Die Zahl der Gläubigen habe vor allem in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das spiegle freilich auch die Tragödien im Nahen Osten und im Osten Europas wider, so Kardinal Schönborn.
Die Zahl der Gläubigen habe vor allem in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das spiegle freilich auch die Tragödien im Nahen Osten und im Osten Europas wider, so Kardinal Schönborn.
Begegnung der Priester der katholischen Ostkirchen in Österreich mit Nationalratspräsident Sobotka.
Kardinal Christoph Schönborn war Dienstag, 17. Mai 2022, gemeinsam mit den in Österreich wirkenden Priestern der katholischen Ostkirchen zu Gast bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Es war das erste Zusammentreffen dieser Art und diente dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Gedankenaustausch. Gemeinsam mit Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa waren rund 30 Priester der Einladung ins Parlament gefolgt. Kardinal Schönborn steht als Ordinarius den katholischen Ostkirchen vor. Er bezeichnete diese als besonderen Schatz für Österreichs Kirche und Gesellschaft.
Die Zahl der Gläubigen habe vor allem in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das spiegle freilich auch die Tragödien im Nahen Osten und im Osten Europas wider, räumte Schönborn ein. So würden die Gemeinden der Ostkirchen auch eine wichtige Rolle bei der Integration der Menschen spielen, die meist nicht freiwillig ihre alte Heimat verlassen mussten und nun in Österreich eine neue Heimat suchten - und vielfach auch schon gefunden haben.
Generalvikar Kolasa betonte in seinen Ausführungen, dass viele Gläubige auch schon in zweiter Generation in Österreich lebten und längst österreichische Staatsbürger seien. Er unterstrich zudem, dass sich viele Gemeinden u.a. im sozialen Bereich stark engagieren würden. Das sei auch vor dem Ukraine-Krieg schon so gewesen, habe nun aber noch deutlich zugenommen.
Der ukrainisch-katholische Pfarrer Taras Chagala aus Wien berichtete in diesem Zusammenhang von den Anstrengungen seiner Gemeinden, um sowohl den Menschen in der Ukraine als auch den nach Österreich Geflohenen zu helfen. Die Kirche stoße hier mit ihren Bemühungen allerdings immer mehr an ihre Belastungsgrenzen. 90 Prozent der Geflüchteten seien privat untergebracht, lange könne man dies aber nicht mehr aufrechterhalten. 1.700 Ukrainer - überwiegend Frauen und Kinder - kämen jeden Tag nach Österreich, 800 würden jeden Tag zurückkehren. 90 Prozent aller Flüchtlinge würden freilich lieber heute als morgen zurück in ihre Heimat, vielfach sei das aber schlicht nicht möglich.
Nationalratspräsident Sobotka zeigte sich beeindruckt vom hohen sozialen Engagement der Gemeinden. Seine Anerkennung und sein Dank gelte aber nicht nur den Priestern, sondern allen Gläubigen, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen würden. Sobotka würdigte zudem auch die Integrationsbemühungen in den Gemeinden und informierte sich über die dabei auftretenden Probleme.
Neben dem Nationalratspräsidenten nahmen auch die VP-Menschenrechtsbeauftragte Gudrun Kugler, VP-Integrationssprecher Ernst Gödl und VP-Familiensprecher Norbert Sieber sowie Jan Ledochowski, Sprecher für Christdemokratie im Wiener Rathausklub der Volkspartei, an der Begegnung teil.
Themen, die bei der Begegnung diskutiert wurden, waren die aus Sicht der Kirchenvertreter oft überbordende oder auch langsame Bürokratie, die etwa Arbeitsbewilligungen oder die Anerkennung von Qualifikationen erschwert. Weiters wurde auch über das humanitäre Bleiberecht und den hohen Wert der Familie diskutiert.
Die mit Abstand größte katholische Ostkirche in Österreich (wie weltweit) ist die Ukrainisch-Griechisch-katholische Kirche. Ihr gehört die Mehrheit der unierten Gläubigen in Österreich an. Die Zahl aller Gläubigen des Ostkirchenordinariats wurde vor dem Ukraine-Krieg auf 22.000 geschätzt. Diese Zahl dürfte sich nun aber vervielfacht haben, wie Generalvikar Kolasa erläuterte. Genaue Daten gibt es nicht, die Zahl der Besucher der Gottesdienste der ukrainischen Kirche habe sich aber jedenfalls verzehnfacht.
Insgesamt gibt es weltweit 23 katholische Ostkirchen. Nicht wenige davon haben in Österreich Gemeinden. Zu den in Österreich vertretenen byzantinischen katholischen Ostkirchen gehören die Ukrainische, Rumänische, Slowakische und Melkitische Griechisch-katholische Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Zu den orientalischen unierten Ostkirchen in Österreich gehören die Chaldäische Kirche, die Maronitische Kirche, die Syro-Malabarische und die Syro-Malankarische katholische Kirche, die Äthiopisch-katholische und die Eritreisch-katholische Kirche sowie die Armenisch-katholische Kirche und einzelne Gläubige der Koptisch-katholischen und Syrisch-katholischen Kirche.
Seit dem 1. Oktober 2018 sind alle unierten Ostkirchen kirchenrechtlich im "Ordinariat für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" organisiert. Dem Ordinariat gehören derzeit 43 Priester an. Insgesamt gibt es aber 80 Priester katholischer Ostkirchen. Die übrigen sind im Rahmen der römisch-katholischen Kirche tätig. Rund die Hälfte der Priester ist verheiratet. Es gibt in Österreich insgesamt 25 Pfarrgemeinden, die dem Ostkirchenordinariat zuzurechnen sind.
Im März 2019 erteilte das Kultusamt die entsprechende Bestätigung, wonach das Ordinariat nun auch eine eigenständige Rechtspersönlichkeit im staatlichen Bereich ist. Der jeweilige Erzbischof von Wien - also derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des "Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich" ist Erzpriester Yuriy Kolasa.