Anlass des Festgottesdienstes war der 1.100. Jahrestag der Bischofsweihe des heiligen Ulrich von Augsburg (890-973) am 28. Dezember 923 sowie sein Tod vor 1.050 Jahren.
Anlass des Festgottesdienstes war der 1.100. Jahrestag der Bischofsweihe des heiligen Ulrich von Augsburg (890-973) am 28. Dezember 923 sowie sein Tod vor 1.050 Jahren.
Wiener Kardinal als Papst-Gesandter bei Diözesanfeier: Friedensstifter mit tiefer Frömmigkeit auch heute als Vorbilder vonnöten.
Auf die Notwendigkeit lebender Vorbilder für den Glauben hat Kardinal Christoph Schönborn beim Ulrichs-Jubiläum der Diözese Augsburg hingewiesen. Nicht nur die historischen Heiligen seien für die Kirche von Bedeutung, sondern auch Menschen in den Pfarrgemeinden, "vor denen man Ehrfurcht verspürt, Menschen mit einer tiefen Frömmigkeit oder auch Menschen, die Vorbild sind, wie sie schwierige Situationen meistern", sagte der Wiener Erzbischof, der am Donnerstag in seiner Funktion als Sondergesandter von Papst Franziskus die Feiern im Dom der drittgrößten Stadt Bayerns leitete.
Die "Heiligkeit" bezeichnete Schönborn als eine Konstante durch wechselhafte Zustände der Gesellschaft und Kirche hindurch. Die Umstände zu den Zeiten Ulrichs - der Augsburger Diözesanpatron wurde vor 1.100 Jahren zum Bischof geweiht - könne man sich heute kaum mehr vorstellen. Dennoch gebe es bleibende Merkmale für Heiligkeit, wie etwa den Einsatz für den Frieden. Dieser sei "harte Arbeit, zuerst in uns selber" und "nicht selbstverständlich", betonte der Kardinal. Auch der "Kampf gegen alles, was Unfrieden stiftet", gehöre dazu. Begründet sei Heiligkeit zudem stets in einer "Freundschaft mit Gott".
Auch noch im 20. und im laufenden 21. Jahrhundert und angesichts einer sich wandelnden Kirchengestalt gebe es eine "unerschöpfliche Heiligkeit", betonte der Wiener Erzbischof. Entscheidende Bedeutung für die Heiligenverehrung habe das Volk, von dem eine Heiligsprechung - Ulrich war laut Kirchenhistorikern der erste in einem formellen Verfahren Heiliggesprochene - im Grunde ausgehe. "Heilige können nicht produziert werden, sondern werden vom Volk ernannt, erkannt und erspürt", sagte Schönborn. Menschen würden bei ihnen "Schutz suchen und Hilfe finden", worauf etwa im Falle Ulrichs die "lange, lange Liste" der ihm zugesprochenen Wundertaten weise.
Anlass des Festgottesdienstes war der 1.100. Jahrestag der Bischofsweihe des heiligen Ulrich von Augsburg (890-973) am 28. Dezember 923 sowie sein Tod vor 1.050 Jahren. Der mittelalterliche Bischof, der 50 Jahre der Diözese vorstand, ist Diözesan- und Stadtpatron Augsburgs. Der Gottesdienst, den auch der päpstliche Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, sowie Vertreter der Ökumene mitfeierten, bildete den Höhepunkt des bereits im Sommer gestarteten Ulrichs-Festjahres. Im Anschluss gab es am Donnerstagabend einen Festakt im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses. Festredner war dabei der Vorsitzende der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU).
Weber würdigte in seiner Ansprache Ulrich als Vorbild im Umgang mit Menschen. Nicht Ruhm, Denkmäler oder nur seine eigene Diözese seien für ihn entscheidend gewesen, sondern die Verantwortung und der Blick auf das gemeinsame Ganze, so der CSU-Politiker. Das sollte auch für Europa heute gelten, das in den vergangenen 70 Jahren ein Erfolgsmodell gewesen sei, dessen Stabilität sich aber nun in Gefahr befinde. "Auch Europa ist mehr als die Summe nationaler Interessen. Nur wenn es zusammensteht und das große Ganze im Blick behält, dient es den Menschen", sagte Weber. Fundament eines christlichen Europas seien "Menschen, die sich bekennen".
Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte, der heilige Ulrich würde auch heutzutage die Menschen sicher beeindrucken. Wenn dieser sich zu Tische setzen wollte, habe er stets dafür gesorgt, dass auch die Armen im Ort mit einer Mahlzeit gestärkt worden seien. Ausdrücklich habe er Verstümmelte und Gebrechliche auf ihren Tragbahren herbeitragen lassen. "Ein Verhalten, das auch in unserer aufgeklärten und inklusiv denkenden Welt ein Alleinstellungsmerkmal wäre", gab Meier zu bedenken.
Weiter ging der Bischof auf den Krieg in der Ukraine und im Heiligen Land ein. Gerade in diesen unruhigen Zeiten, lerne man wieder den Frieden als etwas nicht Selbstverständliches, sondern als etwas besonders Schützenswertes zu schätzten. Der heilige Ulrich mache deutlich, dass es allein darauf ankomme, den guten Willen durch die Tat zu bezeugen. "Schön Reden ist keine Alternative zum Handeln. Worte sind wichtig, doch was zählt, ist die Tat."