Franz von Assisi, auch heute ein Modell für die Erneuerung von Gesellschaft und Kirche.
Franz von Assisi, auch heute ein Modell für die Erneuerung von Gesellschaft und Kirche.
Am 3. Oktober 1226 stirbt in Assisi. Seine Ausstrahlung hält bis heute ungebrochen an und ist Quelle der Inspiration über religiöse Grenzen hinweg.
Franz von Assisi, den die katholische Kirche am 4. Oktober feiert, ist bis heute weit über konfessionelle und weltanschauliche Grenzen hinweg eine Symbolgestalt für ein Leben in Einklang mit sich selbst, mit Gott und der Schöpfung.
Um 1181 im umbrischen Assisi als Giovanni Bernardone geboren, genießt er als Sohn eines reichen Händlers eine standesgemäße Ausbildung. Da seine Mutter aus Frankreich stammt und er damit auch mit dem Französischen vertraut ist, wird er schon früh Francesco („kleiner Franzose“) gerufen. Zunächst Soldat und als solcher 1205 in Apulien schwer verwundet, nimmt sein Leben nach einer persönlichen Gotteserfahrung eine unerwartete Wendung. Bei einem Gebet in der verfallenen Kirche San Damiano bei Assisi hat er den Eindruck, Christus selbst gebe ihm den Auftrag: "Franziskus, geh und baue mein Haus wieder auf.“
Seine religiöse Umwelt ist geprägt von zahlreichen religiösen Erweckungs- und Reformbewegungen. Sie sind eine Folge der aufkommenden mittelalterlichen Städte und der damit sozial auseinanderdriftenden Gesellschaft. Gemeinsam ist den neuen religiösen Bewegungen das Ideal eines Lebens nach der Weise Jesu und der Apostel. Gleichzeitig haben sie eine politische Dimension. Ein egalitäres, einfaches Leben ist eine klare Kritik an einer wohlhabenden Gesellschaft und der Institution Kirche, die auf Kosten der Armen existieren. Viele dieser radikalen Gruppen geraten oft ins gesellschaftliche und kirchliche Abseits. Manche von ihnen werden gewalttätig und in der Folge als Ketzer verfolgt.
Franziskus teilt mit dieser bunten Gruppe die radikale Abwendung von aller materiellen und gesellschaftlichen Sicherheit. Er lehnt für sich und seine Gefährten daher auch die etablierten Formen des Ordenslebens ab und will gemeinsam mit ihnen einfach nach dem Evangelium leben. Was ihn deutlich von den oben genannten Gruppen unterscheidet, ist jedoch seine bedingungslose Anerkennung der kirchlichen Hierarchie und des Papstes. Dennoch bleiben predigende Bettler, die weder Priester sind noch in Klöstern leben und stattdessen das Leben mit Armen teilen, eine unübersehbare Kritik am etablierten Christentum.
Die radikale Lebensform des Franziskus führt zu einem zwangsläufigen Bruch mit seinen wohlhabenden Eltern. Papst Innozenz III dagegen erkennt in ihm eine Chance, die Armutsbewegung in der Kirche zu integrieren. Dennoch lässt die kirchliche Anerkennung der Lebensform von Franziskus und seinen Brüdern auf sich warten und verlangt von ihm letztlich empfindliche Abstriche in seinem radikal evangelischen Lebensstil zu machen. In seinem sich schnell ausbreitenden neuen Orden gibt es bald Auseinandersetzungen über die Radikalität der Armutsfrage. Enttäuscht zieht sich Franziskus immer mehr zurück und lebt in der abgelegenen Gegend von La Verna, wo er der Überlieferung nach am 17. September 1224 die Wundmale Christi empfängt.
Am Abend des 3. Oktober 1226 stirbt Franziskus völlig entkräftet von seinen vielen Reisen und seinem kargen Lebensstil in Porziunkula bei Assisi.
Nur wenige Gestalten der Kirchengeschichte haben eine vergleichbare Wirkungsgeschichte. Die zahlreichen Gemeinschaften, die sich auf Franziskus zurückführen, bilden bis heute den deutlich größten Teil des katholischen Ordenslebens.
Papst Johannes Paul II erklärt ihn 1980 zum Patron des Umweltschutzes und der Ökologie. Mit Papst Franziskus trägt erstmals ein Papst den Namen des „Armen von Assisi“. In seinen beiden Enzykliken „Laudato Si‘“ und „Fratelli Tutti“ verwendet er nicht nur direkte Zitate aus den Schriften des Heiligen, sondern stellt ihn auch wiederholt als Modell für die Erneuerung von Gesellschaft und Kirche vor.