Und doch, so Papst Franziskus, erscheine das Wort Liebe, so wie es in unserer Zeit gebraucht wird, oft entstellt. Gerade deshalb beschäftigt er sich mit der täglichen Liebe und wie wir sie in unseren Familien im Alltag leben können.
Und doch, so Papst Franziskus, erscheine das Wort Liebe, so wie es in unserer Zeit gebraucht wird, oft entstellt. Gerade deshalb beschäftigt er sich mit der täglichen Liebe und wie wir sie in unseren Familien im Alltag leben können.
"Amoris laetitia - Über die Liebe in der Familie", so heißt das Schreiben von Papst Franziskus über die Liebe in der Ehe und in den Familien.
Im vierten Kapitel des Papstschreibens "Amoris laetitia - Über die Liebe in der Familie", beschäftigt sich Papst Franziskus mit der "Liebe in der Ehe". Er betont, wie wichtig es sei zur ehelichen und familiären Liebe zu ermutigen, denn dazu sei die Gnade des Ehesakramentes bestimmt. Papst Franziskus zitiert dabei aus dem 1. Korintherbrief 13,2-3: "Wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts."
Und doch, so Papst Franziskus, erscheine das Wort Liebe, so wie es in unserer Zeit gebraucht wird, oft entstellt. Gerade deshalb beschäftigt er sich mit der täglichen Liebe und nimmt Punkte aus dem Hymnus des heiligen Paulus als Merkmale der wahren Liebe auf (1 Kor 13,4-7):
"Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach.
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand."
13 Punkte hat Papst Franziskus aus dem Hymnus übernommen und versucht eine Anwendung auf das konkrete Leben jeder Familie.
Langmütig bedeutet dabei nicht, so Papst Franziskus, dass man im Namen der Liebe alles oder gar Gewalt, ertragen muss. Vielmehr ist Liebe wie Gott und gerät nicht schnell in Zorn. "Langmut zeigt sich, wenn der Mensch sich nicht von seinen Instinkten leiten lässt und vermeidet, jemanden anzugreifen. Sie ist eine Eigenschaft des Gottes des Bundes, der auch im Familienleben zu seiner Nachahmung aufruft. (...) Die Langmut Gottes ist eine Übung der Barmherzigkeit mit dem Sünder und offenbart die wahre Macht", so Papst Franziskus. Es gehe nicht darum, sich ständig schlecht behandeln zu lassen. Wichtig sei es von Beziehungen nicht zu erwarten, dass sie himmlisch oder die Menschen vollkommen sind. Es gehe darum anzuerkennen, dass auch der andere ein Recht habe, auf dieser Erde zu leben, auch wenn er meine Pläne durchkreuzt oder mir lästig ist. Papst Franziskus: "Die Liebe hat immer ein tiefes Mitgefühl, das dazu führt, den anderen als Teil dieser Welt zu akzeptieren, auch wenn er anders handeln sollte, als ich es gerne hätte."
Paulus wolle betonen, so Papst Franziskus, dass Liebe nicht nur ein Gefühl ist, sondern mit dem Sinn verstanden werden muss, den das Wort "lieben" im Hebräischen hat: "Gutes tun". So sagte der heilige Ignatius von Loyola: "Die Liebe muss mehr in die Werke als in die Worte gelegt werden." Auf diese Weise könne die Liebe ihre ganze Fruchtbarkeit zeigen und ermöglicht uns, "das Glück zu erfahren, das im Geben liegt, den Edelmut und die Größe einer überreichlichen Selbsthingabe, ohne abzuwägen, ohne Entlohnung zu erwarten, einzig aus dem Wunsch zu geben und zu dienen", so Papst Franziskus.
"In der Liebe ist kein Platz für Gefühle des Unbehagens gegenüber dem Wohl des anderen", so Papst Franziskus. Er nennt dabei den Neid und die Eifersucht. Der Neid sei eine Traurigkeit über fremdes Glück, die zeige, dass uns das Glück des anderen nicht interessiere und wir nur auf unser Wohlsein konzentriert sind. Der Neid führe zu einer Konzentration auf das eigene Ich. "Die wahre Liebe würdigt die fremden Erfolge, sie empfindet sie nicht als Bedrohung und befreit sich von dem bitteren Geschmack des Neides. (…) Sie versucht also, den eigenen Weg zu entdecken, um glücklich zu sein, und lässt die anderen den ihren finden."
