Weihbischof Scharl bei Feier mit drei Sprachgemeinden der Pfarre im Osten Ottakrings: Aufgabe der Kirche, Sprachgrenzen zu überwinden und alle Nationen zu erreichen
Gut versteckt eine Querstraße stadtauswärts hinter dem Lerchenfelder Gürtel, auf halber Höhe zwischen Brunnenmarkt und Lugnercity, liegt die Pfarre Maria Namen. Deren heutiger Kirchbau wurde vor 50 Jahren errichtet und im Herbst 1974 von Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym eingeweiht. Zum Jubiläum, das zum Patrozinium der Kirche am vergangenen Sonntag (15. September) mit mehr als 300 Gläubigen gefeiert wurde, stand für den Wiener Weihbischof Franz Scharl erneut eine Einweihung an: Die des neuen Pfarrzentrums, das gemeinsam mit der umfangreichen Kirchensanierung in den vergangenen zwei Jahren errichtet wurde.
Die Kirche Maria Namen sei ein „Haus mit Erinnerung und Vorgeschichte – und, so sehen wir heute hoffnungsvoll, auch mit einer Zukunft“, sagte der Bischof. Der Umbau und die Kirchensanierung seien mit viel Mut, Vertrauen und Einsatz in Angriff genommen worden, wobei die unter der Kirche liegenden, über lange Zeit nicht mehr nutzbaren Räumlichkeiten zu modernen Veranstaltungssälen verschiedener Größe umgestaltet wurden. Neu geschaffen wurde auch das in der Hippgasse ebenerdig liegende Pfarrzentrum, bestehend aus einem Pfarrcafe, Büroräumlichkeiten, Gruppenräumen und Priesterwohnungen. Dabei wurde eng mit der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Heimat Österreich zusammengearbeitet, die in den Geschoßen darüber 33 Wohneinheiten errichtete.
Besonders sprach Scharl den Umstand an, dass Maria Namen im vergangenen Jahrzehnt zu einem vielsprachigen katholischen Zentrum geworden ist: Außer der ansässigen deutschsprachigen Gemeinde sind hier seit 2014 auch die polnische Gemeinde der früheren Pfarre Neulerchenfeld sowie die spanischsprachige Gemeinde Wiens beheimatet, seelsorglich betreut von Pfarrer Jesus David Jaen Villalobos, Kaplan Lukasz Maciej Skiba sowie den Diakonen Thomas Röder und Thomas Diepolder. Werden sonst an Sonntagen insgesamt sechs Gottesdienste in den drei Sprachen sowie in einer Gemeinschaft des Neokatechumenalen Weges gefeiert, beging man das Jubiläumsfest gemeinsam. „Man riecht hier ein wenig, was katholisch – das bedeutet allumfassend - bedeutet“, bemerkte der Weihbischof. „Die Kirche ist keine Nationalkirche, sondern hat die Aufgabe, alle Nationen zu erreichen.“
Erfahrbar wurde dieser Zugang in den auf Deutsch, Polnisch und Spanisch vorgetragenen Lesungstexten sowie in der Musikgestaltung der Messfeier, für die das Ensemble Allegro, der Kinderchor der polnischen Gemeinde sowie die spanischsprachige Schola – in Summe über 30 Musiker – verantwortlich zeichneten. Bei der anschließenden Agape, die wegen der sintflutartigen Regenfälle nicht im Pfarrgarten, sondern gleich im frischgeweihten Pfarrsaal gefeiert wurde, gab es südamerikanische Empanadas, polnische Mehlspeisen und Hot Dogs. Auch die optische Neugestaltung der Kirchenfassade spricht für sich: Außer einem modernen Piktogramm der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind prangt von der weißen Mauer der Begriff „Kirche“ in nicht weniger als 19 Sprachen, darunter auch hebräisch und arabisch – sowie auch von der Emaille-Tasse, welche die Pfarrangehörigen auch künftig an das denkwürdige Pfarrjubiläum erinnern soll. Als Erinnerung und Dank wurde bei der Feier weiters auch Jozef Kolodziej, der sich nach 30-jähriger äußerst umsichtiger Tätigkeit als Mesner in die Pension verabschiedete, eine Josefs-Ikone überreicht.
Die Kirche Maria Namen ist eng mit zwei geschichtlichen Ereignissen der Kirche in Österreich verknüpft: Mit dem Katholikentag des Jahres 1974, in dessen Rahmen der damals neu errichtete Kirchenbau eingeweiht wurde, sowie auch mit dem des Jahres 1933, als an derselben Stelle auf einem früheren Holzlagerplatz für das damals völlig überbevölkerte Neulerchenfeld eine Notkirche gebaut und eingeweiht worden war, die man dann 1939 zur eigenen Pfarre erhob. Heute bildet die Pfarre Maria Namen gemeinsam mit den Nachbarpfarren Heiliger Geist (Schmelz) und Zur Heiligen Familie (Neuottakring) den gemeinsamen Seelsorgeraum Ottakring-Ost.