Zugänglich ist die bereits sechste Themenausstellung von 29. September bis 27. August 2023.
Zugänglich ist die bereits sechste Themenausstellung von 29. September bis 27. August 2023.
Ausstellung "Mahlzeit" von 29. September bis 27. August 2023 widmet sich kulinarischen, aber auch gesellschaftspolitischen Aspekten rund um Ernährung als Thema der Kunst.
Zwölf Kinder aus aller Welt von Kuala Lumpur über Dubai bis Los Angeles, fotografiert aus der Vogelperspektive auf dem Boden liegend, umgeben von Lebensmitteln, die sie in einer Woche zu sich nehmen: Diese 2016 bis 2018 entstandene Fotoserie "Daily Bread" (Tägliches Brot) des US-Fotokünstlers Gregg Segal ist eines der vielen Highlights der neuen Sonderausstellung "Mahlzeit" im "Dom Museum Wien".
Zugänglich ist die bereits sechste Themenausstellung von 29. September bis 27. August 2023.
Gregg Segals nachdenklich machende Fotos bilden ebenso einen Beitrag zum Thema "Politik auf dem Teller" wie sechs Kakteen, die das US-Kollektiv "desertArtLAB" auf Tellern in einer Tischvitrine platzierte. Dieses als "Salad For a Hotter, Drier Future" (Salat für eine heißere, trockenere Zukunft) ausgewiesene "Desertification Dinner" macht ironisch die um sich greifende Klimaerwärmung zum Thema. Nicht ernst gemeint ist auch das knapp zehnminütige Video der deutschen, in Wien lebenden Performance- und Fotokünstlerin Veronika Merklein, in dem sie die Pille "FATlife" als sicheres Präparat zum Zunehmen anpreist, wodurch man "ohne Falten jünger" erscheine.
Das mit dem österreichischen Museumspreis 2020 ausgezeichnete Dom Museum Wien bleibt also politisch: Die neue Sonderschau zum Thema Essen und Ernährung reiht sich nahtlos in den Anspruch bisheriger Ausstellungen wie zuletzt "arm und reich" (2021) und "Fragile Schöpfung" (2020) ein: Das kirchliche Haus am Stephansplatz wolle sich als Ort aktueller Diskurse zu gesellschaftspolitisch brisanten Themen positionieren und eine Brücke im Herzen von Wien sein, die "Menschen unterschiedlicher Religionen und Biografien und aus verschiedenen Kulturkreisen miteinander ins Gespräch bringt", wie Schwanberg es einmal nannte.
Diesmal habe sie als Kuratorin die Schau "Mahlzeit" eigentlich sinnenfreudig und lebensbejahend zur vermeintlichen Überwindung der Corona-Pandemie anlegen wollen, sagte die Direktorin. Bei ihrer intensiven Vorarbeit habe sie allerdings rasch erkannt, wie viel über pure Kulinarik hinaus die von der Kunst thematisierte Ernährung über eine Gesellschaft erzählt: über Machtverhältnisse, Produktionsverhältnisse, Gemeinschaftsbildung bei der Tischgemeinschaft bzw. die Ausgrenzung davon, über Ökologie und religiöse Traditionen rund um Speisen. "Seit jeher übersteigt das gemeinsame Mahl die Funktion der bloßen Nahrungsaufnahme", wies Johanna Schwanberg hin. Somit sei die Ausstellung doch um einiges ernster als ursprünglich intendiert geworden.
Wie bisher setzt die Kuratorin auf reizvolle Kontrastierungen von alter Kunst - vielfach aus kirchlichen Beständen bzw. in Form hochkarätiger Leihgaben - mit Zeitgenössischem, von explizit religiösen Sujets mit Profanem. Gleich im ersten Raum findet sich eine "Maria lactans" aus der Werkstatt von Lukas Cranach d. Ä. (1537) neben Elinor Caruccis Fotografie "The First Week" mit einer gleich zwei Säuglinge stillenden Frau. Zum Leitthema des Raums "Erstes und letztes Mahl" passt auch die Aluminium-Skulpur "Last Supper" mit der schemenhaft dargestellten Gemeinschaft von Christus und den Aposteln (Atelier Van Lieshout, 2020). Darüber eines der ältesten Gemälde der Schau - gemalt vom spätmittelalterlichen Meister des Friedrichaltars im Stephansdom.
Unter den Werken finden sich auch Namen wie Joseph Beuys, Albin Egger-Lienz, Maria Lassnig, Daniel Spoerri, Franz West, Otto-Mauer-Preisträgerin Catrin Bolt sowie historische Künstler, deren Namen nicht überliefert sind. Als Titelbild wählte Schwanberg eines von vier surrealen, farbintensiven Selbstporträts der Japanerin Izumi Miyazaki, umringt von fliegenden Brokkoli-Rosen.
Weitere Exponate der reizvollen Ausstellung kreisen um Sinnlichkeit und Genuss, Stiftung von Gemeinschaft, Repräsentation des sozialen Status und rituelle Handlungen. "Die Kunst reagiert seit jeher auf unsere Weisen des Mahlhaltens, indem sie unsere ausgewählten Speisen und Lebensmittel darstellt, analysiert, abstrahiert - kritisch und natürlich auch ironisch", wie Schwanberg erläuterte. Die Schau spiegelt dieses Thema durch verschiedene Epochen und in unterschiedlichsten Medien wider - Plastik, Grafik, Malerei, Fotografie und Videokunst.
Gelegenheit, die neue Themenausstellung "Mahlzeit" im Dom Museum Wien zu sehen, bietet demnächst - am Samstag, 1. Oktober, ab 18 Uhr, die "Lange Nacht der Museen". Neben Rundgängen durch die Schauräume steht dabei auch eine "Superfood-Werkstatt" im Atelier auf dem Programm. Als weitere Begleitveranstaltungen sind Samstagsführungen, ein Erwachsenen-Workshop mit Jause, eine Diskussion über "Essen zwischen künstlerischer Inszenierung und politischem Zeremoniell" sowie spezifische Angebote für Kinder angekündigt.
Info: https://dommuseum.at