Papst Franziskus zu Pfingsten 2019 auf dem römischen Petersplatz.
Papst Franziskus zu Pfingsten 2019 auf dem römischen Petersplatz.
Mahnung zur Rückbesinnung auf den Glauben. In seiner Predigt bei der Pfingstsonntagsmesse auf dem Petersplatz kritisierte Franziskus zunehmende Ungleichheit sowie Spannungen und Spaltungen auf der Welt.
Papst Franziskus hat zum Pfingstfest zu Gemeinschaft und Einheit aufgerufen. "Wir brauchen den Geist der Einheit, der uns als Kirche, als Volk Gottes und als brüderliche Menschheit erneuert", sagte der Papst am Sonntag, 9. Juni 2019 bei der Pfingstmesse auf dem Petersplatz. Ein Christentum ohne den Heiligen Geist sei "freudloser Moralismus". In seiner Predigt kritisierte der Papst zunehmende Ungleichheit sowie Spannungen und Spaltungen auf der Welt und mahnte eine Rückbesinnung auf den Glauben an.
"Wir werden dann nicht zur Ruhe kommen, wenn wir uns von denen distanzieren, die nicht so denken wie wir, und wir werden auch dann nicht den Frieden finden, wenn wir die Schwierigkeiten des Augenblicks lösen. Der Wendepunkt ist der Friede Jesu, die Harmonie des Heiligen Geistes", so der Papst.
Das Pfingstfest erinnert an die Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger Jesu und ist besonders mit der Hoffnung auf Frieden und Einheit der Christen verbunden. Es gilt auch als Geburtstag der Kirche. Zehntausende waren zur Pfingstmesse auf den Petersplatz gekommen.
Franziskus mahnte, Böses nicht mit Bösem zu vergelten: "Diejenigen jedoch, die nach dem Geist leben, bringen Frieden, wo Zwietracht herrscht und Eintracht, wo es Konflikte gibt." Geistliche Menschen antworteten auf Böses mit Gutem, "auf Arroganz mit Sanftmut, auf Bosheit mit Güte, auf Lärm mit Stille, auf Geschwätz mit Gebet, auf Pessimismus mit einem Lächeln", so Franziskus.
Um geistlich zu sein, müssten die Menschen ihre Sichtweise ändern und den Heiligen Geist aufnehmen, sagte der Papst. "Im Heiligen Geist ist die Kirche das heilige Volk Gottes, die Mission ist Ansteckung mit Freude, die anderen sind Brüder und Schwestern, die alle vom selben Vater geliebt sind."
Franziskus betonte die elementare Rolle des Heiligen Geistes für die ganze Kirche. "Er ist das erste und letzte Bedürfnis der Kirche. Er kommt dahin, wo er geliebt wird, eingeladen ist und erwartet wird." Wo er fehle, sei die Kirche nur eine Organisation, Mission nicht mehr als Propaganda und "Gemeinschaft eine Anstrengung".
Franziskus forderte alle zu regelmäßigem Gebet mit der Bitte um den Heiligen Geist auf. Seine Predigt schloss er dementsprechend: "Heiliger Geist, du unsere Harmonie, der du aus uns einen einzigen Leib machst, gieße der Kirche und der Welt deinen Frieden ein."
Bereits am Samstagabend hatte der Papst am Vorabend von Pfingsten mit 50.000 Gläubigen auf dem Petersplatz die Pfingstvigil der Diözese Rom gefeiert, an der auch zahlreiche Kardinäle, Bischöfe und Priester teilnahmen. In seiner Predigt rief Franziskus zu einer barmherzigen und menschennahen Kirche auf, einer "Mutter mit offenem Herzen für alle".
Alle müssten sich vom Heiligen Geist führen lassen und herabsteigen, "mitten unter unsere Geschwister, die in unserer Stadt wohnen, um ihr Bedürfnis nach Rettung zu hören", so der Papst. "Wie sehr wünsche ich mir, dass die Menschen in Rom die Kirche erkennen, sie erkennen an ihrem Mehr an Barmherzigkeit - nicht anderer Dinge - an ihrem Mehr an Menschlichkeit und Zärtlichkeit".
Papst Franziskus hat die Menschen im Sudan zum Frieden aufgerufen. Die Nachrichten aus dem Land bereiteten ihm Schmerzen und Sorge, sagte der Papst am Pfingstsonntag auf dem Petersplatz. "Beten wir für dieses Volk, damit die Gewalt endet und im Dialog das Gemeinwohl gesucht wird", sagte er nach seinem Mittagsgebet. Zuvor hatte der Papst in seiner Predigt bei der Pfingstmesse zu Einheit und Menschlichkeit aufgerufen.
Die Lage im Sudan ist seit dem Sturz von Langzeit-Präsident Omar al-Baschir im April angespannt. Inzwischen hat die sudanesische Protestbewegung zu einer landesweiten Kampagne des zivilen Ungehorsams gegen das Militärregime aufgerufen. Diese solle friedlich sein und erst dann enden, wenn offiziell eine zivile Regierung an der Macht ist. Bei den Protesten kam es zu Gewalt gegen Demonstranten.