Auf dem Rückflug aus Panama ging der Papst auf Themen wie Abtreibung, Missbrauch und Venezuela ein.
Auf dem Rückflug aus Panama ging der Papst auf Themen wie Abtreibung, Missbrauch und Venezuela ein.
Franziskus bei „Fliegender Pressekonferenz“ beim Rückflug nach Rom. Papst thematisiert bevorstehende Bischofssynode über Region Amazonien und dort behandelte Frage der Seelsorge in riesigem und schwer zugänglichem Gebiet.
Papst Franziskus hat beim Rückflug von Panama nach Rom am Montag, 28. Jänner 2019 die schon traditionelle "fliegende Pressekonferenz" abgehalten und sich dabei den aktuellen innerkirchlichen und politischen Fragen der mitreisenden Journalisten gestellt. Unter anderem, weil im Herbst im Vatikan eine Bischofssynode über die Region Amazonien zusammentritt und es dort auch um die Frage der Seelsorge in einem riesigen und schwer zugänglichen Gebiet gehen wird, ging der Papst auf den Zölibat ein. Eine generelle Zulassung von verheirateten Männern zum Priesteramt befürworte er nicht, halte aber eine Diskussion über Sonderlösungen für nötig.
Die priesterliche Ehelosigkeit sei ein "Geschenk für die Kirche", so Franziskus. Er sei "nicht damit einverstanden, einen optionalen Zölibat zu erlauben", sagte er. Als "interessanten" und diskutablen Vorschlag bezeichnete er hingegen, angesichts besonderer seelsorglicher Erfordernisse verheirateten Männern priesterliche Aufgaben in eingeschränkter Form zu übertragen. Eine solche Lösung wäre für Situationen des Priestermangels erwägenswert. Er selbst habe allerdings noch nicht ausreichend darüber nachgedacht und gebetet. Theologen müssten die Frage weiter erörtern, so der Papst.
Zum Bischofstreffen über den Missbrauchsskandal im Februar dämpfte er die Erwartungen. Man müsse "die Erwartungen herunterfahren", sagte er. Die Vertreter der Bischofskonferenzen weltweit müssten sich zunächst alle des "Dramas" des sexuellen Missbrauchs bewusst werden.
Weiters müsse man den Diözesanleitern die nötigen Prozeduren vermitteln. "Manchmal weiß ein Bischof nicht, was er tun soll", so Franziskus. Die Verfahrenswege auf allen Ebenen müssten klar sein. Einige Bischöfe hätten das Problem noch "nicht gut verstanden". Das Treffen im Vatikan werde Gebete und eine Bußliturgie beinhalten, aber auch "Erlebnisberichte, um ein Bewusstsein zu erzeugen".
Bei sexuellem Missbrauch handle es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, betonte der Papst. Er nannte es "furchtbar", dass nur ein kleiner Prozentsatz der Missbrauchsfälle strafrechtlich verfolgt und verurteilt werde. Das Problem müsse auch in der Gesellschaft und den Familien gelöst werden, wo es den Wunsch gebe, "alles zuzudecken".
Franziskus sprach sich bei der Pressekonferenz auch für Sexualkunde im Schulunterricht aus. Sexualität sei "eine Gabe Gottes", sagte er auf dem Rückflug von Panama nach Rom vor mitreisenden Journalisten. Sexualerziehung müsse "objektiv" erfolgen und dürfe nicht zu einer "ideologischen Kolonisation" missbraucht werden. Erziehung müsse "aus dem Menschen das Beste herausholen und ihn auf dem Weg begleiten". Sexualerziehung solle idealerweise in der Familie durch die Eltern stattfinden, so das Kirchenoberhaupt. Da dies teils aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich sei, müsse die Schule einspringen.
Hintergrund der Frage an den Papst war eine aktuelle Statistik zu Schwangerschaften im Jugendalter in Zentralamerika. Den Zahlen zufolge wurden im Vier-Millionen-Einwohner-Land Panama im vergangenen Jahr 10.440 minderjährige Schwangere registriert.
Diejenigen Frauen, die abgetrieben hätten, sollten den Weg einer "Versöhnung" mit ihrem abgetriebenen Kind gehen, riet der Papst. "Dein Kind ist im Himmel; sprich mit ihm, sing ihm das Wiegenlied, das du ihm nicht singen konntest", sagte er. Darin liege ein "Weg der Versöhnung". Auch nach der Verfehlung eines Schwangerschaftsabbruchs gebe es Vergebung. "Gott vergibt immer", so der Papst. Im Fall einer Abtreibung sei es aber eine "schwierige Vergebung", die "durchgearbeitet" werden müsse.
Auf die Frage, ob diese Aussage den betreffenden Frauen gerecht werde und der Barmherzigkeit entspreche, antwortete der Papst, die Botschaft der Barmherzigkeit gelte "für alle, auch für die menschliche Person im embryonalen Zustand". Das Problem sei nicht die Vergebung, sondern "eine Frau zu begleiten, die sich bewusst geworden ist, abgetrieben zu haben". Um das "Drama der Abtreibung" zu verstehen, müsse man im Beichtstuhl sein.
In dem Zusammenhang erinnerte Franziskus daran, dass er Priestern die Möglichkeit gegeben hatte, im Fall von Abtreibungen die Lossprechung zu erteilen. Diese Regelung verfügte er 2015 mit Blick auf das "Jahr der Barmherzigkeit" 2016. Die Lossprechung von der schweren Schuld eines Schwangerschaftsabbruchs war bis dato in den meisten Ländern nur in wenigen Kirchen und durch bestimmte Beichtväter möglich.
Mehrfach wurde der Papst zur Lage in Venezuela befragt, und ob er eine Seite unterstütze. Wörtlich antwortete er: "Ich unterstütze das gesamte venezolanische Volk, das leidet. Wenn ich mich in diesem Land oder einem anderen Land einmischen würde und sagen würde 'Tut dies oder tut dies nicht', würde ich mich in eine Rolle begeben, die ich nicht schaffen kann. Es wäre eine pastorale Unvorsichtigkeit von meiner Seite und würde Schaden anrichten."
Generell gelte, dass es eine "gerechte und friedliche Lösung" brauche. "Ich habe Angst vor einem Blutbad. Und hier bitte ich, dass etwas Großes von denen geleistet wird, die helfen können, das Problem zu lösen", appellierte Franziskus.