Das Leben auch noch des Hoffnungslosesten bekommt eine Bedeutung, wenn der Tod nicht das letzte Wort hat.
Das Leben auch noch des Hoffnungslosesten bekommt eine Bedeutung, wenn der Tod nicht das letzte Wort hat.
Nicht der Tod bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt, was lebendig-sein bedeutet.
Als sie Paulus von der Auferstehung der Toten sprechen hören, brechen die Philosophen in Athen in Gelächter aus und gehen. So erzählt es die Apostelgeschichte (17,32). „Darüber wollen wir dich ein andermal hören.“ Tatsächlich gibt es bei der Auferstehung wenig zu verstehen, wenn man allein mit der Vernunft an die Sache herangeht. Was interessiert also den Paulus, der Jesus gar nicht selbst gekannt hat, an dem frühen christlichen Bekenntnis, dass der, der gestorben ist und tot war, nun nicht dort zu finden ist, wo die Toten eigentlich sind: im Grab? Was besagt der Ruf „Jesus lebt“ mehr als bloß eine durchaus erfreuliche, jedoch irgendwie wundersame und für die griechischen Philosophen so unplausible Geschichte, dass ein Toter auferstanden ist? Geht es bloß um einen Toten weniger?
Die frühen Christinnen und Christen haben in der Botschaft von der Auferstehung durchaus mehr gesehen: Der Tod, der die vielen positiven Erfahrungen, die man mit Jesus von Nazareth gemacht hatte, jäh durch ein schreckliches Ende unterbrochen hat … – dieser Tod hat doch nicht das letzte Wort gehabt. Er hat zwar stattgefunden, mit aller Grausamkeit, von der berichtet wird. Und man muss erkennen: er findet auch weiterhin statt und ist immer noch oft begleitet von Umständen, die man als grausam oder ignorant bezeichnen muss. Jeder Tod stellt den Abbruch eines Lebens dar.
Ein neuer Blick auf die Welt
Doch genau da bringt die Botschaft „Jesus lebt“ etwas Neues ein in die Angst vor dem Tod und die Trauer um die Toten: Ja, der Tod hat stattgefunden, sagt diese Botschaft, – aber er hat nicht das letzte Wort gehabt. Hier geht es nicht um irgendein zukünftiges Geschehen weit weg vom menschlichen Erfahrungshorizont. Die Botschaft von der Auferstehung verändert vielmehr den Blick auf die Welt. Das Leben wird in besonderer Weise bedeutsam. Es ist nicht mehr einfach nur begrenzt, sondern erhält eine Bedeutung trotz der Erfahrung des Todes. Der Blickwinkel verändert sich: Jeder Mensch, auch wenn er oder sie leidet und sterben wird, ist nicht einfach einer, dem etwas mangelt, sondern einer der lebt, dessen Leben etwas zählt. Nicht der Tod bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt, was lebendig-sein bedeutet. Über das Lebendig-sein hat der Tod keine Macht. Diese Botschaft geht aber nur auf, wenn man weiß: Der Tod hat am Ende nicht das letzte Wort.
Die Auferstehungsbotschaft spricht auch über uns
Die griechischen Philosophen lachen vielleicht immer noch. Aber Hoffnung oder Ruhe angesichts des Todes strahlen sie damit keine aus. Während diejenigen, die ihr Leben darauf verwetten, dass das Grab Jesu leer ist, dass es mit dieser Botschaft etwas auf sich hat, angefangen haben, die Wertigkeiten in der Welt neu zu bestimmen. Dieses kleine »Nichts« des leeren Grabes hat dazu geführt, dass sich einiges verändert hat in der Welt. Das Leben auch noch des Hoffnungslosesten bekommt eine Bedeutung, wenn der Tod nicht das letzte Wort hat. Ich beginne auch die Sterbenden und Ausgegrenzten, all jene deren Leben nichts zu zählen scheint, in den Blick zu nehmen. Wo ich ihnen ihr Lebendigsein vermitteln kann, wo ich zeigen kann, dass ihr Leben zählt, hat auch bei mir der Tod nicht das letzte Wort. Und dann kann man sagen: Die Auferstehungsbotschaft spricht nicht bloß über Jesus, sondern auch über uns.