Christenverfolgung ist ein globales Phänomen.
Christenverfolgung ist ein globales Phänomen.
Der Direktor des britischen Zweigs von "Kirche in Not", Neville Kyrke-Smith, bezeichnet es als "Ansporn für unsere Arbeit, dass diese Themen endlich auf hoher politischer Ebene Beachtung finden".
In einigen Weltregionen nimmt die Gewalt gegen Christen "beinahe das Ausmaß eines Völkermords" an: Das geht aus einem Bericht hervor, den das britische Außenministerium unter Beiziehung von NGOs - darunter auch des britischen Zweigs des weltweiten päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" - jetzt veröffentlicht hat. Der in das Projekt eingebundene anglikanische Bischof von Truro in Cornwall, Philip Mountstephen, weist in der Einleitung zum Bericht darauf hin, dass Christenverfolgung keine Einzeltat, sondern ein "globales Phänomen" sei. Das Christentum sei die weltweit am meisten angegriffene Religionsgemeinschaft. Doch westliche Regierungen würden "ihre Augen vor dieser Realität verschließen", beklagte Mountstephen laut einem Bericht von "Kirche in Not"-Österreich am Mittwoch, 17. Juli 2019.
Der nun vorliegende Bericht gleiche ein erhebliches Defizit in der Berichterstattung aus, auch wenn Verletzungen der Religionsfreiheit bei anderen religiösen Minderheiten nicht ausgeklammert werden dürften, hob der Bischof hervor. Die vorliegenden Ergebnisse und Handlungsempfehlungen sollten ein Aufruf an Politiker und Öffentlichkeit sein, "nicht länger Zuschauer zu sein, sondern Akteure zu werden".
Im ersten Teil des 176-seitigen Dokuments werden globale Entwicklungen bei der Christenverfolgung dokumentiert. "Kirche in Not" liefert dazu Hintergrundinformationen zur Lage in Afrika, Südasien und im Nahen Osten auf der Basis seiner Projektarbeit in diesen Weltregionen. In den weiteren Teilen geht der Bericht detailliert auf aktuelle Übergriffe gegen Christen ein - zum Beispiel im Irak, in Syrien, Nigeria, China, Sri Lanka und Pakistan, und er formuliert 22 Empfehlungen an das britische Außenministerium. Religionsfreiheit und Maßnahmen als Reaktion auf Gewalt gegen Christen sollten demnach "im Mittelpunkt der Prioritäten des britischen Außenministeriums" stehen. Der Bericht wolle dazu beitragen, Großbritannien "zur weltweit führenden Kraft bei der Verteidigung der Religionsfreiheit" zu machen.
Der Direktor des britischen Zweigs von "Kirche in Not", Neville Kyrke-Smith, bezeichnet es als "Ansporn für unsere Arbeit, dass diese Themen endlich auf hoher politischer Ebene Beachtung finden". Es sei an der Zeit, dass die Schwierigkeiten, denen sich Christen und andere religiöse Minderheiten tagtäglich ausgesetzt sähen, erkannt und benannt würden. Und es bleibe zu hoffen, dass die britische Regierung die Empfehlungen des Berichts umsetzt, auch als Impuls für den weltweiten Schutz der Religionsfreiheit, so Kyrke-Smith. "Es ist dringend notwendig, die christliche Präsenz in zahlreichen Ländern zu unterstützen, da die Christen trotz Verfolgung oft Brückenbauer und Instrumente des Friedens sind."
Umfassende Infos zu Verstößen gegen Religionsfreiheit und die Menschenrechtslage in 196 Länder der Welt enthält auch der Bericht "Religionsfreiheit weltweit" von "Kirche in Not" Österreich.
Dass Religionen weltweit zunehmend von Einschränkungen betroffen sind, zeigt eine weitere, bereits am Montag veröffentlichte Studie des US-Forschungsinstituts Pew Research Center. Schikanen durch Regierungen hätten in "vielen Bereichen merklich" zugenommen, nicht nur in autoritär regierten Ländern, sondern auch in vielen europäischen Demokratien, heißt es in der bereits zehnten Pew-Studie zum Thema. Untersucht wurden 198 Länder, Christen seien in 143, Muslime in 140 Ländern betroffen.
Der Nahe Osten und Nordafrika seien gemessen an den Einschränkungen seitens der Regierungen besondere Krisenregionen in Bezug auf Religionsfreiheit, gefolgt vom asiatisch-pazifischen Raum. Den höchsten Anstieg während der Jahre zwischen 2007 und 2017 sei jedoch in Europa zu verzeichnen: Hier stieg die Zahl der betroffenen Länder von fünf auf 20, geht aus der Pew-Studie hervor. Grund dafür sind Bekleidungsvorschriften wie etwa auch das österreichische und deutsche Verschleierungsverbot für Angestellte im öffentlichen Dienst bzw. Gesichtsverschleierungsverbote in der Öffentlichkeit, oder aber Voten gegen den Bau neuer Minarette wie zuletzt in der Schweiz.
In Russland, Ägypten, China, Indien und Indonesien sind die Religionsbeschränkungen laut der Studie am stärksten ausgeprägt, am geringsten waren sie im untersuchten Zeitraum in Brasilien, Südafrika sowie in den fernöstlichen Ländern Japan, Südkorea und Philippinen.