Die katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina hat Jahrhunderte osmanischer Herrschaft und Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft überstanden, jetzt könnte sie die massive Emigration tatsächlich existenziell bedrohen.
Die katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina sieht sich einer massiven Abwanderungswelle ihrer Gläubigen gegenüber. Insbesondere wandern viele in Richtung Deutschland und Österreich aus. Diese Entwicklung hat in den vergangenen dreißig Jahren zu einem drastischen Rückgang der katholischen Gemeinschaft im Land geführt. Vuksic führt die Abwanderung auf zwei Faktoren zurück: zum einen den Exodus während des Bosnienkrieges in den 1990er Jahren und zum anderen die anhaltende wirtschaftliche Migration in Richtung Westeuropa.
Die Auswirkungen dieser Entwicklung ähneln jenen, die im deutschsprachigen Raum zu beobachten sind, wo die Kirchen zunehmend von älteren Mitgliedern geprägt sind. In Bosnien-Herzegowina ist die Religionszugehörigkeit eng mit der Ethnizität verknüpft, was die Situation zusätzlich kompliziert. Etwa die Hälfte der Bevölkerung besteht aus muslimischen Bosniaken, während orthodoxe Serben und katholische Kroaten Minderheiten darstellen.
Trotz dieser Herausforderungen betont Vuksic die Unterstützung, die die Kirche aus verschiedenen Quellen erhält. Die kroatische Bischofskonferenz sowie Partner-Diözesen in Österreich und Deutschland leisten wichtige Unterstützung, ohne die viele kirchliche Institutionen ihre Aufgaben nicht in der gegenwärtigen Weise erfüllen könnten.
Interessanterweise nimmt die Kirche in Bosnien-Herzegowina trotz ihrer Minderheitenstellung eine besondere Rolle bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode ein. Im Gegensatz zu Ländern mit einer lange etablierten katholischen Geschichte war die Kirche in Bosnien-Herzegowina stets volksnah. Besonders in den 400 Jahren der osmanischen Herrschaft wuchs ein einzigartiges Naheverhältnis zwischen Klerus (meist im Geheimen wirkenden Franziskanern) und den Gläubigen. Dies betont Vuksic als wesentlichen Aspekt, der die bosnische Kirche von anderen unterscheidet und sie als einen "Ort der Zugänglichkeit und Nähe zur Gemeinschaft" auszeichnet.