"Gleixner betrieb politische Theologie." Aus diesem Anspruch heraus, habe sie auch immer wieder Christen die Aufgabe nahegelegt, aus dem Glauben heraus die Gesellschaft mitzugestalten, so Weihbischof Krätzl beim Requiem im Stephansdom.
"Gleixner betrieb politische Theologie." Aus diesem Anspruch heraus, habe sie auch immer wieder Christen die Aufgabe nahegelegt, aus dem Glauben heraus die Gesellschaft mitzugestalten, so Weihbischof Krätzl beim Requiem im Stephansdom.
Bereits 1955 in Holland habe sich Gleixner der Ökumene gewidmet - Weihbischof Krätzl würdigte Oberin am Freitag beim Requiem im Stephansdom
Die kürzlich im 90. Lebensjahr verstorbene "Mutter der Ökumen", Oberin Christine Gleixner, ist nach Einschätzung des Wiener Weihbischofs Helmut Krätzl dem zweiten Vatikanischen Konzil weit voraus gewesen. Schon 1955 habe sie sich in Holland der ökumenischen Arbeit gewidmet, "und als sie 1962, also gerade zu Beginn des Konzils nach Wien kam, hat sie damals der so einflussreiche Konzilsvater Kardinal König mit den Worten begrüßt: 'Bringen sie ihre Erfahrungen ein'. Das hat sie unnachahmlich gemacht", sagte Krätzl beim Requiem für die Oberin am Freitagabend, 18. Dezember 2015, im Wiener Stephansdom.
Gleixner sei beseelt gewesen von dem Gedanken, "dass die Kirchen berufen sind, das eine Evangelium gemeinsam zu bezeugen". Zugleich habe sie um die Spannung in der Ökumene zwischen Einheit und Vielfalt gewusst, diese aber nicht als unlösbar empfunden. "Sie fand die Antwort in der Mitte unseres Glaubens, im Geheimnis der Dreifaltigkeit, in der Liebensgemeinschaft von Vater und Sohn und dem Heiligen Geist. Einheit in der Vielfalt, eine Vielfalt die reicher macht", so Krätzl.
Diese Einheit in der Vielheit versuchte sie, so der Weihbischof, auch in der Gesellschaft und Politik zu fördern. "Gleixner betrieb politische Theologie." Aus diesem Anspruch heraus, habe sie auch immer wieder Christen die Aufgabe nahegelegt, aus dem Glauben heraus die Gesellschaft mitzugestalten.
Im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRKÖ) sei Gleixner mehrmals zur Vorsitzenden gewählt worden, erinnerte Krätzl. Sie habe sich immer dafür eingesetzt, dass aus diesem Gremium die Christen sich auch zu bedeutenden Fragen des gesellschaftlichen Lebens äußern müssen. In ihrer Zeit sei das so bedeutende Ökumenische Sozialwort verabschiedet worden, "das wohl erstmalig in der Geschichte alle christlichen Kirchen in Österreich zu einer gemeinsamen Analyse der sozialen Lage vereint, aber auch zur Mitwirkung verpflichtete".
Als Vorsitzende des ÖRKÖ sei Gleixner stimmberechtigtes Mitglied im Verfassungskonvent gewesen, erinnerte Krätzl. Mit einer ökumenisch zusammengesetzten Expertengruppe habe sie damals ganz wesentliche Beiträge in diese Arbeit eingebracht.
Weit über die Grenzen des Landes hinaus seien Gleixners ökumenische Tätigkeit bekannt geworden, "durch die Mitwirkung an vielen internationalen Treffen, besonders an der Mitgestaltung der großen Ökumenischen Versammlung 1997 in Graz". "Wohl einmalig" gewesen seien auch die ökumenischen Feiern anlässlich der KSZE-Tagungen in Österreich, wo christliches Verantwortungsbewusstsein international im Gebet und Gesprächen deutlich gemacht worden sei.
Die Ökumenische Sommerakademie in Kremsmünster, bei der Gleixner im Redaktionskomitee maßgeblich mitarbeitete, sei inzwischen eine kaum wegzudenkende Versammlung bester Wissenschaftler des In- und Auslandes zu jeweils hoch aktuellen Themen geworden, so der Bischof in seiner Würdigung.