Das Jahr der Orden wurde in Wien mit einem großen Gottesdienst in der Konzils-Gedächtniskirche eröffnet.
Das Jahr der Orden wurde in Wien mit einem großen Gottesdienst in der Konzils-Gedächtniskirche eröffnet.
Papst Franziskus, der erste Ordensmann auf dem Stuhl Petri seit 168 Jahren, hat seiner geistlichen Heimat ein kirchliches Themenjahr gewidmet.
In den kommenden Monaten soll ein lauter Weckruf die Welt aufrütteln. So schwebt es zumindest Papst Franziskus vor. "Weckt die Welt auf", rief der Jesuit den Oberen der katholischen Männerorden zu.
Ordensleute seien keine besseren Christen, aber sie hätten eine besondere prophetische Aufgabe, so Franziskus. Und von Sonntag an bietet sich eine besondere Gelegenheit dazu: Das Jahr der Orden, das Franziskus bis zum 2. Februar 2016 ausgerufen hat.
Nach einem Paulus-Jahr, einem Priester-Jahr und einem "Jahr des Glaubens" (endete unter Franziskus) im Pontifikat von Benedikt XVI. hat der erste Ordensmann auf dem Stuhl Petri seit 168 Jahren nun seiner geistlichen Heimat ein Themenjahr gewidmet. Die Initiative soll die Ordensgemeinschaften fördern und ihr Wirken stärker ins Bewusstsein der Kirche bringen.
Offiziell beginnt das "Jahr der geistlichen Berufungen", wie es Ursprünglich heißt, erst am Sonntag 30. November 2014. In Österreich wurde es dennoch schon dieser Woche mit einem feierlichen Gottesdienst in der Wiener Konzilgedächtniskirche im Rahmen der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich eröffnet. Und eigentlich hat das Ordensjahr ja auch schon mit dem Amtsantritt von Franziskus im März 2013 begonnen. Denn die Orden sind seither als Thema in päpstlichen Verlautbarungen und in der vatikanischen Kirchenpolitik deutlich stärker präsent als zuvor.
Die Zahlen sprechen für sich: weltweit gibt es rund 900.000 katholische Ordensleute. Knapp ein Drittel der weltweit 415.000 Priester sind Ordensleute. In einigen Ländern Asiens mit einer kleinen katholischen Gemeinde, wie etwa der Türkei, sind nahezu alle Priester Ordensleute. Mehr als Zweidrittel aller Ordensleute, nämlich 700.000, sind weiblich. Gerade Frauenorden leiden allerdings seit Jahren unter einem deutlichen Rückgang der Eintritte. Von 2002 bis 2012 sank die Zahl der Ordensfrauen weltweit um mehr als zehn Prozent. Auch viele Männerorden sind überaltert. Auch sie dürften in den kommenden Jahren schrumpfen.
Der größte Orden sind nach wie vor die Jesuiten, die 17.200 Mitglieder zählen, gefolgt von den Salesianern (15.500) und den Franziskaner-Minoriten (14.000).
Eröffnet wird das "Jahr der Orden" am Sonntag im Petersdom allerdings nicht von Franziskus selbst, sondern von Kurienkardinal Joao Braz de Aviz. Der Brasilianer, der selbst keiner Ordensgemeinschaft angehört, ist Präfekt der Kongregation "für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens" und damit der vatikanische Verantwortliche für die Ordensgemeinschaften. Franziskus befindet sich am Sonntagvormittag noch in Istanbul. Offenbar hat der Vatikan das Jahr der Orden vor der Türkei-Reise geplant, die vergleichsweise kurzfristig bekanntgegeben wurde.
Orden dürfen nach den Worten von Papst Franziskus kein Ort der Weltflucht sein. Auch sie sollen sich vermehrt in die vielzitierten "Randgebiete" begeben. Das sind in ihrem Fall, wie der Papst deutlich gemacht hat, nicht nur kirchenferne Millieus, soziale Brennpunkte und extreme menschliche Schicksale, sondern insbesondere außereuropäische Kulturen. Die Orden sollen die Avantgarde im Dialog zwischen dem Christentum und außereuropäischen Kulturen sein.
Ihr geistliches Profil, das sogenannte Charisma, dürfe "keine Flasche mit destilliertem Wasser" sein, so Franziskus. Die Orden müssten sich der Ausdrucksformen der jeweiligen Kultur bedienen, die sie umgebe. Dabei gehe es nicht bloß um eine "äußerliche folkloristische Anpassung", sondern um eine Frage der Mentalität. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Papst, der einem Orden angehört, der kein klösterliches Leben kennt, die Klausur nicht wertschätzt. Die Bedeutung dieser Lebensform hat er mehrfach hervorgehoben.
Vom weltkirchlichen Programm für das Jahr der Orden sind bislang nur Eckpunkte bekannt. So sollen etwa vom 8. Dezember an in Klöstern in Rom und verschiedenen Ländern internationale Gebetstreffen stattfinden. Vom 22. bis 25. Jänner steht in Rom eine ökumenische Konferenz von Ordensleuten auf dem Programm. Vom 8. bis 11. April ist eine Fortbildung für Ausbilder junger Ordensleute vorgesehen. Vom 23. bis 25. September ist eine "Werkstatt" für junge Ordensleute geplant. Das Jahr soll zudem von Ausstellungen, wissenschaftlichen Tagungen und persönlichen Stellungnahmen flankiert werden.
Ob das Jahr der Orden, wieder mehr Leute für das Leben im Kloster oder in einer Kommunität begeistern kann, wird sich zeigen. Franziskus hat jedoch ohnehin davor gewarnt, nur die Gewinnung möglichst vieler Mitglieder im Augen zu haben. Entscheidend sei letztlich das prophetische Wirken.
Gott, unser Schöpfer,
unfassbar in deiner Größe und uns doch so nahe.
Du hat uns ins Dasein gerufen und zum Leben ermächtigt.
Gott, unser Erlöser Jesus Christus,
durch die Taufe sind wir hinein genommen
in dein Leben, Sterben und Auferstehen.
Du bietest uns deine Freundschaft an
und berufst uns, dir nachzufolgen.
Gott, unser Beistand Heiliger Geist,
du führst uns in der Kirche zur Einheit zusammen.
Du beschenkst uns mit vielfältigen Begabungen,
damit wir einander bereichern und ergänzen.
Du bewegst unser Herz zur Hingabe an dich und die Menschen,
so finden wir auch zu uns selbst.
Dreifaltiger Gott,
wir danken dir für das Geschenk unserer eigenen Berufung.
Mach uns hellhörig für deinen Ruf an uns
und hilf uns, ihn zu verstehen und zu leben.
Öffne unsere Augen und Ohren und unser Herz für dich.
Amen.