Kardinal Schönborn: "Wir sind alle dazu gerufen, Heilige zu werden - nicht, weil wir Großartiges vollbracht hätten, sondern weil wir Seine Gnade und Liebe empfangen dürfen".
Kardinal Schönborn: "Wir sind alle dazu gerufen, Heilige zu werden - nicht, weil wir Großartiges vollbracht hätten, sondern weil wir Seine Gnade und Liebe empfangen dürfen".
Erster Festgottesdienst seit Coronakrise mit vollbesetzem Domchor- und orchester. Kardinal Schönborn: Heiligkeit ist die Offenheit für die Gabe Gottes an uns. Gott gibt uns "etwas von sich selbst".
Heilige sind keine Menschen, die "asketische Meisterleistungen" erbracht haben oder besondere Werke vollbringen, sondern Menschen, denen Gott "etwas von sich selber gibt": Das hat der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, bei seiner Predigt am Montagmorgen im Stephansdom betont. "Heiligkeit bedeutet, dass Gott uns in seine Arme nimmt und sagt 'Du bist mein Kind'", so Schönborn. Insofern seien alle Menschen gleichermaßen berufen, "Heilige zu werden - nicht, weil wir Großartiges vollbracht hätten, sondern weil wir Seine Gnade und Liebe empfangen dürfen".
Dieses Verständnis von Heiligkeit erläuterte der Kardinal anhand einer Begegnung, die bereits über 50 Jahre zurückliege und die ihn doch bis heute präge: So habe ihm damals ein in Wien lebender russischer Offizier, Nicolas Rajewski, von einer Begebenheit in der Fremdenlegion erzählt, in der er einem deutschen Fremdenlegionär begegnet sei, der schwer verletzt und im Sterben lag. Dieser Soldat, der für seine Grausamkeit bekannt gewesen sei, habe zu ihm, Rajewski, gesagt: "Wenn ich jetzt sterbe und mit meinem ganzen schmutzigen Leben vor Gott komme, dann werden die Heiligen auf mich zeigen und ich muss mich schämen und ich kann nicht in den Himmel kommen. Aber wenn Gott mir etwas von sich gibt, von sich selber gibt, dann können die Heiligen nichts gegen mich sagen." Er halte diesen Satz - "Wenn Gott mir etwas von sich gibt" - für eine treffende Definition dessen, was Heiligkeit bedeute, schloss der Kardinal.