Der Film spürt immer wieder der Entwicklung von Tolkiens unfassbarer Kreativität nach und erzählt von seiner großen Liebe Edith Bratt
Der Film spürt immer wieder der Entwicklung von Tolkiens unfassbarer Kreativität nach und erzählt von seiner großen Liebe Edith Bratt
Der Film „Tolkien“ – derzeit in unseren Kinos – schildert auf sehenswerte Weise Kindheit und Jugend des weltberühmten Schriftstellers J. R. R. Tolkien.
Zum katholischen Glauben des Autors von „Herr der Ringe“ und dem „Hobbit“ befragte der SONNTAG den Theologen Thomas Fornet-Ponse.
Spätestens seit den weltweit erfolgreichen „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Filmen kennen ihn alle: J.R.R. (John Ronald Reuel) Tolkien, den wohl beliebtesten Fantasy-Autor der Welt. Die Verfilmung seiner Romane spielte sechs Milliarden US-Dollar ein. Allein das Buch „Der Herr der Ringe“ verkaufte sich bisher 150 Millionen Mal.
Derzeit kann im wunderbaren Kinofilm „Tolkien“ unter der Regie des Finnen Dome Karukoski das Leben des Schriftstellers bis zum jungen Erwachsenenalter selbst betrachtet werden.
Die Kindheit Tolkiens war keineswegs leicht: Bereits mit vier verlor er seinen Vater, mit 12 auch noch seine vielgeliebte und fantasiebegabte Mutter.
Für J.R.R. Tolkien (gespielt von Nicholas Hoult) und seinen jüngeren Bruder – ab diesem Zeitpunkt Vollwaisen und mittellos – übernahm ein Freund der Mutter, der katholische Priester Father Francis Morgan, die Vormundschaft. Er brachte die Kinder bei einer reichen Witwe unter und sorgte für ihre Ausbildung.
Tolkien konnte eine Elite-Schule besuchen und knüpfte dort tiefe Freundschaften.
„Tolkien“ erzählt eindrücklich und mit großartigen Schauspielern von diesen Jahren. Dabei werden auf einer weiteren Erzählebene seine späteren Erfahrungen im Ersten Weltkrieg geschildert.
Der Film spürt immer wieder der Entwicklung von Tolkiens unfassbarer Kreativität nach und erzählt von seiner großen Liebe Edith Bratt (hinreißend verkörpert von Lily Collins) – insgesamt ein auch für junge Zuseher sehenswerter Film.
Allerdings wird so gut wie ausgeklammert, dass Tolkien wie seine Mutter, die gegen den Willen der Familie zum katholischen Glauben konvertierte, tiefgläubiger Katholik war.
„Der katholische Glaube spielte im Leben Tolkiens eine große Rolle, was sich u. a. im regelmäßigen Messbesuch und einer beispielsweise in seinen Briefen ausgedrückten sehr hohen Wertschätzung der Eucharistie niederschlägt.
Sein ältester Sohn ist auch katholischer Priester geworden“, berichtet Theologe und Tolkien-Experte Thomas Fornet-Ponse: „In seinem Werk hat er sich bewusst dazu entschieden, – anders als C. S. Lewis mit den Narnia Chronicles – christliche Inhalte nicht explizit zu machen.
Gleichwohl ist sein Werk gut vereinbar mit grundlegenden theologischen Überzeugungen, aber auch offen für andere Deutungen.“
Wer den „Herrn der Ringe“ kennt, weiß, wie atemberaubend darin der Kampf gegen das Böse geschildert wird. Thomas Fornet-Ponse sagt: „Es zeigt sich zwar eine starke Präsenz des Bösen z.B. in Gestalt der Figuren Melkor/Morgoth oder Sauron, im Kern aber handelt es sich um die klassische augustinisch-boethianische Position des Bösen als Abwesenheit des Guten (privatio boni).
Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass das Böse bei Tolkien nicht selber schöpferisch tätig sein kann, sondern nur destruktiv und verformend.“ Am Ende aber siegt das Gute.
Film-Fazit des SONNTAG: „Tolkien“ ist sehenswert und regt an, Tolkiens Bücher zu lesen und mehr über ihn zu erfahren.
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Experte:
Thomas Fornet-Ponse
ist Theologe und Tolkien-Kenner. Er leitet die Abteilung Bildung bei missio Aachen.
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