"Wer liebt, vermeidet nicht nur, übermäßig von sich selbst zu sprechen, sondern weil er sich auf die anderen konzentriert, versteht er außerdem, an seinem Platz zu bleiben, ohne im Mittelpunkt stehen zu wollen", so Papst Franziskus. Liebe sei nicht arrogant, macht sich nicht größer vor anderen. Der Papst empfiehlt hier die Haltung der Demut. Es sei die Logik christlicher Liebe, sich anderen nicht überlegen zu fühlen oder sie die eigene Macht spüren zu lassen, sondern "wer groß sein will, der soll eurer Diener sein", zitiert der Papst Matthäus 20,27.
"Lieben heißt auch liebenswürdig werden", erklärt Papst Franziskus im 5. Punkt. Liebe handle nicht ungehörig, ist nicht hart im Umgang, ihre Methoden, Worte und Gesten sind angenehm und nicht starr. Liebe verabscheut es, andere leiden zu lassen. Liebenswürdigkeit ist laut Papst Franziskus ein Teil unverzichtbarer Anforderungen der Liebe und damit auch des Christseins.
"Die freundliche Liebe schafft Verbindungen, pflegt Bindungen, knüpft neue Netze der Eingliederung und baut ein festes soziales Gefüge auf. (…) Ein unsozialer Mensch meint, dass die anderen dafür da sind, seine Bedürfnisse zu befriedigen, und wenn sie es tun, nur ihre Pflicht erfüllen. Dann ist kein Raum für die Freundlichkeit der Liebe und ihre Sprache. Wer liebt, kann Worte der Ermutigung sagen, die wieder Kraft geben, die aufbauen, die trösten und die anspornen."
Um andere zu lieben, muss man zuerst sich selbst lieben. Das bedeute aber nicht, so Papst Franziskus, dass es dabei um den eigenen Vorteil gehe. Es geht dabei weniger um Eigenlieber als vielmehr um eine Selbsthingabe an den anderen. Der Papst zitiert dazu Thomas von Aquin, der erklärt hat, dass es "mehr zur Liebe gehört, lieben zu wollen, als danach zu streben, geliebt zu werden". Eigenliebe hat nur dann Vorrang, wenn jemand unfähig ist, sich selbst zu lieben und daraus Schwierigkeiten hat andere zu lieben.
Wir Christen sind ständig dazu aufgefordert den Zorn nicht zu nähren. "Lass dich nicht vom Bösen besiegen!", (Röm 12,21). Es nütze nichts, eine innere Aggressivität zu schüren, sie ist, so Papst Franziskus, ein lästiger Feind, den es zu vermeiden gilt. Gesunde Empörung gegenüber Ungerechtigkeiten sei okay, aber wir müssen aufpassen der Aggressivität nicht nachzugeben, sonst wird sie zu einer dauerhaften Haltung. "Darum darf niemals der Tag zu Ende gehen, ohne Frieden in der Familie zu schließen", so Papst Franziskus. Er schlägt vor, kleine Gesten, keine Handlungen zu setzen, um die Eintracht in der Familie wiederherzustellen.
Papst Franziskus empfiehlt in diesem Punkt ganz klar, nicht zuzulassen, dass Groll sich in unseren Herzen einnistet und nicht nachtragend zu sein. Er plädiert für die Vergebung: "Eine Vergebung, die sich auf eine positive Haltung gründet, die versucht, die Schwäche des anderen zu verstehen und danach trachtet, Entschuldigungen für den anderen Menschen zu suchen." Wer immer böse Absichten vermutet, der lässt zu, dass der Groll sich steigert. "Auf diese Weise kann jeder Fehler oder jedes Fallen des Ehepartners das Liebesband und die Beständigkeit der Familie schädigen. Das Problem ist, dass man manchmal allem das gleiche Gewicht beimisst, mit der Gefahr, auf jeden Fehler des anderen bitter zu reagieren. Die gerechte Geltendmachung der eigenen Rechte verwandelt sich so in einen andauernden und ständigen Durst nach Revanche, statt in eine gesunde Verteidigung der eigenen Würde."
Niemand behauptet, dass Vergebung leicht ist, auch Papst Franziskus nicht. Doch Vergeben sei eine befreiende Erfahrung, die hilft auch sich selbst zu verstehen und sich selbst zu vergeben. Und Gottes Vergebung empfangen wir alle, man kann sie weder kaufen, noch muss man sie bezahlen.
