Ordenspriester: Abt Mag. Johannes Jung.
Ordenspriester: Abt Mag. Johannes Jung.
Zum "Tag des geweihten Lebens": "Brennt das Feuer der Berufung noch?", fragte "Der Sonntag" Ordensleute, ein Mitglied eines Säkularinstituts und eine geweihte Witwe.
"Und wie das Feuer brennt! Es wird zwar so sein, dass mich vor dreißig Jahren Anderes beschäftigt hat als heute, dass manche Themen weniger wichtig geworden und andere in den Vordergrund gerückt sind, aber mit Leidenschaft suche ich Gott, der mich dabei gewissermaßen auf Trab hält", sagt der Abt des Wiener Schotten-Stifts, Johannes Jung OSB: "Ich glaube, dass meine Gemeinschaft der Ort ist, an dem diese Suche gelingen kann, ich versuche an ihrer Weiterentwicklung zum Guten mitzuwirken, für die Menschen da zu sein, die uns umgeben und empfinde in Zeiten der Stille eine großes Verlangen, mehr über ihn zu erfahren, dem ich dienen darf."
Der hl. Benedikt wolle, dass in "seinen" Klöstern "in allem Gott verherrlicht werde", sagt Jung: "Dem versuchen wir nachzukommen in der Liturgie, in den Arbeiten, die wir leisten, im Studium." Dieser "Dreiklang" finde sich im Ablauf jeden Tages wieder – und er sei ziemlich prägend. Jung: "Und dann sind da noch die konkreten Ratschläge, die Benedikt jedem Mönch gibt: Verzichte auf Einzelinteressen, gehorche deinem Bruder, begegne einem Gast wie einem zweiten Christus!" Wer sich den Benediktinern des Schottenstifts anschließe, den erwarte "jedenfalls ein spannendes Leben". Jung: "Dazu trägt die Lage unseres Klosters inmitten einer Großstadt bei; eine ,romantische‘ Mönchsexistenz ist hier unmöglich." Dazu komme "ein Leben ohne Müßiggang: Meine Mitbrüder sind auch fleißige und vorbildliche Arbeiter – in der Wissenschaft, der Schule, der Pastoral und nicht zuletzt in den Diensten, die an der Gemeinschaft geleistet werden müssen", sagt Jung.
Auch Sr. Katharina Deifel OP verspürt noch immer dieses Brennen, denn: „Der Mensch als triebmäßig nicht festgelegtes Tier brennt immer. Weil viele Menschen dieses Brennen, diese unendliche Sehnsucht, heute falsch verstehen, werden sie unendlich gierig auf Macht, Sex, Geld“, sagt sie: „Sobald man dieses Brennen richtig verstanden hat – unendliche Sehnsucht als Sehnsucht nach dem Unendlichen – kann es nur anders, aber nicht weniger werden – ja, je näher man dem Tod kommt, brennt man stärker.“ Da sie erst als Witwe in den Orden der Wiener Dominikanerinnen eingetreten ist, habe sie den Orden „sicher bewusster ausgesucht als junge Mädchen“.
Sr. Katharina: "Unser Orden entstand in der Zeit des Frühkapitalismus, also unserer Zeit durchaus ähnlich. Das Spezifische an unserem Orden ist die Verkündigung durch Überzeugung, auf der Basis von Gebet, einschlägigem Studium und bewusst einfachem Leben." Bis zu Dominikus waren nur Brüder (aktiv und kontemplativ) und Nonnen (nur kontemplativ) üblich gewesen, im Rahmen des Dominikanerordens entwickelten sich Schwestern, die nach dem Vorbild der Brüder Gebet und Arbeit verbinden, und Laiengruppen, die den Gegensatz von Ordensleute und Laien überbrücken helfen und die dafür eine Art Religionsunterricht für Erwachsene erhielten/erhalten.
