Eine Monumentale Menorah (Siebenarmiger Leuchter) im Eingangsbereich des Würzburger Domes als Zeichen für die Wurzeln des Christentums im Alten Testament.
Eine Monumentale Menorah (Siebenarmiger Leuchter) im Eingangsbereich des Würzburger Domes als Zeichen für die Wurzeln des Christentums im Alten Testament.
Gottesdienste und Veranstaltungen in ganz Österreich zeigen Verwurzelung des Christentums im Judentum - Mit dem vor 50 Jahren verabschiedeten Konzilsdokument "Nostra Aetate" verabschiedete sich die Katholische Kirche endgültig von antijüdischen Absolutheitsansprüchen
Die Kirchen in Österreich feiern am 17. Jänner den "Tag des Judentums". Das Christentum ist in seinem Selbstverständnis wesentlich mit dem Judentum verbunden; damit dies den Christen immer deutlicher bewusst wird, hat der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) im Jahr 2000 den "17. Jänner - Tag des Judentums" als Gedenktag im Kirchenjahr eingeführt. Dabei sollen sich die Christen in besonderer Weise ihrer Weggemeinschaft mit dem Judentum bewusst werden und zugleich des von ihnen an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangenen Unrechts in der Geschichte gedenken.
Heuer steht der "Tag des Judentums" zusätzlich unter einem besonderen Vorzeichen: Vor 50 Jahren wurde auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) das Dokument "Nostra Aetate" verabschiedet. Die Katholische Kirche definierte damit 1965 ihre Beziehungen zu den anderen Religionen neu. Sie anerkannte Wahres und Heiliges in den anderen Religionen und bestätigte die bleibende Erwählung des Judentums, in dem das Christentum wurzelt. Dies markierte eine Abkehr von einem antijüdisch definierten Absolutheitsanspruch.
Die Initiative zum "Tag des Judentums" geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz zurück. Auch in Italien, Polen und den Niederlanden wird der Tag des Judentums begangen.
Das Datum für den Tag des Judentums ist bewusst gewählt: Den Geist dieses Tages sollen die Kirchen in die anschließende weltweite "Gebetswoche für die Einheit der Christen" (18. bis 25. Jänner) weiter tragen. Denn bei allen Trennungen der Christenheit untereinander sei allen Kirchen gemeinsam, dass sie im Judentum verwurzelt sind, so die Veranstalter.
Der Tag des Judentums wird in ganz Österreich mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten begangen.
Der zentrale Gottesdienst des ÖRKÖ zum "Tag des Judentums" findet am Samstag, 17. Jänner, um 18 Uhr in der Wiener altkatholischen Heilandskirche (Rauchfangkehrergasse 12, 1150 Wien) statt. Das biblische Motto des Gottesdienstes ist dem Buch der Psalmen entnommen: "Lobet den Herrn, alle Völker! Preist ihn, alle Nationen!" (Ps 117,1). Die Predigt hält der Vizepräsident des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit und frühere methodistische Superintendent Helmut Nausner.
Das Christlich-jüdisches Komitee Steiermark lädt am 17. Jänner (19 Uhr) zu einem Gottesdienst in die Grazer Heilandskirche (Kaiser Joseph Platz 9). Der Gottesdienst steht unter dem Motto: "Ist die Wurzel heilig, sind es auch die Zweige".
Anlässlich des Jubiläums von "Nostra Aetate" veranstalten alle wissenschaftlichen katholisch-theologischen Einrichtungen in Österreich - darunter die vier Fakultäten in Wien, Salzburg, Innsbruck und Graz - sowie viele weitere Einrichtungen rund um den 17. Jänner Seminare, Studientage oder Vorträge zur bleibenden Relevanz des Konzilsdokuments.
An der Universität Wien ziehen beispielsweise internationale Referentinnen und Referenten am 15. Jänner (14-18 Uhr, HS 47) Bilanz über den christlich-jüdischen Dialog.
Beim Studiennachmittag (15-19 Uhr) zum Thema "Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen" am 15. Jänner an der Universität Salzburg geht es zentral um eine kritische Auseinandersetzung mit dem Dialog von Christentum und Judentum.
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Karl Franzens-Universität Graz macht sich bei ihrer Veranstaltung am 14. Jänner (9-21 Uhr) mit dem Titel "Religionen und die Begegnung mit dem Anderen" auf "den Weg zu einer neuen Kultur des Miteinanders".
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck beleuchtet am 16. Jänner (14-17 Uhr) u.a. die wechselhafte und spannungsreiche Geschichte des Konzildokuments.
Die Hochschule Heilgenkreuz beschäftigte sich schon am 12. Jänner mit Abraham Josuah Heschel und jüdischen Impulsen für das Konzilsdokument.
Die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Pölten beleuchtet am 15. Jänner (13.30-18 Uhr) die Wirkungsgeschichte von "Nostra Aetate".
Die Katholisch Theologische Privatuniversität Linz hat am 19. Jänner (19.30 Uhr) die Darstellung des Judentums in den Gesangbüchern der Kirchen im Fokus.
Das Ordens- und Begegnungszentrum "Quo Vadis" am Wiener Stephansplatz lädt am 19 Jänner um 19 Uhr zur Veranstaltung "Entwurzelt Warum die jüdische Religion für Christen unverzichtbar ist": Otto Friedrich (Die Furche) im Gespräch mit Maximilian Gottschlich. Der Abend ist Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung "Kunst der Balance" mit Bildern von Maximilian Gottschlich (16. Jänner bis 1. April 2015).
Im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt referieren am 19 Jänner (19 Uhr) namhafte Experten zum Thema "Was Christinnen und Christen vom Judentum wissen sollten".
Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Veranstaltungen sind im Internet auf der Website des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit unter www.christenundjuden.org abrufbar.
Tag des Judentums“ und Gebetswoche für die Einheit der Christen
Interview mit Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg
Univ.-Prof. Prokschi über Ökumene
+ Texte zur Ökumene
+ „Ökumene“-Uhr
Kirche und Judentum - Stichwort "Nostra Aetate"