Hans Spitzer
* 9. Juni 1901, Hautzendorf
+ 14. Jänner 1945, Wien
hoffnungszeuge
* 9. Juni 1901, Hautzendorf
+ 14. Jänner 1945, Wien
hoffnungszeuge
Hans Spitzer
Beliebter Kaplan, Retter vieler "U-Boote"
Hans Spitzer, geboren am 20. Juli 1901 in Hautzendorf als Sohn einer Bauernfamilie, wuchs in einem tiefgläubigen Umfeld auf. Schon früh zeigte sich seine Berufung, und so trat er nach dem Gymnasium und dem Knabenseminar in Hollabrunn zum Theologiestudium in Wien ins Priesterseminar ein. 1924 wurde er zum Priester geweiht und begann seine seelsorgerische Arbeit, zunächst in Groß-Engersdorf, Unteraspang und Ernstbrunn, später in der Pfarre Wien-Lainz, wo er ab 1929 als Kaplan tätig war.
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Seit 1930 unterrichtete er zudem als Religionslehrer an der Hauptschule Steinlechnergasse. Als der Pfarrer Anton Schrefel schwer erkrankte, übernahm Spitzer zunehmend die leitende seelsorgerische Tätigkeit in der Pfarre.
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Er war in seiner Gemeinde sehr beliebt, besonders unter den Jugendlichen, und engagierte sich stark im sozialen und kirchlichen Leben. Passionsspiele mit der Jugend, Reisen mit Pfarrfamilien und Besuche im heimatlichen Weinkeller in Hautzendorf mit Lainzer Freunden gehörten zum Alltag. Aus einer Weingegend stammend und Couleurstudent, liebte er gesellige Abende bei Wein und Kartenspiel.
„Mit ihm wurde nur gelacht“,
berichtete eine Bekannte.
Spitzers wahre Größe zeigte sich während der dunklen Jahre des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Beginn der Judenverfolgung und den Massendeportationen im Jahr 1941 konnte Kaplan Spitzer nicht untätig bleiben. Gemeinsam mit Gemeindemitgliedern und Vertrauten, darunter seine Haushälterin Theresia Gotthart, versteckte er bis zu 20 jüdische Menschen im Alten Pfarrhof von Lainz. Ein verborgenes Zimmer, versteckt hinter einem Kasten, diente als Zufluchtsort vor der tödlichen nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie.
Trotz Überwachung durch die Gestapo und seiner bekannten "judenfreundlichen" Haltung gelang es Spitzer, einer Verhaftung zu entgehen. Er wurde in der sogenannten "Gegnerkartei" geführt, aber nichts Belastendes konnte ihm nachgewiesen werden.
Der nazionalsozialistische Bürgermeister von Hautzendorf etwa drohte ihm wegen seiner Judenfreundlichkeit mit dem Tod, ihn
„einen Kopf kürzer zu machen“,
„Ja, fang gleich an damit!“
So soll Spitzer ein Winzermesser hinhaltend mutig geantwortet haben.
Die Rettungsaktionen von Kaplan Hans Spitzer wären ohne die Hilfe seiner Mitstreiter kaum möglich gewesen. Neben Theresia Gotthart war Dr. med. Friedrich Schweitzer, ein befreundeter Arzt, eine zentrale Figur.
Auch Gemeindemitglieder, wie der Rauchfangkehrer Josef Melzer, die Elektrohändlerin Vilma Lefkowits, die Fleischermeisterin Johanna Steindl, der Fleischgroßhändler Hans Hanek, der Lebensmittelgroßhändler Benno Wurlitzer, sowie mehreren anderen Familien aus Lainz und der eigenen bäuerlichen Großfamile in Hautzendorf, die Lebensmittel und sichere Unterschlüpfe bereitstellten, ermöglichten die Rettung der "U-Boote".
Spitzer versteckte zum Beispiel unter Mithilfe Melzers während des Krieges einen etwa 14-jährigen jüdischen Buben bei seiner Familie in Hautzendorf um ihn später sicher weiter zu transportieren.
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Am 14. Januar 1945 endete sein Leben abrupt durch einen plötzlichen Herzanfall. Er ist kein klassischer Märtyrer, den man ermordet hat, aber seine Gesundheit hat er für die von ihm Versteckten aufs Spiel gesetzt und so sein Leben für sie gegeben.
