Susanne Peter hat von einer Pensionistin Strickmützen für Obdachlose bekommen, kurz darauf freuen sich Leopold und Ewald über die warmen Hauben.
Susanne Peter hat von einer Pensionistin Strickmützen für Obdachlose bekommen, kurz darauf freuen sich Leopold und Ewald über die warmen Hauben.
Tun Christen etwas oder reden sie nur? Mit dieser Frage begann vor 30 Jahren das Obdachlosen-Projekt „Gruft“ in Wien. Ein Bericht im "SONNTAG".
Susanne Peter war in der "Gruft" schon als Schülerin im Einsatz und ist es bis heute. Zu Beginn der kalten Jahreszeit bittet sie um tatkräftige Hilfe für wohnungslose Menschen.
Während die einen den Winter wegen seiner weißen Pracht lieben und die anderen ihn aus dem gleichen Grund verabscheuen, bedeutet er für Obdachlose vor allem eines: Lebensgefahr.
Die Sozialarbeiterin Susanne Peter weiß das nur zu gut. Seit Anfang November sind sie und ihre Kolleginnen vom Obdachlosen-Betreuungszentrum „Gruft“ täglich auf der Straße unterwegs: „Sobald es kalt wird, sind wir jeden Tag draußen und setzen alles daran, dass niemand auf der Straße erfriert.“
Zwar gibt es in Wien mehrere Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnungslose – unter anderem in der Gruft –, aber bei manchen Menschen ist die Hemmschwelle, ein solches Angebot anzunehmen, zu hoch.
„Viele Obdachlose schaffen es nicht, Schlafplätze aufzusuchen, teilweise aufgrund von Erkrankungen, teilweise, weil sie menschenscheu sind“, sagt Susanne Peter. Sie besucht die Menschen auf der Straße, baut Beziehungen zu ihnen auf und motiviert sie, eine Einrichtung aufzusuchen oder zumindest einen Schlafsack anzunehmen.
Die Schlafsäcke, die Susanne Peter und ihre Kolleginnen verteilen, halten bis minus 24 Grad Celsius warm. „Mit so einem Schlafsack kann man den Winter auf der Straße überleben“, erklärt die Sozialarbeiterin, „der kann wirklich Leben retten.“
Mit einer Spende von 50 Euro unter dem Kennwort „Gruft Winterpaket“ kann man einem Menschen auf der Straße einen Schlafsack und damit die Chance zu überleben schenken. Zum Lebensretter wird auch, wer die Caritas informiert, sobald er einen Obdachlosen im Freien schlafen sieht (s. Kasten: Kältetelefon), oder in Notfällen unverzüglich die Rettung ruft (144).
Feste Schuhe und warme Winterkleidung machen die Winterkälte für die Wohnungslosen erträglicher. „Es ist natürlich ganz toll, wenn Hauben oder Schals selbstgestrickt sind, weil die Obdachlosen erkennen, da hat jemand Zeit investiert und sich Gedanken gemacht“, so Susanne Peter. Was momentan noch dringend in der Gruft gebraucht wird, ist Besteck für die Essensausgabe.
Tee und Schmalzbrote hat Susanne Peter schon als Schülerin an Obdachlose verteilt. Seit der Gründung der Gruft in der Pfarre Mariahilf ist sie für Wohnungslose im Einsatz. „Ich mache das noch immer gerne und kein Tag ist gleich. Ich bin in direktem Kontakt mit den Menschen, kann sie aktiv unterstützen und etwas verändern – das ist das Schöne.“
Die Gruft wurde 1986 als Schulprojekt von 16-Jährigen gegründet und zehn Jahre später von der Caritas übernommen. Sie bietet wohnungslosen Menschen einen Schlafplatz, warmes Essen, Waschmöglichkeit, saubere Kleidung und menschliche Wärme.
Was Sie tun können:
▶ Stricken – Hauben, Schals, Handschuhe
▶ Kochen – Info-Telefon: 01/587 87 54
▶ Sachspenden – Hygieneartikel, haltbare
Lebensmittel, warme Winterschuhe,...
▶ € 50,- für einen Schlafsack spenden
▶ Leben retten – wenn ein Obdachloser einen winterfesten Schlafsack oder Winterkleidung benötigt, verständigen Sie bitte die Caritas: Kältetelefon 01/480 45 53 oder kaeltetelefon@caritas-wien.at, bei medizinischen Notfällen rufen Sie bitte die Rettung unter 144.
Caritas Spendenkonto: IBAN: AT163100000404050050. BIC: RZBAATWW, Kennwort: Gruft