Donnerstag 28. März 2024
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Gemeinsames Priestertum aller Getauften

(19.04.2011) Am Montag nach dem Palmsonntag feierte Kardinal Schönborn die Chrisammesse, in der die heiligen Öle für das kommende Jahr geweiht werden.

Am Montag, 18. April 2011, fand im Wiener Stephansdom die so genannte "Ölweihemesse" oder "Missa Chrismatis" statt. In dieser Messe werden das Chrisamöl, das etwa für die Taufe, die Firmung und die Priesterweihe gebraucht wird, das Krankenöl für das Sakrament der Krankensalbung und das Katechumenenöl für die Taufwerber, durch das Lobgebet des Bischofs geheiligt.

 

Das Gemeinsame und das Besondere

Kardinal Christoph Schönborn begrüßte seine Mitbrüder im priesterlichen und bischöflichen Dienst, die Diakone, die Seminaristen und die vielen Firmkandidatinnen und -kandidaten, die in den Dom gekommen waren. "Mich bewegt ein Gedanke bei jeder Chrisammesse. Es ist dasselbe kostbare Chrisamöl, mit dem wir getauft, gefirmt und auch zu Priestern, sogar zu Bischöfen geweiht werden. Dasselbe Öl hat so unterschiedliche und doch so gemeinsame Wirkungen. Das Gemeinsame ist das, was uns allen durch die Taufe geschenkt wird. Das Besondere sind die verschiedenen Berufungen", so Kardinal Christoph Schönborn in seiner Predigt.

 

In Christus verbunden

Durch die Salbung mit dem Chrisamöl seien alle Christen verbunden. Alle werden gesalbt: "Jesus liebt uns und hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut, er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott seinem Vater. Wir alle, die getauft sind, mit dem Chrisam gesalbt sind, sind Priester, Propheten und Könige. Wir sind ein priesterliches Volk", so der Wiener Erzbischof, der im folgenden auf die Ereignisse des letzten Jahres im Rahmen des Prozesses Apostelgeschichte 2010 einging, in dem das gemeinsame Priestertum und das Dienst- und Weihepriestertum zunehmend Thema gewesen waren. "Gerade im Blick auf die bevorstehende Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. bewegt mich die Frage: Was macht eigentlich uns Priester, Bischöfe, den Papst wirklich groß? Ich habe dieser Tage ein Buch gelesen, vom Jesuitenpater Elmar Mitterstieler, der lange Spiritual im Priesterseminar war: 'Das wunderbare Licht in dem wir leben'. Es geht um das gemeinsame Priestertum aller Getauften."

 

"Erst müssen wir Jünger sein"

Kardinal Schönborn stellte das Wort des Kirchenvaters Augustinus: "Wo mich erschreckt, was ich für euch bin, da tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ. Jenes bezeichnet das Amt, dieses die Gnade, jenes die Gefahr, dieses das Heil", ins Zentrum seiner Predigt. Augustinus sei sich bewusst gewesen, dass das Amt auch Schrecken einflößt: "Vielleicht sollten wir über dieses 'was mich erschreckt' auch gelegentlich nachdenken", so der Erzbischof an seine Mitbrüder.

"Aber heute möchte ich darüber sprechen, was uns tröstet. Es ist etwas Wunderbares, gemeinsam Christ zu sein." Pater Mitterstieler stelle in seinem Buch die Frage, ob die Apostel zuerst Christen oder zuerst Priester, zuerst Amtsträger oder zuerst Jünger gewesen seien. Jesus habe sie als Vorbereitung auf ihre Ämter zuerst in die Jüngerschulung genommen. "Die, die ihm nachfolgen, müssen zuerst Jünger und Jüngerinnen werden, bevor ein Amt dazu kommt."

 

Erfahrung der Gemeinsamkeit

"Liebe Mitbrüder im priesterlichen, bischöflichen Dienst. Es gibt nichts Beglückenderes für uns, als die Erfahrung der Gemeinsamkeit im Glauben. Wie schön ist es für uns, wenn wir Mitchristinnen und -christen begegnen, zu denen wir, obwohl wir für sie Hirten sind, aufschauen können. Weil sie uns weit voraus sind, in der Jüngerschaft, in der Nachfolge Jesu, im christlichen Leben", so Kardinal Schönborn, der am Ende drei Stichworte aus Pater Mitterstielers Buch aufzählte: das Gebet, die Hingabe und die Vergebung.

 

Gebet, Hingabe und Vergebung

Alle Getauften hätten die Berufung zum Gebet gemeinsam. "Als Presbyter sollen wir Menschen des Gebets sein. Wie wollen wir andere Menschen zu Gott führen, wenn wir selber nicht mit Gott verbunden sind, durch ein wirkliches Gebetsleben." Auch die Hingabe an Gott sei ein wichtiger Punkt. Jesus habe den Aposteln am Ende seines öffentlichen Wirkens eine Witwe vor Augen gestellt, die zwei Kupfermünzen im Tempel geopfert hat. Er wies darauf hin, dass diese Frau mehr gegeben habe als alle, die aus dem Überfluss geben. "Die arme Witwe als großes Vorbild der Hingabe für die Amtsträger."

Und zu guter Letzt die Vergebung: "Der priesterliche Dienst ist zweifellos ein Dienst der Vergebung." Um das Sakrament der Buße zu sprechen, müsse man selbst ein Mensch der Vergebung sein: "Menschen der Versöhnung, die lieber vergeben, als Recht behalten", das seien zweifellos Kennzeichen eines echten priesterlichen, eines echten christlichen Lebens.

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