Zu seinem Requiem in der Lainzer Pfarrkirche erschien auch Kardinal Theodor Innitzer, ein Zeichen der Anerkennung für einen Mann, der in Zeiten der Not das Richtige tat.
Kaplan Hans Spitzer war ein Mann tiefen Glaubens und fester Überzeugungen, dessen Einsatz für die Rettung von Juden beispielhaft für den christlichen Widerstand während des Nationalsozialismus steht. Trotz der Gefahren folgte er seinem Gewissen und nutzte die Ressourcen seines kirchlichen Umfelds, um Menschen in Not zu helfen. Seine Taten blieben lange im Verborgenen und so erinnert erst seit 2008 eine Gedenktafel am Alten Pfarrhof in Wien-Hietzing an den Kaplan:
Orte auf den hoffnungspilgerwegen, an denen man den Lebensweg von Hans Spitzer aufspüren kann:
...in gemütlicher Runde, mit den Mitarbeitenden der Pfarre, das hat Kaplan Spitzer gern getan. Neben der Erholung waren diese Zusammenkünfte auch der konspirative Kern der Hilfsorganisation.
Wo kann man selber helfen, wo kann man hoffnungsquelle werden, was wollt Ihr gemeinsam auf die Beine stellen?
Wie Kaplan Spitzer, in die Weinberge, in die Kellergasse gehen, mit Freunden, mit einer katholischen Gruppe, gemütlich ein Glaserl im Keller, beim Heurigen & dabei nicht übersehen Gutes zu tun, zu organisieren, so kann hoffnungspilgern auf den Spuren Hans Spitzers aussehen & das nicht nur in Hautzendorf ...
Auch die Einkehr hat nicht gefehlt. Momente der Stille in den offenen Kirchen auf den Routen des hoffnungspilgern. Wer Gutes tun will, planen will, dem sei eine gute Portion Rücksprache mim Herrn beim stillen Gebet empfohlen ...
Die Pfarrkirche von Hautzendorf - geistliches Zentrum für die Familie Spitzer (Kirchenstraße 48, 2123 Hautzendorf)
Im Knabenseminar in hollabrunn, den Ort, an dem so viele Priesterberufungen geprüft wurden und auch gepflegt verbrachte er seine Gymnasialzeit (Kirchenplatz 2)
Die MKV, katholische Mittelschüler-Verbindung Herulia Wolkersdorf hat er als Gymnasiast mitbegründet (Kellergasse 35)
Um Priester werden zu können, ging er nach Wien ins Priesterseminar (Boltzmanngasse)
Eine der Kaplansstellen war im Weinviertler Ernstbrunn (Kirchenplatz).
Auch in Groß-Engersdorf half er als Kaplan (Bahngasse 12)
Auch im Süden, in Unter-Aspang wirkte er als Kaplan (Pfarrpl. 1).
Als seine Katakombe hat er den familieneigenen Keller in Hautzendorf bezeichnet & für geheime Unterredungen genützt (Kellergasse).
auf der Speisinger Straße ist eine der Wohnungen, gleich bei der ehemaligen Fleischerei, wo jüdische Mitbürger versteckt wurden...
In der Hauptschule unweit der Pfarre hat er Religion unterrichtet - so fröhlich er war, er dürfte auch ein strenger Lehrer gewesen sein (Steinlechnergasse).
Eine weitere Adresse, an der "U-Boote" untergekommen sind war die Feldkellergasse 4.
Der alte Lainzer Pfarrhof war nicht nur das wichtigste Versteck und der Garten Gemüsebeet für die bedrohten Gäste, sondern der Ort, an dem sein Herz verausgabt nicht mehr schlagen konnte. (Lainzer Str. 154)
.. als Bekenner eines Lebens, das kein Ende kennt. Wir müssen ihr Zeugnis in Ehren halten, um unsere Hoffnung fruchtbar zu machen.
Papst Franziskus in "Spes non confundit"
Die Heiligen Stätten des Jubiläums in der Nähe der Orte des Lebens und Wirkens von Kaplan Hans spitzer:
Es gibt (von Pfarren, Gruppen + Co.) vorbereitete Pilgerrouten für hoffnungspilgernde, die Koordinaten kann man sich einfach aufs Smartphone runterladen:
Das Gebet einer Heiligen, die sich als Jüdin auch vor den Nazis im Karmel in den Niederlanden versteckt halten musste und dann doch in Auschwitz ums Leben gekommen ist...
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