"Die Verkündigungstätigkeit prägt unseren Orden und daher auch seine Mitglieder bis heute. Nach meiner Emeritierung als Hochschulprofessorin an der Kirchlich-pädagogischen Hochschule bin ich reichlich in der Erwachsenenbildung tätig", erzählt Sr. Katharina. Neue Mitglieder treffen bei den Dominikanerinnen „auf eine sehr heterogene Gemeinschaft, in die man sich mit den Fähigkeiten und Ausbildungen einbringen kann, die man hat“. Sr. Katharina: „Wer nicht direkt in der Verkündigung tätig ist, unterstützt durch Tätigkeiten im Haus, wozu auch eine verbildliche Versorgung bettlägriger Schwestern gehört. Wir alle leben das augustinische Wort ,Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir‘.“
"Ob das bei der Berufung verspürte Feuer noch brennt, diese Frage fordert mich heraus, mich an die Anfänge des Weges zurück zu begeben", sagt Elisabeth Plach vom Säkularinstitut "Societas de Imitatione Christi – Gemeinschaft der Nachfolge Christi" (Wien 19). "Die dankbare Erinnerung, beim Namen gerufen und geführt worden zu sein, die Entdeckung – zumindest im Rückblick – von Gottes Wirken und Mitgehen in meinem Alltag helfen", so Plach, 2diese erste Liebe auf Zukunft hin zu öffnen und das Feuer am Brennen zu halten oder zumindest den Entschluss zu fassen, mich von Christus finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen", zitiert sie aus „Evangelii Gaudium“ (Nr. 3). Die Gemeinschaft sei "wesentlich durch die Exerzitien des Ignatius von Loyola bestimmt: Ausgerichtet auf Jesus Christus, diesen je besser zu kennen, mehr zu lieben und ihm nachzufolgen". Plach: "Konkret heißt das für mich das Bemühen um eine Haltung der Verfügbarkeit und um einen einfacheren Lebensstil, im aktuellen gesellschaftlichen Umfeld präsent zu sein und Menschen bei der Erschließung des Glaubens und der Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen." "Gott suchen und finden in allen Dingen", dieser Satz des hl. Ignatius helfe und leite nicht nur bei der Unterscheidung, "wo Gott uns haben möchte, sondern schenkt auch tröstende Nähe". Plach: "Die tägliche Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes in der Bibel, Gebet und Mitfeier der Eucharistie prägen die Gemeinschaft mit Bindung an Gott durch die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit und stärken Entschiedenheit, Nüchternheit, innere Freiheit und Selbständigkeit, deren es lebenslang bedarf." Regelmäßige Kontakte untereinander, Erfahrungsaustausch und gegenseitige Unterstützung, Treffen zu geistlicher Erneuerung und vieles andere mehr schaffen geistlichen Zusammenhalt, Glaubensbereicherung, Gemeinsamkeit und Angenommensein.
"Aus tiefstem Herzen kann ich sagen: Ja, mein 'Feuer' der Berufung brennt auch heute noch – es ist eine Flamme, die mir immer wieder bestätigt, dass ich den richtigen Weg für mich gewählt habe", sagt Prior Saji Mullankuzhy OH von den Wiener Barmherzigen Brüdern: "Ich bin als Ordensbruder auch gleichzeitig Mensch und jeder Mensch beginnt immer wieder an sich oder auch an seinem Weg zu zweifeln. Auch Jesus hatte Zweifel und auch unser Ordensgründer, der hl. Johannes von Gott, hatte Zeiten des Zweifels und wusste nicht weiter. Aber – und darauf kommt es an – sie haben sich den Zweifeln gestellt und schließlich darüber gesiegt'." Die Hospitalität, die christliche Gastfreundschaft, sei „nicht nur unser 4. Gelübde, sondern gleichzeitig unser zentraler Wert", sagt der Ordensbruder. Wenn sich Männer dem Orden anschließen, "erwartet sie eine Gemeinschaft, die aktiv tätig ist, sich um kranke, arme und am Rand der Gesellschaft stehende Menschen kümmert. Und vor allem sind wir eine Gemeinschaft, die das Charisma des Gründers, des hl. Johannes von Gott, aktiv lebt und an die heutigen Anforderungen angepasst hat". Der Leitspruch "Gutes tun und es gut tun" werde immer Gültigkeit haben und zwar angepasst an die Gesellschaft und die Entwicklungen der Zeit.
Auch Maria Janda, eine geweihte Witwe, "brennt": "Ich bin dankbar, ihm ganz zu gehören. Mit Gott fürchte ich nichts. Seine Liebe, seine Sorge lässt mich Gott nur noch inniger lieben", sagt sie. "Ich glaube, dass durch die Weihe meine Familie, meine Nächsten in reichem Maße an den Geschenken daran teilnehmen können." Janda: "In der Begleitung meines krebserkrankten Enkelkindes bis hin zu seinem Sterben dürfen die Familie und die Freunde, die Ärzte und die Pflegepersonen erleben, wie der Herr durch sein Wirken eine wunderbare Geschichte entstehen ließ."
Webseite: "Der Sonntag"
Wöchentliche Kolumne von Chefredakteur Michael Prüller im "Sonntag"
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