarität und Solidarität“. In der katholischen Kirche hätten alle „das globale Denken in die Wiege gelegt bekommen –  sowohl vor Ort als auch an die ganze Welt denkend.


Aber es gebe auch Sorgen im Hinblick auf die EU: „Werden wir Katholiken noch gehört? Werden wir noch gewollt, mit unserer Überzeugung? Ist noch ein Platz für gläubige Menschen in diesem Friedensprojekt?“ Turnovszky: „Wir müssen miteinander reden, miteinander ringen um Standpunkte. Europa ist mehr als die Europäische Union. Vergessen wir nicht auf die Länder, die jenseits der EU-Grenzen liegen.“


Eine Wertegemeinschaft

„Europa ist eine christliche Wertegemeinschaft und hat den Humanismus hervorgebracht. Europa hat versucht, die Probleme mit der Ratio zu lösen und nicht mit der Waffe“, betonte der Grazer Historiker Stefan Karner bei seinem Vortrag zum Thema „Friedensprojekt Europa“. Die „positiven Leistungen des Friedensprojektes“ müssten gesehen, die Nationalitätengegensätze abgebaut werden. Karner: „Wir haben schwierigste Gräben überwunden. 1989 war eine Euphorie und Europabegeisterung spürbar. Die müssen wir weitertragen, denn heute ist sie im Sinken. Wir müssen eine Europabegeisterung haben, um sie selbst weitergeben zu können.“


Kirche und Bildung

Im Europäischen Jahrhundert – von 1840 bis 1940 – war der „Anteil Europas am Brutto-Sozialprodukt doppelt so hoch wie jenes der Weltbevölkerung“. Es gab damals viele Bildungsinitiativen, auch seitens der Kirche“, sagte Karner. Entscheidend sei es, „in die Bildung zu investieren“. Karner: „Die Kirche hat bildungsmäßig viel gemacht im späten Mittelalter, sie war vernetzt. Es war selbstverständlich, in Berlin, Prag oder sonst wo zu studieren. Lasst uns die Förderprogramme auffüllen. Wenn Sie heute Bildungsausgaben machen, werden Sie davon erst in drei Generationen ernten. Diese Fragen müssen politisch außerhalb kurzfristiger Interessen gestellt werden.“


Der Jakobsweg führte damals im Mittelalter durch ganz Europa, er begann im Dom zu Riga. „Da wurde viel ausgetauscht“, sagte Karner.


„Der Erste Weltkrieg forderte 10 Millionen Tote und zusätzlich weltweit 25 Millionen Tote durch die Spanische Grippe, die eine Folge des Weltkrieges war“, erinnerte Karner. Auch Tabus seien damals gebrochen worden – „Massenheere, Giftgas-Einsatz, Genozid“. Auch der Zweite Weltkrieg habe unzählige Opfer gefordert. Karner: „Danach wurde Westeuropa auf die Beine gestellt, auch weil wir es geschafft haben, die Nationalismen zu überdecken. Nach dem 2. Weltkrieg spielte Europa weltweit keine Rolle mehr,  Europa wurde aufgeteilt in Interessenssphären.“


Frieden als Aufgabe

„25 Jahre Weinviertelakademie sind ein starkes Zeichen der Katholischen Aktion, ein starkes Zeichen des Bildungshauses Großrußbach und der Kirche“, betonte NÖ-Bildungs-Landesrat Karl Wilfing. Und zum Thema „Frieden“: „Wir müssen Frieden mit uns selbst halten, Frieden in der Familie, Frieden mit Gott, mit der Welt. Das ist eine Aufgabe, an der wir tagtäglich zu arbeiten haben.“


Seit 1988 findet die „Weinviertelakademie“ alljährlich im Bildungshaus Großrußbach statt. Sie wird getragen von den Gliederungen der Katholischen Aktion, dem Bildungshaus Schloss Großrußbach, dem Katholischen Bildungswerk und von der Kirchenzeitung der Erzdiözese Wien, dem „Sonntag“.

Stefan Kronthaler

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