Mittwoch 31. Dezember 2025
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„Stadt ohne Kinder hat keine Zukunft"

(12.8.2012) KA-Präsident Rembert Schleicher im Interview über das Leben mit Kindern in Wien.


 

Mag. Rembert Schleicher, Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien.

 


 

Sie sind Mitbegründer von  „Wohnen mit Kindern". Wie sieht dieses Projekt aus?

Schleicher: Die Idee zu diesem Projekt hatte Martin Wurnig, und der Ort, wo das Projekt immer konkretere Formen angenommen hat, war die Katholische Hochschulgemeinde. Auch wenn noch nicht alle mit dem Studium fertig waren, stellte sich doch die Frage, wie wir in der engen Stadt leben und arbeiten und zugleich unseren Kindern möglichst viel Raum geben können.

 

Es sollte eine kommunikative Wohnanlage werden – ohne Zwang zur Kommunikation. Als wir über ein Inserat in der „Wiener Kirchenzeitung“ ein Grundstück in Floridsdorf gefunden hatten, konnten wir ans Werk gehen. Unser Architekt Ottokar Uhl verstand sich bei der Planung und beim Bau als Anwalt der Wünsche der zukünftigen Bewohner/innen. Herausgekommen sind 16 Wohnungen mit sehr individuellen Grundrissen, ein naturbelassener gemeinsamer Garten und mehrere Gemeinschaftsräume. Bald gab es über 30 Kinder im Projekt und es war für uns selbstverständlich, eine offene und selbstverwaltete Kindergruppe einzurichten, die es noch immer gibt.   

Ist Wien eine kinderfreundliche Stadt?

Schleicher: Der Wiener Anton Wildgans hat sich als „Kind der Stadt“ bekannt und am Ende der ersten Strophe seines weithin bekannten Gedichts gemeint: „Und bist mir doch ein Lied, du liebe Stadt!“ Wenn eine Stadt für ein Kind ein Lied ist, dann ist sie sicher kinderfreundlich. Ich glaube, dass diese Kinderfreundlichkeit weniger mit der Architektur und viel mehr mit den Menschen zu tun hat. Wie sehr Wien kinderfreundlich ist, das hängt von den Wienerinnen und Wienern ab. Die Stadt Wien erlebe ich als eine, die viel für die Kinder tut: Ferienprogramme, Kindergärten, Spielplätze etc. Es ist aber so, dass man da gar nicht genug tun kann.

Was muss noch (mehr) getan werden, damit sich Kinder in Wien wohl fühlen?

Schleicher: Wichtig ist, dass die Wienerinnen und Wiener für dieses Thema sensibel werden bzw. bleiben. Kinder fühlen sich in Wien wohl, wenn sie sich auch in ihrer Familie wohl fühlen. Ich wünsche mir daher mehr Familienförderung. Und die Stadt Wien sollte im Sinn einer Bürger/innenbeteiligung die privaten und unabhängigen Kindergruppen ebenso stark unterstützen wie die stadteigenen Kindergärten und Betreuungseinrichtungen. Schließlich sollten wir in dieser Stadt Wege finden, wie Kinder als vollwertige PartnerInnen das Leben in dieser Stadt mitgestalten können. Da gibt es zum Beispiel den Kindercircus KAOS, der mit seiner Arbeit und seinen Produktionen zeigt, wie das gehen könnte, der aber von der Stadt nicht so richtig wahrgenommen wird. Kirchliche Gruppierungen, die Jungschar oder die Katholische Jugend etwa haben auch viel Erfahrungswissen in diesen Fragen.  

Ist das Thema „Kinder in Wien“ auch Thema der Charta-Gespräche?

Schleicher: Natürlich sind da Kinder ein Thema. Ältere und alleinstehende Menschen tun sich oft schwer mit den Kindern und finden keinen Zugang zu deren Welt. Kinder und Jugendliche missverstehen das als Feindlichkeit. Die Charta-Gespräche können gute Impulse dafür geben, dass beide Seiten aufeinander zugehen. Alle Teilnehmer/innen sollen bei so einem Treffen zu Wort kommen und gehört werden. Da kommt es dann schon vor, dass den Leuten bewusst und klar wird, dass die Stadt ohne Kinder keine Zukunft hat und dass wir uns allen was Gutes tun, wenn wir etwas für die Kinder und die Jugendlichen in Wien machen.

Interview: Stefan Kronthaler

 

Jeder kann mitmachen

Bei der „Wiener Charta“ geht es darum, Grundsätze und Spielregeln für gutes Zusammenleben in Wien zu erarbeiten. Nach der Themensammlung vom 19. 3. bis 1. 4. laufen nun die so genannten Charta-Gespräche bis 14.10.

 

Mehr Informationen:
www.charta.wien.at

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