Die Ausstellung „In aller Freundschaft“ im Dom Museum Wien zeigt, wie vielfältig, komplex und bedeutungsvoll zwischenmenschliche Verbindungen über Jahrhunderte hinweg dargestellt wurden.
Am Donnerstag, 26. September 2024, wird im Wiener Dom Museum die Ausstellung In aller Freundschaft eröffnet. Diese umfangreiche Schau, die bis zum 24. August 2025 zu sehen sein wird, widmet sich einem der zentralsten und zugleich zeitlosen Themen der Menschheit: Freundschaft. Die Ausstellung, kuratiert von Johanna Schwanberg und Klaus Speidel, erforscht das facettenreiche Wesen zwischenmenschlicher Verbindungen, die sich über alle Epochen und Kulturen hinweg erstrecken. In einer Zeit zunehmender gesellschaftlicher Spaltung und globaler Krisen stellt sie das Thema Freundschaft in den Mittelpunkt – nicht nur als Ideal, sondern auch mit all seinen Herausforderungen und Widersprüchen.
Die Ausstellung ist in fünf thematische Bereiche gegliedert, die unterschiedliche Aspekte der Freundschaft beleuchten: „Zwischen Nähe und Distanz“, „Gemeinsam tun – gemeinsam sein“, „Teams bilden – Allianzen schließen“, „Miteinander werken und wirken“ sowie „Rituale schaffen – Zeichen setzen“. Diese Kategorien ermöglichen es den Besuchern, Freundschaft aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, von enger emotionaler Verbundenheit bis hin zu politischen und sozialen Allianzen. Werke aus der Kunstgeschichte und zeitgenössische Positionen ergänzen sich und eröffnen ein tiefes Verständnis dieses universellen Themas.
Im Bereich „Zwischen Nähe und Distanz“ thematisieren Werke wie Yuge Zhous Videoarbeit „Love Letters (summer)“ und Anders Krisárs Skulptur „Bronze/Wax #1“ die Dynamik zwischen emotionaler Nähe und Distanz. Diese Arbeiten veranschaulichen, wie Freundschaften durch räumliche Trennung oder übermäßige Nähe herausgefordert werden können.
Der dritte Ausstellungsbereich „Teams bilden – Allianzen schließen“ untersucht, wie Freundschaft Netzwerke schafft, die sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Historische Werke wie die Darstellung von Christus am Ölberg verdeutlichen, wie Verrat und Treue in Freundschaftsbeziehungen ein zentrales Thema sein können. Zeitgenössische Arbeiten wie Pierre Bismuths „Jungle Book Project“ zeigen, dass Freundschaft auch über kulturelle und sprachliche Barrieren hinweg möglich ist.
Der Abschnitt „Miteinander werken und wirken“ beleuchtet die Rolle von Freundschaften in kreativen Prozessen. Gemeinschaftsarbeiten von Avantgardekünstlern wie Günter Brus und Fotografien der feministischen Gruppe „Die Damen“ aus den 1980er-Jahren verdeutlichen, wie wichtig enge persönliche Beziehungen für künstlerisches Schaffen und kollektives Auftreten sind.
Im letzten Bereich „Rituale schaffen – Zeichen setzen“ werden die symbolischen Praktiken von Freundschaft erforscht. Neben historischen Objekten wie Freundschaftsbechern und Poesiealben werden zeitgenössische Werke von Künstlerinnen wie Marlene Fröhlich und Susanna Inglada gezeigt, die hinterfragen, wie Freundschaften in der Vergangenheit und heute visuell dargestellt werden.
Die Ausstellung zeichnet sich durch partizipative Projekte aus, die das Publikum aktiv einbeziehen. Besonders hervorzuheben ist das Vermittlungsprojekt „Alle unter einem Dach“, bei dem Frauen unterschiedlicher kultureller Hintergründe die Ausstellung gemeinsam erkunden und dabei neue Freundschaften knüpfen können. Darüber hinaus ermöglicht Marlene Fröhlichs Installation „Studio Supplement“ den Besuchern, selbst kreativ zu werden und eigene Bildwünsche einzureichen, die von der Künstlerin in das Werk integriert werden.
In aller Freundschaft vereint Werke aus verschiedenen Epochen und Kulturen, darunter historische Gemälde von Annibale Carracci und zeitgenössische Installationen von Künstler*innen wie Tracey Moffatt und Oleg Karpov. Die Ausstellung wird durch Leihgaben bedeutender Institutionen wie dem Belvedere und dem Kunsthistorischen Museum Wien sowie durch die Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherung ermöglicht.
Diese facettenreiche Ausstellung bietet den Besuchern nicht nur ästhetische Erlebnisse, sondern regt auch zum Nachdenken über die Bedeutung und Komplexität von Freundschaft in einer sich ständig wandelnden Welt an.