von links nach rechts: Erzbischof José Luis Azuaje Ayala, Präsident der Caritas Lateinamerika; Kardinal Luis Tagle, Präsident der Caritas Internationalis; Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich.
von links nach rechts: Erzbischof José Luis Azuaje Ayala, Präsident der Caritas Lateinamerika; Kardinal Luis Tagle, Präsident der Caritas Internationalis; Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich.
Erzbischof von Manila warnt vor Anstieg der Zahl an zerstörerischen Taifunen, aber auch "tägliche Stürme" wie Hunger und Armut verursachen viel Leid.
Weltcaritas-Präsident Kardinal Luis Antonio Tagle hat auf die verheerenden Folgen des Klimawandels hingewiesen. "Auf den Philippinen gibt es mittlerweile zwischen 20 und 25 Taifune pro Jahr - zwei pro Monat. Uns umgibt nicht nur ein Meer, sondern auch über unseren Köpfen ist ein Ozean und ein Fluss", berichtete der Erzbischof von Manila am Mittwoch, 27. März 2019 bei einem Pressegespräch in Wien aus seinem Heimatland. Die Caritas sehe es als eine ihrer vorrangigen Aufgaben, bei Naturkatastrophen humanitäre Hilfe zu leisten - "und auch bei den von Menschen verursachten Tragödien", so Tagle. Der Kardinal hält sich in dieser Woche zu einem mehrtägigen Spitzentreffen von Caritas-Vertretern aus aller Welt in Wien auf. Am Freitag ist Tagle auch einer Hauptredner eines Großkongresses über Humanitäre Hilfe an der Universität Wien.
Arbeitslosigkeit, Konflikte, Hunger und Armut seien "tägliche Stürme", die einen großen Teil der Menschheit beträfen, sagte der Präsident von "Caritas Internationalis", der Dachorganisation der weltweit 165 nationalen Caritasverbände. Viele der Konflikte in aller Welt hätten vor allem wirtschaftliche und politische Ursachen. Die Caritas nehme nicht Partei, sondern versuche das Leid von Menschen unabhängig von deren Religion oder Herkunft zu lindern. "Es geht immer um die Menschen", betonte der Kardinal. Das katholische Hilfswerk sei der "dienende Arm der Kirche" und werde "von der Liebe Jesu gedrängt, den Leidenden zu helfen". Tagle weiter: "Wir können uns nicht freuen, wenn jemand anderer leidet."
Auf die verheerende humanitäre Situation in Mosambik, Malawi und Zimbabwe nach dem Zyklon "Ida" verwies bei dem Pressegespräch Österreichs Caritas-Präsident Michael Landau. In derart großen Krisen seien Netzwerke der professionellen Solidarität und Kooperation wie jenes der internationalen Caritasverbände ganz entscheidend. "Die Bereitschaft, andere retten zu wollen, reicht dabei nicht, es braucht auch die Fähigkeit dazu." Caritas Österreich habe bereits 50.000 Euro Soforthilfe sowie zwei Katastrophenhelfer nach Mosambik gesandt, schilderte Landau. Dank der Vernetzung mit der örtlichen Caritas und dem "Caritas Internationalis"-Netzwerk könne effektive Hilfe für die Menschen geleistet werden.
Landau bat erneut um Spenden für die Nothilfemaßnahmen der Caritas in der afrikanischen Krisenregion. Außerdem richtete der Caritas-Präsident auch einen Appell an die Bundesregierung: "Die humanitäre Hilfe ist chronisch unterfinanziert. Der Auslandskatastrophenfonds gehört substanziell aufgestockt, und auch die Mittel für die bilaterale Entwicklungshilfe im Rahmen der Austrian Development Agency müssen dringend erhöht werden." Das Engagement einzelner Länder - auch Österreichs - sei für die "Zukunftstauglichkeit des Planeten" mitentscheidend, betonte Landau. "Wir haben die Technologien, wir haben das Know-How, um den ärmsten Ländern bei Seite zu stehen, wenn es darum geht, neben akuter Nothilfe auch Wiederaufbau- und Präventionsmaßnahmen zukunftsfähig zu gestalten."
Insgesamt seien weltweit derzeit 134 Millionen Menschen von humanitärer Hilfe abhängig, legte Christoph Schweifer, Auslandshilfechef von "Caritas Österreich" dar. Die Überlebenshilfe sei in Katastrophengebieten wie Mosambik ein "Wettlauf mit der Zeit", weshalb die soeben angelaufene Spendenaktion "Nachbar in Not" und das große Echo an Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung besonders wertvoll seien. "Die Menschen haben verstanden und bezeugen durch ihr Tun: Afrika ist unser Nachbar, und die Notlage ist uns nicht nicht egal", sagte Schweifer.
Die "Zukunft der humanitären Hilfe" steht am Freitag im Fokus des hochkarätig besetzten fünften "Humanitären Kongresses" im Hauptgebäude der Universität Wien. Neben Weltcaritas-Präsident Tagle werden u.a. Außenministerin Karin Kneissl, der Untergeneralsekretär der Vereinigten Nationen für humanitäre Angelegenheiten und Soforthilfe (OCHA), Mark Lowcock, der Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (ICRC), Peter Maurer, und UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming als Referenten erwartet. Weitere Programmpunkte sind u.a. der humanitäre Sektor in den Medien und das Zusammenspiel von humanitären Hilfe, EZA und Friedenssicherung. Bis Donnerstagmittag können Interessierte noch Online-Tickets buchen, warb die Caritas als Mitveranstalterin für die Tagung.
Die in Wien erwarteten internationalen Fachleute werden sich auch aktuellen Debatten um Menschenrechte oder technologische Veränderungen wie dem Einsatz von Drohnen widmen. Es wird auch um die Frage gehen, wie neben Nothilfe auch Wiederaufbau- und Präventionsmaßnahmen zukunftsfähig gestaltet werden können. Veranstalter sind neben der Caritas auch das Rote Kreuz, die Arbeitsgemeinschaft Globale Verantwortung, Ärzte ohne Grenzen und SOS Kinderdorf; Kooperationspartner sind u.a. Diakonie und "Jugend Eine Welt".
Caritas-Spendenkonto: IBAN AT92 6000 0000 0770 0004, "Nothilfe Mosambik"; Onlinespenden unter www.caritas.at/mosambik; Nachbar-in-Not-Spendenkonto: IBAN: AT21 2011 1400 4004 4003)
Informationen: https://humanitariancongress.at