Was ”vor“ der Kirche erlebt wird, kommt in der Kirche zum Ausdruck: im Mitleben und Mitfeiern der Eucharistie.
Autor: Martin Jäggle,
Univ. Prof. für Religionspädagogik und Katechetik (Kath.-Theol. Fakultät, Universität Wien)
Was ”vor“ der Kirche erlebt wird, kommt in der Kirche zum Ausdruck: im Mitleben und Mitfeiern der Eucharistie.
Autor: Martin Jäggle,
Univ. Prof. für Religionspädagogik und Katechetik (Kath.-Theol. Fakultät, Universität Wien)
Kinder und Eucharistie: Lernen durch Mitleben und Mitfeiern kann durch nichts ersetzt werden. Was möglich ist, hängt von den Erfahrungen der Kinder mit ”gelebter Religion“ ab.
Religionslehrer und Religionslehrerinnen werden nach Möglichkeit darauf achten, "dass die Kinder in die pfarrliche Feier des Kirchenjahres eingebunden werden und diese ihrem Alter entsprechend mitgestalten können." So steht es im geltenden Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an der Volksschule. Dabei wird das Zusammenwirken mit den Eltern und Pfarrseelsorgern besonders betont.
Nun mag dies vielfach eine idyllische Vorstellung sein, weil – jedenfalls in der Großstadt – der Einzugsbereich einer Schule und jener der Pfarre in der Regel nicht zur Deckung kommen. Aber unbedingt gilt der Grundsatz, dass Kinder die Möglichkeit haben müssen, "altersgemäß mitzugestalten".
Der Lehrplan nennt ausdrücklich u.a. Kräfteschulung, Symbolerziehung und Sakramentenerziehung als Aufgabe des Religionsunterrichts, eine Einschränkung oder Konzentration auf Wissensinhalte ist nicht vorgesehen. Aber bei der Hinführung zur Feier der Sakramente wird der Religionsunterricht im Lehrplan nach Familie und Gemeinde subsidiär genannt. Denn Lernen durch Mitleben und Mitfeiern kann durch nichts ersetzt werden – und schon gar nicht die "geborenen" Erzieher/innen.
Der Lehrplan hält ausdrücklich fest: "Im Rahmen einer Eucharistieerziehung wird der Religionsunterricht nur behutsam und schrittweise an die Fülle des eucharistischen Geheimnisses heranführen können." Dies entspricht auch der so unterschiedlichen Lebenssituation der Kinder sowie deren Einstellung zu Kirche und Liturgie.
Zu den religiösen Übungen zählt der Schulgottesdienst, eine besondere Schnittstelle zwischen Schule und Gemeinde, und ein Ort möglicher Konflikte. Jene, die Tag für Tag mit Kindern arbeiten, und jene, die sich einer vertrauten Form der Liturgie verpflichtet wissen, bringen zwei unterschiedliche Perspektiven ein. Wird die Bedeutung des jeweiligen Zugangs anerkannt, kann dieser Konflikt fruchtbar werden.
Alle Bemühungen müssen aber scheitern, wenn Kindern nicht die Möglichkeit gegeben wird, "altersgemäß mitzugestalten". Dabei darf ein Gottesdienst keinesfalls zu einer Art Bühne werden, aber eine Feier, die Kinder nicht mittragen können, kann nicht zu ihrer Feier werden.
Was in einer Schule letztlich möglich ist, hängt entscheidend von den Erfahrungen der Kinder mit "gelebter Religion" ab. Der Religionsunterricht als Ort "gelehrter Religion" ist verwiesen auf kinderfreundliche Orte "gelebter Religion". Die Anliegen des römischen "Direktorium für die Feier der Eucharistie mit Kindern", eine zu vielen unbekannte Richtlinie, sollten sicher stärker beachtet werden und die Anregungen des Werkbuches "Getauft – und dann?", herausgegeben von den Liturgischen Instituten Luzern, Salzburg und Trier, wären hilfreich, um Kinder auf ihrem Glaubensweg liturgisch zu begleiten.