Pater Anselm Grün war 36 Jahre lang Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach.
Pater Anselm Grün war 36 Jahre lang Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach.
Der bekannte Buchautor und jahrzehntelange wirtschaftliche Leiter der Benediktinerabtei Münsterschwarzach im großen "Sonntags"-Interview über seine Finanzerfahrungen.
Was bedeutet Geld?
Pater Anselm Grün: Das Geld ist nicht von sich aus schlecht, sondern es kommt darauf an, was man damit tut. Entscheidend ist, dass es dem Menschen dient und ich innerlich frei vom Geld bin. Wenn ich vom Geld beherrscht werde, schade ich auch den anderen Menschen. Wer sich durch das Geld definiert, schneidet sich selber ab von der eigenen Seele.
Ist uns Geldvermehrung erlaubt?
Anselm Grün: Natürlich. Denn wenn es gut angelegt ist, dann dient es sowohl dem Anleger als auch dem, bei dem es angelegt wird: der Firma oder dem Land, wenn er eine Landesanleihe kauft. Eigentlich sollten beide daran gewinnen.
Haben Sie das unternehmerische Denken schon in die Wiege gelegt bekommen? Welche Erfahrungen haben Sie als langjähriger Cellerar mit Geld und Finanzen gemacht?
Anselm Grün: Mein Vater hatte ein Elektrogeschäft. Mit Geldanlagen hat er gar nichts zu tun gehabt. Er musste schauen, dass sein Geschäft gut ging. Das Kaufmännische war mir aber schon irgendwie in die Wiege gelegt worden. Als Cellerar habe ich mich zunächst auf Kostenrechnungen verlagert, um zu schauen, wo können wir sinnvoll Kosten einsparen und wo effektiver arbeiten. In einem zweiten Weg nach zehn Jahren habe ich mich auf die Anlagen konzentriert: Wir brauchen für die Schule und Missionszwecke Geld. Wie können wir sinnvoll Geld verdienen, ohne ständig die Hand aufzuhalten und zu betteln?
In den 36 Jahren als wirtschaftlicher Leiter des Klosters wird nicht alles geklappt haben, oder?
Anselm Grün: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, das ist klar. Man kann nie alles erreichen, was man gern möchte. Es braucht Vertrauen, ein gewisses Risiko und das richtige Maß. Entscheidend ist eben, dass man langfristig denkt. Gier und Angst sind die beiden Impulse, die für einen guten Umgang mit Geld hinderlich sind. Wer gierig ist, kann nicht genug bekommen, der wird dann alles verlieren. Wer ängstlich ist, bekommt auch nichts.
Dürfen wir Wohlstand haben?
Anselm Grün: Der Wohlstand dient dazu, ruhig zu leben. Es gibt Berufungen, die das einfache Leben bevorzugen, aber es ist nicht die Berufung eines jeden einzelnen. Ein gewisser Wohlstand ist sinnvoll im Sinne der Bibel. Entscheidend ist immer die soziale Verpflichtung.
Was sagt der heilige Benedikt über das Wirtschaften und das Geld?
Anselm Grün: Benedikt hat sich in seiner Ordensregel über die Handwerker Gedanken gemacht. Das eine ist die Demut, dass man mit den Dingen in Berührung ist und nicht abschweift. Man könnte sagen: nicht nur ein rein virtuelles Wirtschaften, wie es heute bei den Spekulationsblasen geschieht. Das zweite ist keinen Betrug zu begehen und das dritte ist das richtige Maß. Benedikt sagt: "Man sollte es immer ein wenig billiger verkaufen, nicht gierig, sondern angemessen sein."
Anselm Grün; Thomas Kohrs Ethisch Geld anlegen
2008, Vier Türme |
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Wöchtenliche Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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