"Wenn ein liebender Mensch einem anderen etwas Gutes tun kann oder wenn er sieht, dass es dem anderen gut geht im Leben, erlebt er das mit Freude, und auf diese Weise ehrt er Gott", so Papst Franziskus. Denn Gott schätze jene besonders, die sich über das Wohl der anderen freuen und sich nicht nur auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren. Wie schon Jesus gesagt hat: "Geben ist seliger als nehmen" (Apg 20,35). Besonders die Familien müssen ein Ort sein, an dem Gutes im Leben gelinge und wo Erreichtes gemeinsam gefeiert wird.
Die Aufzählung über die Liebe im Korintherbrief endet mit: "Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und hält allem stand". Das betont, so Papst Franziskus, dass die Liebe in der Lage ist allem die Stirn zu bieten, was sie bedroht.
Beim Ertragen und Entschuldigen gehe es darum, so Papst Franziskus, den anderen nicht gleich zu verurteilen. Auch wenn es einfach ist so seinen Groll loszuwerden, es bleibt immer weiterer Schaden. Wer zu schnell verurteilt kann im schlimmsten Fall diffamieren und so den Ruf des anderen schwer schädigen. Diffamierung ist, so Papst Franziskus, eine schwere Sünde: "Darum ist das Wort Gottes so streng mit der Zunge (…).
Die Liebe dagegen hütet das Bild der anderen mit einem Feingefühl, das so weit geht, auch den guten Ruf der Feinde zu schützen."
Gerade Ehegatten sollen gut voneinander sprechen und die guten Seiten des anderen betonen, nicht seine Schwächen und Fehler. Das sei, so der Papst, nicht Naivität, sondern Weitblick, denn Mängel stellen immer nur einen Teil des Ganzen dar. Denn der Mensch ist irdisch und begrenzt, und so auch seine Liebe. "Die Liebe lebt mit der Unvollkommenheit, mit dem Entschuldigungsgrund zusammen und weiß angesichts der Grenzen der geliebten Person das Schweigen zu wahren."
Glauben müsse man in diesem Fall im Sinn von Vertrauen verstehen, so Papst Franziskus. Es gehe um ein Grundvertrauen, darum, nicht zu argwöhnen, dass der andere lügt und täuscht. "Ebendieses Vertrauen macht eine Beziehung in Freiheit möglich. Es ist nicht nötig, den anderen zu kontrollieren, peinlich genau seine Schritte zu verfolgen, um zu vermeiden, dass er unseren Armen entgleitet. Die Liebe vertraut, lässt Freiheit, verzichtet darauf, alles zu kontrollieren, darauf, zu besitzen, zu beherrschen."
Liebe gibt die Hoffnung auf die Zukunft nicht auf. Liebe, so Papst Franziskus, weiß, dass der andere sich ändern kann. Das bedeute nicht, dass alle Änderungen noch in diesem Leben vonstattengehen. "So zeigt sich die Hoffnung in ihrem Vollsinn, denn sie schließt die Gewissheit eines Lebens jenseits des Todes ein. Dieser Mensch mit all seinen Schwächen ist zur Fülle des Himmels berufen. Wenn er durch die Auferstehung Christi vollkommen verwandelt sein wird, werden dort seine Hinfälligkeiten, seine Dunkelheiten und auch seine Pathologien nicht mehr existieren. Dort wird das wahre Wesen dieses Menschen mit all seiner Fähigkeit zum Guten und zum Schönen aufleuchten." Das erlaube uns, auch jetzt schon unser Gegenüber im Licht der Hoffnung auf das Himmelreich zu betrachten.
Liebe mit einer positiven Geisteshaltung erträgt alle Widerwärtigkeiten, so Papst Franziskus. Es gehe nicht nur darum ärgerliche Dinge hinzunehmen, sondern es ist eine ständige Widerstandsfähigkeit, die imstande ist jede Herausforderung zu meistern. "Es zeigt ein gewisses Maß an hartnäckigem Heldentum, an Kraft gegen jede negative Strömung, eine Entscheidung für das Gute, die durch nichts umgeworfen werden kann."
Gerade im Familienleben müsse die Kraft der Liebe kultiviert werden: "Das christliche Ideal – und besonders in der Familie – ist Liebe trotz allem."
Nachsynod. Apost. Schreiben "Amoris laetitia" auf der Seite des Vatikans.
Papstschreiben "Amoris laetitia - Über die Liebe in der Familie" als pdf zum download.
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